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Anwalt vor Gericht Anwalt vor Gericht: Geld der Mandanten verzockt?

Von Hendrik Kranert 01.09.2002, 17:55

Quedlinburg/MZ. - Bernd W. tat das, was er wohl häufiger tat,wenn er Bares zwischen den Fingern hatte -er setzte sich in seinen Audi und fuhr nachBraunschweig oder Magdeburg in die Spielbank.Und verzockte das Geld seiner Mandanten, soder Vorwurf der Halberstädter Staatsanwaltschaft.Mindestens 814000 Mark (über 400000 Euro),soll der 41-Jährige zwischen 1997 und 2000verspielt habe. Geld, das er als Nachlassverwalter,Kontenauflöser oder in anderer treuhänderischerFunktion verwahren sollte.

Z-TITEL: "Das Geld ist weg."

Hubert Böning

Oberstaatsanwalt

Morgen beginnt vor dem Magdeburger Landgerichtder Prozess gegen Bernd W. Verhandelt werden22 Fälle von Betrug und 25 Fälle von Untreue,es sind 58 Zeugen geladen. In etlichen Fällenhat Bernd W. seine Mandanten in den Ruin getrieben.Bislang wurden zehn Verhandlungstage angesetzt,in denen das Gericht anhand eines Gutachtensauch beurteilen muss, ob Bernd W. spielsüchtigist.

Bei einer Verurteilung drohen dem im niedersächsischenHameln lebenden Angeklagten nach Einschätzungvon Dieter Magalowski, Sprecher des MagdeburgerGerichts, fünf bis sieben Jahre Haft und etwafünf Jahre Berufsverbot. Den zahlreichen geprelltenMandanten wird dies wenig nützen. Zwar läuftparallel im Strafprozess ein so genanntesAdhäsionsverfahren zur Durchsetzung ihrerSchadensersatzansprüche. Doch Bernd W. giltals mittellos.

"Das Geld ist weg", sagt OberstaatsanwaltHubert Böning. Alle Konten des Rechtsanwaltes,der dem Entzug seiner anwaltschaftlichen Zulassungmit der freiwilligen Rückgabe zuvor kam, warenleer. Kerstin E. und ihr Anwalt Thomas Tschammer,der 16 Geschädigte vertritt, meinen, dasses soweit nicht hätte kommen müssen. Sowohldie Anwaltskammer Sachsen-Anhalt als auchKollegen und Banken hätten "mindestens einhalbes Jahr gewusst", dass W. fremdes Geldverspielte und Pleite war.