Abitur Abitur: Zeugnis aus Kanzlerhand

Dessau/dpa. - «Sie gehören mit dem Abiturzeugnis zur Elite unseres Landes»,sagte Schröder an die Adresse der jungen Leute. Zur Elite zu gehörenheiße auch, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen. AlsAbsolventen einer Europaschule sei es ihre Aufgabe, die Idee einesvereinten Europas in die Gesellschaft zu tragen und in ihr zuverankern. «Wir haben heute die einmalige Chance, aus Europa einenKontinent des dauerhaften Friedens und des Wohlstandes zu machen. Dashat es so noch nicht gegeben. »
Zu den für Deutschland ernüchternden Ergebnissen der Pisa-Studiesagte Schröder: «Unser Volk kann es sich nicht leisten,Begabungsreserven nicht auszuschöpfen.» Deshalb müssten weiter dieChancengleichheit für Geschlechter herstellt und noch existierendeBarrieren für den Zugang zu Bildung weggeräumt werden. «EinAbiturzeugnis zu bekommen, darf niemals vom Geldbeutel abhängen.»
Die jungen Leute taten äußerlich ganz cool, waren aber doch nichtunbeeindruckt davon, dass Schröder den versprochenen Besuch wahrmachte. «Wir hatten ernsthaft damit nicht gerechnet», räumte AnkeSchulze ein. «Ich fand, dass er nicht nur Bundeskanzler ist, sondernauch ein Mensch. Ich hab' jetzt das Gefühl, dass Politik doch nichtso weit weg ist.»
«Wer kriegt schon sein Abizeugnis vom Kanzler?" sagte GloriaWetzel (19). «Wir kannten ihn ja schon», sagte Tristan Theuerkorn.Die lockere Rede des Kanzlers aus dem Stegreif fand er «sehrschülernah». Torsten Beume blickte ein bisschen mit Wehmut zurück:«Im Nachhinein gesehen, war die Schule eigentlich eine schöne Zeit,wenn man auch manchmal sehr viel lernen musste, gerade vor denPrüfungen. Es war ein schöner Tag, anschließend geht es mit derFamilie zum Essen.» Was die nahe Zukunft bringt, weiß der 19-Jährige:«Erst mache ich Zivildienst, dann Studium, auf jeden Fall etwasNaturwissenschaftliches.»
Das Programm der Dessauer Ex-Gymnasiasten für Mittwochstand schon fest: Schröder hat die frisch gebackenen Abiturientennach Berlin zur Besichtigung des Kanzleramtes eingeladen. EinzigerWermutstropfen: Der Besuch muss ohne den Hausherrn über die Bühnegehen. Als SPD-Vorsitzender ist er im Wahlkampf in Sachsen-Anhaltunterwegs. Am 21. April wird ein neuer Landtag gewählt.