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17. Juni 1953 17. Juni 1953: Böhmer mahnt zum Bewahren der Erinnerung

Von Alexander Schierholz 15.06.2003, 12:38

Bitterfeld/MZ. - Wolfgang Böhmer (CDU) kam mit einer Botschaft im Gepäck: Die Ereignisse des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 dürften nicht aus der Erinnerung gelöscht, sondern müssten künftigen Generationen weitererzählt werden, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident am Sonnabend in Bitterfeld. Böhmer eröffnete dort eine große Ausstellung zum Aufstand in der Region Bitterfeld-Wolfen.

Der Regierungschef ist gemeinsam mit Bundespräsident Johannes Rau (SPD) Schirmherr der Schau. Deren Besucher werden in einer so genannten Zeitschleuse mit Alltagsgegenständen auf die 50er Jahre eingestimmt. Fotos, Dokumente und Berichte von Zeitzeugen beleuchten den politischen Hintergrund des 17. Juni und geben Auskunft über die Geschehnisse in Sachsen-Anhalt, Bitterfeld und Wolfen. Dafür wurde auch bisher unzugängliches Archivmaterial ausgewertet.

Im Gegensatz zu vielen anderen Städten und Gemeinden verlief der Tag in dieser Region weitgehend gewaltfrei. Außerdem stellten die Streikenden kaum so deutlich wie in Bitterfeld auch politische Forderungen, etwa nach freien Wahlen und der deutschen Einheit.

Böhmer zitierte Umfragen, wonach 83 Prozent der Jugendlichen in Ost und West mit dem Datum nichts anfangen könnten. "Das sollten wir nicht hinnehmen." Der 17. Juni 1953 sei Teil "unserer gemeinsamen deutschen Geschichte", Ost- und Westdeutsche müssten sich ihn jetzt neu erarbeiten. Der Regierungschef erinnerte daran, dass der Volksaufstand in der DDR ein Tabuthema war. In der alten Bundesrepublik war der 17. Juni zwar schon seit 1954 ein Feiertag. "Aber schon nach kurzer Zeit waren wohl viele nur froh, dass sie frei hatten und baden gehen konnten."

Böhmer zog noch eine Lehre aus dem 17. Juni. Er werde, so der Ministerpräsident, oft angesprochen, wie chaotisch es in der Politik zugehe, "wo jeden Tag eine andere Meinung in der Zeitung steht". "Jawohl, Demokratie ist mühsam, das gehört dazu", sagte Böhmer vor rund 250 Gästen. "Wir Älteren haben noch etwas anderes erlebt - das möchten wir nie wieder."

Bis zum 15. Dezember im Metall-Labor, Zörbiger Straße 22a, Bitterfeld. Öffnungszeiten täglich 10 bis 18, donnerstags und freitags bis 20 Uhr. Eintritt frei.