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Zeitz Zeitz: Zeitzer Geschichte und ein Glas Wein

Von CLAUDIA PETASCH 01.11.2010, 18:19

ZEITZ/MZ. - 13 Gäste soll die Köchin Mathilde (gespielt von Birgit Otto) zum Abendessen im Gasthof "Zur Alten Post" bewirten und noch keine einzige Kartoffel ist geschält. Nervös greift sie zur Schürze, bindet sich diese um, nimmt ein Messer und die Schüssel, setzt sich an den Küchentisch und legt los. Doch statt mit anzupacken, haben ihre Küchenhelferinnen Annchen (Antje Henck), Hannchen (Melanie Drescher) und das Lehrmädchen Babette (Nicole Schneider) nichts anderes im Kopf, als sich mit gruseligen Geschichten abzulenken. Sie erzählen sich von einer wieder auferstandenen Braut aus Könderitz.

Zeitzer Sagen bieten die Vorlage

Sie wartete auf ihren Geliebten, erfuhr dann, dass er im Krieg gefallen ist und vor lauter Kummer, der an ihr zehrte, starb auch sie. Am Tag der Beerdigung dann kam der totgeglaubte Mann zurück, sah seine Verlobte im Sarg, küsste sie zum Abschied und sank vor ihr trauernd nieder. Plötzlich schlug sie, wie durch ein Wunder, die Augen auf, und schließlich konnten sie doch noch Hochzeit feiern.

Das ist nur eine der zahlreichen Geschichten, die sich die Bediensteten des fiktiven Zeitzer Gasthofes "Zur Alten Post" erzählten und damit ihren tristen Alltag interessanter machten. Das Stück "Im Gasthof zur Alten Post", geschrieben von Angelika Andräs-Kautz, Regie führte Jürgen Kautz, feierte im Friedenssaal des Zeitzer Rathauses Premiere. Die Schauspieler von der Theatergruppe der Freien Bühne des Kunst- und Kulturvereines (Kuk), erheiterten die Gäste mit ihrer lockeren Spielweise.

Geschichte wird erlebbar

Die Sagen rund um Zeitz fand die Autorin in alten Büchern und baute sie kurzerhand in die Tagesabläufe eines Gasthofes ein. Die Erzählungen, die aufgegriffen wurden, waren vielen Gästen bekannt. So wurde vom Leichenzug zum Schloss Moritzburg getratscht, von einem Reiter ohne Kopf erzählt, der vor allem die Frauen am Küchentisch erschaudern ließ. Und Gäste, die mitten in der Nacht ans Wirtshaus klopften, berichteten von einem dreibeinigen Hasen. Lachen war garantiert.

Die Gäste bekamen im Übrigen nicht nur Geschichte zum Ansehen geboten, sondern auch zum Schmecken. Denn neben realen Schauplätzen und Denkmälern spielte auch der Wein von Kloster Posa eine wichtige Rolle. Der Rebensaft sorgte dafür, dass der Wirt (Jürgen Kautz) zu jeder Tages- und Nachtzeit beschwipst war und dass Gräfin Cosel (Birgit Büttner) der Stadt einen Besuch abstattete.

Unter tosendem Applaus der fast 100 Zuschauer wurden die Schauspieler dann nach gut eineinhalb Stunden Spielzeit zur Premierenfeier entlassen. Die Autorin zeigte sich erleichtert. "Immerhin mein erstes Stück", sagte Andräs-Kautz zufrieden.

Weitere Informationen zu Vorstellungen und Terminen gibt es bei der Theater AG unter der Nummer: 0163 / 2 49 66 52 oder beim Kuk unter: 0176 / 50 54 65 09.