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Zeitz Zeitz: Stadt holt sich das Capitol wieder zurück

Von ANGELIKA ANDRÄS 22.09.2010, 17:32

ZEITZ/MZ. - Das Capitol in der Zeitzer Judenstraße wird ab 1. Januar 2012 in städtischer Hand sein. Der bestehende Vertrag mit Wolfgang Staub und dem Dasdie-Veranstaltungszentrum Erfurt, der zum 31. Dezember 2011 ausläuft, wird nicht verlängert. Das bestätigte Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP). "Wir holen uns das Capitol zurück", so Kunze.

Die Debatte um die Bespielung des als neues Zeitzer Theater ausgebauten ehemaligen Kinos geht über Jahre. Am 4. Mai 1999 beschloss der Zeitzer Stadtrat, das Kino für eine Million Mark zu kaufen und für rund zehn Millionen Mark zum Theater umzubauen. Am 24. Januar 2001 konnte der Grundstein für das Bühnenhaus gelegt werden. Im November desselben Jahres wurde aufgrund eines Urteils des Oberverwaltungsgerichtes nach der Klage eines Nachbarn Baustopp verhängt. Am 28. März 2002 wurden die Bauarbeiten durch die Stadt eingestellt und erst im Februar 2003 wieder aufgenommen. Vorausgegangen war eine außergerichtliche Einigung mit dem Kläger. Kurz darauf wurde das Capitol als Theaterspiel- und Veranstaltungsstätte zur Betreibung und Vermietung ausgeschrieben.

Unter den Bewerbern hatte sich 2004 der Erfurter Intendant und Inhaber dreier Spielstätten Wolfgang Staub durchgesetzt. Er wollte mit Eigenproduktionen, Musical, Comedy und Showprogrammen den Spielplan füllen und auch Gastspiele anderer Theater einbinden. Ein Vorhaben, das nicht funktionierte: Schon ein Jahr nach der Eröffnung nahm die Kritik an der Spielplangestaltung zu: Zu wenig Vorstellungen, viele Ausfälle und eine effektive Spielzeit von Oktober bis April. Im Jahr 2007 relativierte Staub diesen Eindruck mit Blick auf die dritte Spielzeit: 38 Vorstellungen fanden statt, erklärte er, 6 590 Besucher wurden gezählt. Allerdings stellte er auch fest, dass ihm die "hohen Kosten, vor allem die Wartungskosten und die für Strom und Heizung" Sorgen bereiten, die würden alle Zuschüsse auffressen. Offiziell sind 100 000 Euro jährlicher Zuschuss seitens der Stadt Zeitz eingestellt. Dass auch mehr gezahlt werden musste, wurde nicht bestätigt. In den letzten beiden Jahren fanden durchschnittlich noch ein gutes Dutzend Vorstellungen in fünf bis sieben Monaten Spielzeit statt. Die Forderung nach der Beendigung des Vertragsverhältnisses mit Staub wurde in der Öffentlichkeit, aber auch im politischen Raum immer lauter. Nun ist die Entscheidung gefallen. "Ich atme einfach nur auf", meinte Günther Meyer aus Zeitz am Mittwochmittag, "ich habe viele Hoffnungen in den Oberbürgermeister gesetzt, er hat wieder eine erfüllt." Auch der Zeitzer Günter Müller hält diesen Schritt für dringend nötig: "Längst überfällig, das hätte schon eher passieren müssen. Aber besser spät als nie. Denn es wird dann mindestens noch ein Jahr dauern, bis der Schaden ausgemerzt ist und die Zeitzer wieder hier ins Theater gehen."