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Zeitz Zeitz: Köstlich, bitter oder giftig

Von Tobias Heyner 23.04.2012, 17:15

Zeitz/MZ. - Die kalte Jahreszeit ist vorüber. Die Bäume und Sträucher sind frisch ergrünt. Blumen zeigen wieder vermehrt ihre Pracht. Und für den geneigten Sammler wohl die beste Nachricht: Auch die Pilze sprießen langsam wieder! Doch sind die Arten zahlreich und viele davon ungenießbar oder gar giftig. Als Laie fällt die Zuordnung da schwer. Nicht selten kommt man mit einem prall gefüllten Korb aus dem Wald zurück und beginnt zu grübeln: Ist dieser Pilz nun giftig oder nicht? Im Zweifelsfall sortiert man unbekannte Exemplare lieber aus. Ärgerlich, wenn es am Ende doch ein Speisepilz war, den man wegwarf. "Und hier komme ich ins Spiel", sagt Dieter Massow. Der 68-Jährige ist seines Zeichens Pilzberater und weiß genau, welche schmackhaft und welche schädlich sind.

"Es ist ganz einfach", so Massow. "Die Sammler kontaktieren mich, bringen ihre Funde zu mir und ich trenne mit ihnen gemeinsam die Schlechten von den Guten." So entgehe man nicht nur eventuell folgenreichen Pilzmahlzeiten, sondern lerne gleich noch, welche Sorten man beim nächsten Mal stehen lässt, erklärt der Experte. "Obacht ist derzeit besonders bei den Morcheln und Lorcheln zu geben", warnt Massow. Diese sehen sich auf den ersten Blick recht ähnlich, doch Erstere sind genießbar, während Letztere leicht giftig sind. "Nach dem Verzehr von Lorcheln muss man mit Übelkeit und Erbrechen rechnen", weiß der Berater. Und weiter: "Wie so oft liegt der Teufel im Detail. Lorcheln haben Hüte mit hirnartigen Strukturen und wachsen üblicherweise auf Kalkböden. Die Kappen von Morcheln hingegen haben die Struktur von Waben. Man findet sie auf Wiesen und an Waldrändern."

Dieter Massow kam 1994 nach Zeitz. Vorher lebte er in Querfurt und war begeisterter Angler. "Beim Fischen sitzt man oft lange Zeit da, ohne dass etwas passiert", erklärt er, "deswegen haben wir immer einen aus der Gruppe dazu verdonnert, die Angeln im Auge zu behalten, während der Rest auf Pilzsuche ging." Anfangs habe Massow auch wenig Kenntnis von Pilzen gehabt, aber das Interesse wuchs. Durch den ehemaligen Querfurter Kreispilzbeauftragten Karl-Heinz Scharschmidt drang Massow tiefer in die Materie vor. Er besuchte Lehrgänge und ist seit 1989 Mitglied im Landesverband der Pilzsachverständigen (LVPS) Sachsen-Anhalts.

"Einfach nur spazieren gehen ist für einen Pilznarren wie mich gar nicht mehr möglich", lacht Massow. "Ständig schweift der Blick umher, denn an jedem noch so unscheinbaren Ort kann ein potenzieller Kandidat für die abendliche Pilzpfanne stehen." Früher war er Kraftfahrer und transportierte zumeist Schrott. Bei einer seiner Fahrten habe er plötzlich einen Schwefelporling gelb im Rückspiegel aufleuchten sehen. "Ich stieg natürlich sofort auf die Bremse, stieg aus und nahm ihn mit", so Massow. "Echte Liebhaber lassen sich einen guten Speisepilz nicht entgehen", sagt er zwinkernd.

Einen Lieblingspilz habe Massow nicht. Bunt gemischt solle die Pilzpfanne sein. Das sei seinem Gaumen am willkommensten. "Ein leckerer, sauer angemachter Pilzsalat ist natürlich auch etwas Feines", schnalzt er mit der Zunge.