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Zeitz gehen Hausärzte aus Zeitz gehen Hausärzte aus: Immer mehr Patienten finden keinen Mediziner

Von Angelika Andräs 11.04.2019, 05:00
Eine Ärztin hält in einer Arztpraxis ein Stethoskop in den Händen. (Symbolbild)
Eine Ärztin hält in einer Arztpraxis ein Stethoskop in den Händen. (Symbolbild) dpa-Zentralbild

Zeitz - In Droyßig hat eine Hausarztpraxis geschlossen, in Zeitz stehen Schließungen bevor. Es gibt keine Zahlen, wie viele Menschen in Zeitz ohne Hausarzt sind, aber in den letzten Wochen meldeten sich 13 einerseits ältere Menschen, andererseits neu nach Zeitz zugezogene Familien bei der MZ mit dem selben Problem: Kein Arzt nimmt sie mehr an.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sieht Zeitz allerdings immer noch gut versorgt. Wie sieht es tatsächlich aus? Die MZ gibt hier einen Überblick.

Wie stellt sich die Hausarzt-Situation in Zeitz dar?

Neue Patienten haben es schwer, irgendwo angenommen zu werden. Die Wartezimmer sind voll. Mehr als ausgelastet ist deshalb auch die Notaufnahme im Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikum. Dorthin gehen dann notgedrungen die, die keinen Hausarzt, aber gesundheitliche Beschwerden haben. Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist aber alles im grünen Bereich.

Wie erleben Patienten die Hausarztsuche?

Zwei Beispiele: Eine Seniorin steht seit der Praxisaufgabe ihrer Hausärztin ohne Arzt da. Teilweise im Beisein der MZ telefonierte sie Arztpraxen an und fragte, ob noch eine Möglichkeit bestünde, sie aufzunehmen. Keine Chance. Durchweg wurde ihr erklärt, dass keine Kapazität mehr bestünde. Über Servicetelefonnummern empfahl man ihr schließlich zwei mögliche Hausärzte: einer in Gera, einer in Leipzig. Der in Gera nahm aber, wie ein Vor-Ort-Besuch schnell zeigte, niemanden mehr an.

Eine junge Frau, die mit Ehemann und zwei Kindern nach Zeitz zugezogen ist, findet seit weit über einem halben Jahr keinen Hausarzt für die Familie. Mittlerweile überlegt sie, wieder nach Leipzig zu ziehen, obwohl das für sie und ihren Mann wieder eine längere tägliche Fahrstrecke bedeutet. „Die ärztliche Versorgung ist ein ganz wichtiger Punkt, wenn man entscheidet, wo man leben möchte“, sagt sie.

Was sagen Hausärzte zur aktuellen Situation?

Sie würden gern auch den Patienten helfen, die sie wegschicken müssen, aber auch die Kraft von niedergelassenen Ärzten ist endlich und der Tag hat nur 24 Stunden. Ein Arzt macht deutlich, dass der gesamte bürokratische Aufwand sehr viel Zeit frisst, die für Patienten fehlt. Niemand schicke aus Spaß oder gar Faulheit Patienten weg, betonen mehrere Ärzte. Die e-Card, die elektronische Gesundheitskarte, könnte noch zu weiteren Praxisschließungen gerade bei älteren Ärzten führen.

Viele haben nicht vor, in die Praxisinfrastruktur zu investieren. Vor allem dann, wenn kein Praxisnachfolger in Sicht ist. Ein Arzt schildert: „Hatte heute ein Gespräch mit zwei älteren niedergelassenen Kollegen, die sich dem verweigern und lieber ein Prozent Abschlag in Kauf nehmen. Sollte der Abschlag weiter erhöht werden, werden sie ihre Praxen ersatzlos schließen.“ Alle Praxen sollen nämlich im Rahmen des sogenannten „Online-Rollouts“ an Deutschlands größtes elektronisches Gesundheitsnetz angeschlossen werden: die Telematikinfrastruktur. Sie müssen spezielle Technik bestellen und anschließen lassen, sonst drohen Honorarabzüge von einem Prozent.

Wie sieht es in der Notaufnahme der Klinikums aus?

Nach Rücksprache mit dem Leitenden Oberarzt der Rettungsstelle, Markus Preußler, bestätigt die Pressesprecherin des Klinikums Marika Hesse die Tendenz, dass die Praxisschließungen, aktuell vor allem in Droyßig, ohne Nachbesetzung dazu führen, dass die Patienten die Notaufnahme als erste Anlaufstelle sehen. Allerdings ist die Notaufnahme zunehmend ausgelastet und gefordert und sollte tatsächlich den Patienten vorbehalten sein, die dringend schnelle medizinische Hilfe benötigen.

Was meint die Kassenärztliche Vereinigung?

Es haben sich bisher im Jahr 2019 nur wenige Patienten aus der Region Zeitz bei der KV mit der Bitte um Unterstützung bei der Suche nach einem Hausarzt gemeldet. Die Einwohner-Arzt-Relation liegt für den Planungsbereich „Mittelbereich Zeitz“ derzeit bei 1.402 Einwohnern auf einen Hausarzt. Die von der KV als bedarfsgerecht angesehene Verhältniszahl beträgt unter Berücksichtigung des Demografiefaktors 1.489 Einwohner je Arzt. (mz)