Zeitz Zeitz: Dunkle Wolken überm Sonnenschein
Zeitz/MZ. - "Die Gartenanlage wird zum 31. Dezember 2012 beräumt", sagt Herbert Hedrich. Für Hedrich, den Vorsitzenden des Regionalverbandes der Gartenfreunde Weiße Elster, ist dies die Konsequenz der aktuellen demografischen Entwicklung: 60 Prozent der Kleingärtner sind älter als 65 Jahre. Der Durchschnitt des Vorstandes liegt sogar bei 68 Jahren.
Die Konsequenzen sehen dann aus wie in Theißen: Von 35 Gärten zur Blütezeit waren zum Schluss nur noch zwölf genutzt. Bis zum Jahresende werden die meisten Parzellen an der B 91 verschwunden sein. Eine Nachnutzung der Fläche direkt am Ortseingang in Theißen ist gegeben, deshalb wollen die Kleingärtner möglichst noch in diesem Jahr ihre grüne Oase aufgeben. Doch Theißen ist erst der Anfang. "Wir haben 82 Anlagen, davon werden in den nächsten fünf Jahren noch so manche verschwinden. Ich denke mal, wir werden etwa 60 Sparten erhalten können", blickt Hedrich voraus. Prekär ist zum Beispiel die Lage in der Sparte "Waldfrieden" in Droyßig.
Von ehemals 132 Gärten werden nur noch 76 bewirtschaftet. Im "Neuen Leben" in der Zeitzer Forststraße stehen ebenfalls viele leer. Von 306 Parzellen gibt es nur noch 234 Pächter. Und in der Anlage "Freie Gewerkschaften" in der Gleinaer Straße steht jeder fünfte Garten leer. "In Zeitz haben wir noch Glück. Da müssen wir auf städtischen Flächen für leer stehende Gärten keine Pacht zahlen", fährt Hedrich fort.
Die größten Probleme sieht er auf Zeitz-Ost zukommen. Hier gibt es eine besonders hohe Konzentration von Kleingärten. Allein in der Sebald-Waldstein-Straße existieren sechs Anlagen nebeneinander, hinter der Bonhoefferstraße sind es weitere vier. Kleine Anlagen - wie zum Beispiel jene in der Senefelder Straße - haben kaum Leerstand. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, habe der Regionalverband so manches versucht. "Da waren zum Beispiel die Tafelgärten. Zu Zeiten der Landesgartenschau haben sie sich bewährt. Doch mit dem Rückgang der ABM-Maßnahmen, fehlten die Kräfte für Pflege und Unterhaltung", sagt Hedrich. Und trotzdem würde er sich wünschen, dass Arbeitslose wieder mehr Freizeit in den Gärten verbringen würden. "Hier kann man günstig wirtschaften und sich von der Ernte gesund ernähren", fährt Hedrich fort. Zugleich begrüßt er die Initiative auf Bundesebene, leerstehende Parzellen für Schulgärten zu widmen. So gibt es quasi gleich neben der Grundschule in Zeitz-Ost dazu die Gelegenheit, und auch in der Pestalozzistraße befinden sich Gärten direkt neben der Grundschule.
Und trotzdem müsse man mit einem Schrumpfen der Gartensparten rechnen. Sachsen-Anhalt steht nämlich beim Pro-Kopf-Vergleich gleich hinter Sachsen bundesweit an zweiter Stelle. Hier kommen auf 1 000 Einwohner knapp 20 Gärten, in Niedersachsen sind es zum Beispiel nur fünf. "Wir wollen nicht schwarz sehen, sondern nur realistisch die Zukunft gestalten", sagt Hedrich. So präsentieren sich die Kleingärtner am Sonntag zum Herbstmarkt in Schloss Moritzburg mit ihrer Ernte und bestimmen zum Beispiel Apfelsorten.