Wirtschaft Wirtschaft: Mit Seifenkisten nach oben

Osterfeld/MZ - Christbaumschmuck wird in den ehemaligen Mechanischen Werkstätten, einem der ältesten Betriebe von Osterfeld, schon lange nicht mehr produziert. Und trotzdem entsteht in den alten Gemäuern der Produktionsstätte heute durchaus etwas, womit man Hobbybastlern zu Weihnachten eine Freude machen kann. Denn seit rund sieben Jahren werden hier Bausätze für Seifenkisten aus Holz produziert. Damals, 2006 hatte Frank Niehle den Betrieb seines Vaters nach dessen Tod offiziell übernommen und überlegte, wie es mit dem Unternehmen weitergehen sollte. „Wir hatten seit der Wende vor allem Fenster und Türen produziert, nur damit war zu der Zeit kein Geld mehr zu verdienen. Im Nebenerwerb hatte ich mich schon mit Holzspielzeug beschäftigt“, berichtet der gelernte Werkzeugmacher. Damals hatte er sich in einer Halle eingerichtet, seine Lebensversicherung gekündigt und die in Maschinen für die Holzbearbeitung investiert. Denn trotz Businessplan bekam er von Banken keinen Kredit.
Aller Anfang ist schwer
Laster aus Holz als technisches Kinderspielzeug wollte er herstellen. Die Idee kam Niehle bei einem zufälligen Kennenlernen eines Brandenburgers, der Ähnliches herstellte. Doch der Osterfelder musste feststellen, dass es gar nicht so einfach war, auf dem Spielzeugmarkt Fuß zu fassen. Ein Kontakt mit einer großen Spielzeugfirma öffnete ihm die Augen. „Unser Fahrzeug war zu teuer und eigentlich auch zu groß, außerdem war Spielzeug aus Plaste mehr gefragt, vielleicht, weil es flexibler ist, denn wo will man die großen Kipper unterbringen“, erinnert sich der 48-Jährige an diese nicht ganz so erfolgreichen Anfänge. Einige Laster konnte er trotzdem herstellen und verkaufen. Die Mibrag wollte die großen Spielzeuggefährte für Werbezwecke nutzen, berichtet er.
Lieferung bis nach Griechenland
Irgendwann kam dann die Idee mit den Seifenkistenbausätzen ins Spiel. „Die ersten Exemplare sahen gar nicht gut aus. Wir haben immer überlegt, ob wir das selber kaufen würden“, berichtet er selbstkritisch. Mittlerweile stellt die kleine Osterfelder Firma, in der fünf Leute ihre Brötchen verdienen, Bausätze für sechs verschiedene Varianten von Seifenkisten her. Bis zu vierzig Einzelteile gehören dabei zu einem Bausatz. Die Produktion der Seifenkistenbausätze hat sich stetig gesteigert. Rund 1.400 Stück stehen allein für dieses Jahr zu Buche. Die Bausätze werden teilweise über Spielwarenhändler vertrieben oder über Online-Versand. Zudem hat sich Frank Niehle im Laufe der Jahre verschiedene Kontakte zu namhaften Firmen in ganz Deutschland aufgebaut, die die Seifenkistenbausätze für Firmenevents bestellen. Über eine Versicherung entstand beispielsweise ein Kontakt nach Griechenland, wohin fünfzig Bausätze gingen. Dabei würden Unternehmen den gemeinsamen Aufbau der Seifenkisten als teambildende Maßnahme nutzen. Häufig würden die dann kreativ bemalt oder mit Firmenlogos versehen, weiß der Osterfelder und staunt selber, wie sich alles entwickelt hat. Er selber ist übrigens noch nie in so eine Seifenkiste gestiegen. Ihm sei das viel zu gefährlich, denn die Holzboliden würden bei entsprechendem Gefälle ganz schöne Geschwindigkeiten erreichen.
Wenngleich die Seifenkistenbausätze mittlerweile der Hauptverdienst der kleinen Firma sind, tüftelt Frank Niehle auch an weiteren Holzspielzeugen herum. So gehören Holzpuppenhäuser oder Spielzeugständer zum Angebot und selbst die Holz-Lkw könnte er bei Bedarf wieder aufleben lassen. Vom Fensterbau oder dem Einbau von Fliegengittern kann er zudem nicht so ganz die Finger lassen. „Schließlich haben wir darin jahrelange Erfahrung“, so Niehle.