Wirtschaft Wirtschaft: Holzlose Mühle zieht in Betonklotz
Weickelsdorf/MZ. - "Wir liegen gut im Zeitplan. Die schwierigen Witterungsverhältnisse von Kälte bis Wind haben uns bisher nicht weiter beeinträchtigt", freut sich Peter Mühlschlegel.
Der Mittdreißiger ist gemeinsam mit seinem Bruder Inhaber der Thüringer Mühlenwerke GmbH in Camburg und Bauherr des millionenschweren Objektes im Gewerbegebiet "Heidegrund-Süd". Bessere logistische Voraussetzungen als am bisherigen Standort haben das Bruderpaar vor allem an diesen Standort gelockt. Mitte Oktober wurde der Grundstein gelegt. Mittlerweile kann man sich schon konkretere Vorstellungen machen über das Ausmaß des Betriebes auf dem 30 000 Quadratmeter großen Areal nahe Weickelsdorf.
Die Rohbauten des künftigen Getreidesilos sowie der Mühle stehen als riesige Betonklötze in der Landschaft und überragen alles. Immerhin fünfzig Meter hoch ist allein das Getreidesilo, misst in seiner Breite noch einmal zwanzig Meter.
Ende vergangenen Jahres wurden die Bauten innerhalb von vier Wochen in so genannter Gleitbauweise hochgezogen. Rund um die Uhr haben die Bauleute dabei gearbeitet, weil die komplette Betonhülle in einem Guss errichtet wurde.
Zirka neunzig Beschäftige waren in dieser Zeit teilweise gleichzeitig auf der Baustelle tätig. Das Baumaterial kam aus dem Betonwerk im benachbarten Ort Kleinhelmsdorf. Zwischen 6 000 und 7 000 Tonnen wurden allein bei dem Silokomplex, der auf 17 Meter langen in der Erde versenkten Pfählen ruht, verbaut.
"Diese moderne Bauweise wurde aus hygienischen Gründen gewählt, damit sich an keiner Stelle Ungeziefer oder Unrat absetzen kann", erklärt Peter Mühlschlegel die Technologie.
Der Beton werde zudem glatt abgeschliffen, gestrichen und mehrmals mit Mehl gewaschen, um den Anforderungen der Lebensmittelproduktion zu entsprechen. Das gesamte Gebäude sei außerdem fensterlos und werde einmal per Computersteuerung überwacht.
"Der Beruf des Müllers gleicht lange nicht mehr dem, wie man es von früher kennt, sondern er ist zunehmend Anlagenfahrer", fügt der gelernte Kaufmann hinzu und berichtet, dass der Betrieb demnächst Lehrstellen für Müller sowie für Labor und Büro ausschreibt.
Als nächstes sieht der Bauplan die Montage der Dächer sowie der Decken vor, bevor dann im Frühjahr mit der Installation der Mühlentechnik begonnen werden soll. "Wir werden die weltweit erste Mühle sein, die komplett ohne Holz gebaut wird", kann Unternehmer Peter Mühlschlegel dabei mit Stolz verkünden.
Für den Hersteller der Müllereimaschinen, die Braunschweiger Firma Bühler, die führend auf dem Weltmarkt ist, wird deshalb die Weickelsdorfer Mühle auch als Referenzobjekt dienen und soll Besucher aus aller Welt anziehen.