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Zwischen Kunst und Grün Wie weiter mit der Anlage vom Johannisgottesacker zum Goethepark

Vom Oberen Johannisgottesacker über den Friedens- zum Goethepark: Warum Fördermittel für die innerstädtische Anlage in Zeitz so wichtig wären.

Von Angelika Andräs und Petrik Wittwika 17.06.2021, 16:30
Seit nahezu 120 Jahren ist der heutige Goethepark eine beliebte innertsädtische Grünanlage, die aus dem Oberen Johannisgottesacker entstand.
Seit nahezu 120 Jahren ist der heutige Goethepark eine beliebte innertsädtische Grünanlage, die aus dem Oberen Johannisgottesacker entstand. (Foto: Archiv Wittwika)

Zeitz - An diesem Donnerstag wird der Stadtrat eine Entscheidung treffen, die richtungweisend für den Zeitzer Goethepark ist. Es geht letztendlich um viel Geld: 400.000 Euro Fördermittel aus dem Strukturwandel sollen genutzt werden für Grunderwerb, Planungsleistungen und die Sicherung der Gruftkapelle an der Weberstraße, das Lorenz’sche Erbbegräbnis. Die Summe, wenngleich eine hundertprozentige Förderung, muss in den Haushalt eingestellt werden. Und auch wenn es momentan wegen der Überzeichnung des Förderaufrufs (die MZ berichtete) so aussieht, als stehe diese innerstädtische Parkanlage zu weit hinten auf der Prioritätenliste, um tatsächlich hier im ersten Anlauf an Geld zu kommen, will und wird man seitens der Stadtverwaltung weiter nach Fördermöglichkeiten suchen. Denn es eilt.

Kulturdenkmal seit 1997

Mit seinem beeindruckenden historischen Baumbestand und wertvoller Grabmalkunst ist der Goethepark seit 1997 anerkanntes Kulturdenkmal. Dabei begannen zu dieser Zeit längst Verfall und Niedergang der Oase und grünen Lunge inmitten der hier von Straßen durchschnittenen Innenstadt. Nur noch wenige, überwiegend verwitterte steinerne Zeugen aus dem 18. und 19. Jahrhundert erinnern an die Zeit, als der Park Begräbnisstätte der Oberstadt war. Der Verfall dieser Grabsteine, Säulen, Grabmale und Tafeln schreitet rasant voran.

Die Parkanlage hatte ursprünglich eine Mauer und ein Tor.
Die Parkanlage hatte ursprünglich eine Mauer und ein Tor.
(Foto: Archiv/P. Wittwika)

Viele verdienstvolle Zeitzer Persönlichkeiten der vergangenen Jahrhunderte haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden und erhielten nach ihrem Ableben wertvolle und solide errichtete Grabdenkmäler, die Höhepunkte der christlichen Friedhofskultur in Deutschland darstellten. Dessen ungeachtet wurde der Park zunehmend zum Treffpunkt von Alkoholikern. Schmierereien und ständige Müllablagerungen sowie Berge von Hundekot auf den Wiesen prägten zunehmend das Bild. Und prägen es leider heute noch. Dabei gab es immer wieder Versuche, etwas zu tun: 2014 wurde eine umfangreiche Debatte auf Anregung der SPD-Fraktion im Zeitzer Stadtrat über die Zukunft und die Nutzungsmöglichkeiten des Parks angeschoben.

Über Monate wurden Ideen gesammelt, zusammengestellt und mögliche Nutzungsszenarien entworfen. Wirklich etwas geschehen ist indes nicht. Neuerliche Vorstöße gab es in den letzten Jahren. Mittlerweile auch mit ersten belastbaren Ergebnissen. So wurden bereits eine Denkmalpflegerische Zielsetzung und ein Gestaltungskonzept erstellt, die die Grundlage bilden, um überhaupt über Fördermittel zu sprechen und eine Planung zu veranlassen. Die Zeitzer Rotarier beschlossen zudem, das Delbrück-Grabmal, das wohl berühmteste und wertvollste Denkmal im Park, zu retten.

So sah das Delbrück-Grabmal noch vor 90 Jahren aus.
So sah das Delbrück-Grabmal noch vor 90 Jahren aus.
(Foto: Archiv/P. Wittwika)

Wertvolle Grabdenkmäler aus der Barock-, Rokoko- oder Empirezeit

Der Obere Johannisgottesacker war 1552 während einer Pestepidemie mit Genehmigung Bischof Julius Pflugs angelegt worden. Nachdem der Friedhof am 30. November 1882 für Beisetzungen geschlossen wurde, weil der Michaelisfriedhof eröffnet worden war, begann eine schrittweise Säkularisation und Umgestaltung zur städtischen Parkanlage. Von 1902 bis 1949 war er der Friedenspark. Dass man wertvolle Grabdenkmäler aus der Barock-, Rokoko- oder Empirezeit willkürlich versetzte oder ganz entfernte, wurde von Kunstsachverständigen bereits um 1940 kritisiert. Vorausgegangen war auch die Entfernung der Friedhofsmauer an der Weberstraße 1939 - ohne Genehmigung des Provinzialkonservators. Seit dem Goethejahr 1949 trägt der Park den Namen Goethepark.

Heute ist das Lorenz’sche Erbbegräbnis eine Ruine.
Heute ist das Lorenz’sche Erbbegräbnis eine Ruine.
(Foto: Archiv/P. Wittwika)

Einige der wertvollen Grabstätten blieben erhalten. Das Lorenz'sche Erbbegräbnis, im Jahre 1705 für den Fürstlich-Sächsischen Bergsekretär Rosenfeld erbautes Gruftgebäude, ist neben dem Delbrück-Grabmal die schönste noch erhaltene Zierde des ehemaligen Friedhofes. Johann Christoph Rosenfeld, ein herzoglicher Beamter, besaß das 1683 errichtete barocke Palais Rahnestraße 7, das zuletzt als Kreispoliklinik genutzt wurde. 1868 erfolgte ein Besitzerwechsel: Justizrat Lorenz, Rechtsanwalt und Notar in Zeitz, gehörte nun das Haus Rahnestraße 7 und traditionsgemäß auch das Gruftgebäude, das deshalb Lorenz'sches Erbbegräbnis genannt wird.

Auffällig und berühmt

Die einstmals schönste und heute noch auffälligste Grabstätte im Goethepark ist das besagte Delbrück-Grabmal. Johann Friedrich Gottlieb Delbrück (1768-1830), für den das Grabdenkmal aufwendig mit erhabenen Schmuckformen errichtet wurde, war Theologe, Philosoph, Pädagoge, Lehrer und Erzieher in einer Person und gehörte der berühmten und weit verzweigten Familie Delbrück an, die als Aristokraten, Politiker und Historiker die Geschichte Deutschlands vor allem im 19. Jahrhundert maßgeblich mit prägten. (mz)