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Seniorenbetreuung Zeitz Wie Senioren mit „Mit Herz daheim“ bleiben können

Zeitzer Vermittlungsbüro bietet seit sechs Jahren eine Alternative zum Pflegeheim an. Wie der Alltag bei einer Seniorin aussieht.

Von Yvette Meinhardt 06.12.2022, 13:59
Irene Steinbach aus Langendorf möchte gern weiter zu Haue wohnen. Damit das der 84-jährigen Seniorin gelingt, hilft Nijlole Kelmoniene ihr im Alltag.
Irene Steinbach aus Langendorf möchte gern weiter zu Haue wohnen. Damit das der 84-jährigen Seniorin gelingt, hilft Nijlole Kelmoniene ihr im Alltag. Foto: René Weimer

Langendorf/MZ - Im kleinen Langendorf in der Gemeinde Elsteraue lässt es sich gut leben. „Es ist ein schönes Dorf, wir haben einen Landmarkt, ein gemütliches Café, Fußpflege und Kosmetik und ich kenne viele Leute im Ort“, erzählt Irene Steinbach. Sie ist 84 Jahre alt, hat ihr ganzes Leben in Langendorf verbracht und ist seit 20 Jahren verwitwet. Sie lebt allein auf einem großen Bauernhof. Früher gab es hier Hühner, Tauben und andere Tiere. Natürlich gehört auch ein Garten zum Grundstück. Doch mit ihren 84 Jahren kann die Seniorin all das nicht mehr bewirtschaften. Aber ein Plausch am Gartenzaun, ein Bummel durchs Dorf – das möchte die Seniorin nicht missen.

„Mein Mann und ich gehen arbeiten, unsere beiden Söhne ebenfalls. Also können wir nicht rund um die Uhr für meine Schwiegermutter sorgen. Aus diesem Grund haben wir uns professionelle Hilfe gesucht“, erzählt Annett Kuntzsch. Genau diese Hilfe fanden sie bei Iris Rother und ihrer Firma „Mit Herz daheim“. Seit sechs Jahren vermittelt Iris Rother erfahrene Frauen aus Litauen und Polen, um Senioren wie Irene Steinbach zu ermöglichen, zu Hause alt zu werden. Die Frauen leben mit im Haushalt bei den deutschen Senioren. Auf diese Weise kam Nijole Kelmoniene zu Familie Steinbach.

Sie spricht gebrochenes Deutsch, das habe sie in einer deutschen Schule in Litauen gelernt. „Beim Fernsehen lerne ich weiter Deutsch“, sagt sie. Nijole Kelmoniene ist 62 Jahre alt, hat zu Hause zwei erwachsene Töchter, einen Sohn und drei Enkel. Jetzt lebt sie seit mehr als einem Jahr im kleinen Langendorf und wohnt gern auf dem Land. Sie wohnt mit Irene Steinbach unter einem Dach, hat ein eigenes schön eingerichtetes Zimmer und verbringt den Alltag mit der Seniorin. Die Frau aus Litauen bereitet die täglichen Mahlzeiten zu, hilft der Seniorin beim Waschen und Frisieren, bummelt mit ihr durch das Dorf, begleitet sie zum Kaffeekränzchen, aber auch zum Arzt oder der Fußpflege beispielsweise. Am Wochenende hat sie mit Äpfeln aus dem Garten Apfelkuchen gebacken, kocht auch mal Spezialitäten aus ihrer Heimat wie Klöße, gefüllt mit Speck oder Grünkohl-Gerichte.

„Als in Litauen im Jahr 2015 der Euro eingeführt wurde, ist alles viel teurer geworden. Deswegen arbeite ich noch heute“, erzählt die Frau. Über eine Agentur ist sie nach Deutschland gekommen. Die organisatorischen Fäden zur Agentur in Litauen hat Iris Rother geknüpft. Gemeinsam mit der Familie wurde Nijole Kelmoniene ausgewählt. Sie kam mit einem Kleinbus direkt nach Langendorf. Für Fragen wie zum Beispiel Krankenversicherung oder notwendige Arztbesuche steht Iris Rother auch weiter im Hintergrund zur Verfügung. Sie ist dabei Ansprechpartner für die deutschen Familien und für die litauischen Frauen. „Wir kümmern uns auch um eine Vertretung während der Urlaubszeit“, erklärt Rother.

Iris Rother hat ihr Büro in Zeitz am Elsterhang.
Iris Rother hat ihr Büro in Zeitz am Elsterhang.
Foto: René Weimer

Über die Weihnachtsfeiertage fährt Nijole Kelmoniene nämlich nach Hause zu ihrer Familie, die in der Nähe der Stadt Kaunas (über 300.000 Einwohner) nicht weit weg von Vilnius liegt. Das sind zwölf bis 13 Stunden Busfahrt. Früher hat die 62-Jährige in einem Restaurant in der Küche gearbeitet. Doch ihre Rente sei sehr klein und würde nicht reichen. So kam sie über die Agentur und die Kontakte von Iris Rother in die Region Zeitz.

„Unsere Frauen haben eine 40-Stunden-Arbeitswoche und helfen vor allem Demenz-Kranken, weiterhin zu Hause bleiben zu können“, erzählt Iris Rother. Sie selbst kam durch persönliche Erfahrungen nach der Erkrankung ihres Vaters auf die Idee, professionelle Hilfe im Ausland zu suchen. „Natürlich gibt es diese Hilfe nicht kostenlos, aber dennoch günstiger als ein Platz im Pflegeheim“, sagt Rother. Seit sechs Jahre hat sie sich ihre Firma „Mit Herz daheim“ am Zeitzer Elsterhang aufgebaut und fungiert heute als Lizenzgeber für weitere Agenturen in Profen, Leipzig, Erfurt und München. Vor einem Jahr hat sie ein eigenes Büro neu gebaut und bietet damit eine Anlaufstelle zur Beratung.