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Modulare Moospaneelen für Brachflächen Welche Ideen Kreative und Unternehmer in der ehemaligen Nudelfabrik für Zeitz entwickeln

Das sind die Ideen der sechs Teams, die bis September im kreativen Labor der Zeitzer Nudel entwickelt werden. Es geht um Computersport, Reiseapps - und Moos.

Von Silvia Kücken 07.07.2021, 14:00
Mit einer Reiseapp möchte   das Numa-Team (Nicole Nagrock [vorn] und Jasmin Moll) Freunde des entspannten Reisens miteinander vernetzen.
Mit einer Reiseapp möchte das Numa-Team (Nicole Nagrock [vorn] und Jasmin Moll) Freunde des entspannten Reisens miteinander vernetzen. Foto: René Weimer

Zeitz/MZ - Seit 1. Juli wohnen und arbeiten die sechs ausgewählten Teams des Creative Lab, also des kreativen Labors, in der ehemaligen Nudelfabrik in der Paul-Roland-Straße in Zeitz. Am Montag konnten die Teilnehmer bei der offiziellen Eröffnung vorstellen, an welchen Ideen zurzeit im Labor getüftelt wird, um der Region neue Perspektiven nach dem Strukturwandel aufzuzeigen.

Stromversorgung des Minimobils soll autark laufen

So wird zum Beispiel ein mobiles Kulturcafé entwickelt, welches die Kunden mit Kaffee, vielleicht aus regionalen Röstereien, Kuchen und interessanten Kulturangeboten versorgt. Hinter dieser Idee stecken Kulturmanagerin Nina Rüb und Sozialarbeiterin Kathrin Höchst aus Zeitz, beide sind auch in der Kulturstätte Kloster Posa aktiv. Mobil wird das Vorhaben durch ein selbst gebautes Elektro-Ape, also ein dreirädriges Mini-Mobil, welches besonders oft in Südasien anzutreffen ist.

So sollen die Leckereien transportiert und daraus verkauft werden. Die Stromversorgung des Minimobils soll autark laufen. Zunächst wollen die Entwicklerinnen gute Standorte in der Stadt und Umgebung recherchieren. Sie könnten sich zum Beispiel einen Ort auf dem Elsterradweg vorstellen. „Es geht darum, auch die etwas ländlicheren Regionen mit einzubeziehen“, sagt Rüb. Außerdem wollen sie den Elektro-Ape selbst bauen, da sie beide handwerklich erfahren sind und auch schon diverse Fahrzeuge wie zum Beispiel einen Wohnbus umgebaut haben.

Perspektiven für die Jugend stärken

Das zweite Zeitzer Team ist Mercury eSports, eine seit 2016 ansässige Organisation. Im „eSport“ werden sportliche Wettkämpfe via Computerspiele ausgetragen. Das Team will den digitalen Sport als Mittel präsentieren, um soziales und berufliches Know-how zu erlernen und einzusetzen. Durch die Arbeit von Mercury eSport in den Bereichen Medienkompetenz und Suchtprävention sollen vor allem die Perspektiven der Jugend gestärkt werden.

Die Macherinnen von „Numa“, einer Reiseapp, Nicole Nagrock und Jasmin Moll, kommen aus Bonn und Hamburg. Sie wollen im Creative Lab eine Karten-App entwickeln, die mit Touristeninformationen gespeist ist für Camping- und Roadtrip-Begeisterte und mit Themenstrecken besonders auf die Zeitzer Region aufmerksam machen möchte. Diese digitale Anwendung soll mit Voice-Aufnahmen gefüttert werden und verschiedene Themenkategorien bieten können.

Modulare Moospaneelen sollen Brachflächen wiederbeleben

Ebenfalls in digitalen Gefilden unterwegs ist das „WeCreate“-Team mit Kommunikationsdesigner Robert Matzke und Unternehmer Björn Bloss aus Leipzig. Ihr Ziel ist es, die seit zwei Jahren bestehende digitale Plattform „WeCreate“ zu etablieren, die Parteien, Vereine, Bürger und Kommunen miteinander vernetzen und die Umsetzung gemeinsamer Interessen und Projekte forcieren soll. Die Plattform befände sich noch in der Testphase, die Arbeit im Creative Lab soll dafür genutzt werden, die Entwicklung des Projekts über „WeCreate“ zu dokumentieren und an die lokalen Akteure wie Vereine oder Parteien heranzutreten, erklärt Matzke.

Ein nachhaltiges Architekturkonzept liefert das Team von „Simulated Nature“ aus Köln mit modularen Moospaneelen, die Brachflächen wiederbeleben sollen. Dieses vertikale Begrünungssystem aus Moos soll zu einem nachhaltigen Städtebau beitragen, da Moos klimaregulierend wirkt und vor Schall schützt. Dafür waren die vier Tüftler bereits in Zeitz-Ost unterwegs, wo sich die kahlen Fassaden der Plattenbauten ideal zum Konzipieren dieser Idee anbieten würden.

Künstler besuchen Seniorenheime

„Die Moospaneele werden angebracht und sollen sich dann selbst versorgen können, ohne dass es einer Pflege bedarf“, erklärt Teilnehmerin Antonia Barkhoff das Konzept. Moos wächst ziemlich langsam, bei einer Begrünung mit anderen Pflanzen hingegen müssten diese fast jede Woche geschnitten werden. Diesen Aufwand möchte die Gruppe vermeiden. Und zu guter Letzt, die drei Teilnehmer von „Alles zu seiner Zeitz“ aus Bamberg, die Menschen zusammenbringen möchten, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben: Junge Zeitzer Künstler treffen auf Senioren zum Diskurs über Identität und Veränderung.

Und das soll so laufen: Die Künstler besuchen Seniorenheime und bringen die Geschichten der Bewohner zurück, um diese künstlerisch in Gedichte, Lieder oder Bilder zu übersetzen. An außergewöhnlichen, alltäglichen Orten wie einer Tankstelle oder Bushaltestelle sollen die Arbeiten der Künstler dann präsentiert werden, erklärt Projektleiter Hannes Peschka. Das Team stellt den Kontakt zu den Künstlern und den Heimen her und wird sich später um die Organisation der Veranstaltungen kümmern. Das alles soll bis September verwirklicht werden.