Weihnachtsmann in Zeitz Weihnachtsmann in Zeitz: Und es gibt ihn doch

Zeitz - Nur noch fünf Wochen bis Weihnachten und für Heiligabend ist immer noch kein Weihnachtsmann gefunden. So geht es leider vielen Menschen. Wer sich rechtzeitig gekümmert hat, kann sich glücklich schätzen und hat vielleicht einen Termin bei ihm ergattert: Mario Pacholski. Er selbst bezeichnet sich als Gehilfe vom Weihnachtsmann. „Ich bin sozusagen der regionale Vertreter des echten Rauschebart“, sagt Pacholski und meint es offensichtlich ernst. „Ja, das kann man nicht mal einfach so nebenbei machen. Da musst du schon voll bei der Sache sein und mit dem Herzen denken“, erklärt er.
Dabei fing alles vor vier Jahren ganz klein an. Seine Nichte Lotte, damals gerade mal süße neun Jahre alt, sollte Heiligabend Besuch vom echten Weihnachtsmann bekommen. Pacholski entschied sich, das spontan zu übernehmen. So war der Plan - doch seine Schwester erzählte überall von ihrem Vorhaben und davon, dass sie jetzt einen echten Weihnachtsmann hat. So verbreitete sich die Information wie ein Lauffeuer. „Plötzlich hatte ich fünf Termine an dem einen Tag“, erinnert sich Pacholski.
Kein Problem für den heute 45-Jährigen. Doch es gehört noch einiges mehr dazu, als einfach nur am Abend zu den Kindern zu gehen und Geschenke zu überreichen. „Unvorbereitet kannst du da nicht auftauchen“, verrät Mario Pacholski. Bereits im November beginnt er mit den Formalitäten. Die Eltern werden angeschrieben, sie erstellen eine Pro- und Kontra-Liste. Was lief gut, wo gibt es Probleme? Daraus „schneidert“ Pacholski Kurzgeschichten, die er Heiligabend bei den Familien vorträgt.
Der Weihnachtsmann sieht alles
„Der Weihnachtsmann sieht alles...“, beginnen seine Erzählungen. Dabei ist es ihm das Wichtigste, den Kids keine Angst zu machen. Er kommt ohne Rute und geht auf die Zwerge ein. Damit möchte er eine Nachhaltigkeit erreichen, so dass sich keiner mit Angst und Schrecken an den Besuch des Rauschebarts erinnert und sich auch auf das nächste Fest der Liebe freuen kann.
Doch bevor Pacholski sich am Heiligabend in die Spur macht, geht er zu seiner Schwester verwandeln. „Das dauert schon eine ganze Weile, bis Bart, Perücke und das Kostüm sitzen“, erklärt er. Immerhin soll um jeden Preis vermieden werden, dass er von irgendwem erkannt wird. Selbst Nichte Lotte hat nach vier Jahren immer noch keinen blassen Schimmer, dass ihr Onkel Mario der Weihnachtsmannvertreter ist.
Um das umzusetzen, kann er sein Laster sogar für einen Tag unterbrechen. „Heiligabend kann ich eben keine Zigarette rauchen. Wäre ja blöd, wenn der Weihnachtsmann nach Rauch riecht“, sagt er und muss dabei doch ein wenig schmunzeln.
Großes goldenes Buch
Immer mit dabei ist sein großes goldenes Buch, in dem er neben den Geschichten auch Verträge aufbewahrt. Diese bekommen die Kinder am Heiligabend in die Hand und müssen ihn auch unterschreiben. Mit einem Fingerabdruck oder dem Namen. „Da gibt es unterschiedliche Ausführungen, die immer auf die jeweiligen Kinder zugeschnitten sind. Einer muss versprechen, nie mehr in der Nase zu bohren und ein anderer, dass er sein Zimmer zukünftig besser sauber hält oder überhaupt im Haushalt hilft“, erklärt Pacholski. Ob und wie lange sich die Kinder tatsächlich an diesen Vertrag halten, kontrolliert er selbstverständlich das ganze Jahr über durch sein großes Teleskop.
Nach der Vertragsunterzeichnung gibt es dann endlich die langersehnten Geschenke. „Ich lasse sie mir immer drei bis fünf Wochen vorab von den Familien geben. Mehr geht wirklich nicht, das würde das Zeitlimit sprengen und andere Kinder müssten dann zu lange warten“, so der Aushilfsweihnachtsmann. Oft bekommt Pacholski sogar selbst kleine Geschenke - mal Plätzchen, ein Bild oder ein Ständchen. Das ist auch das, was er als Lohn für den doch recht stressigen Nebenjob bekommt: glückliche Kinder, leuchtende Augen und zufriedene Familien.
Doch wie feiert der Weihnachtsmann Mario Pacholski selbst das Fest der Liebe? „Abends, wenn ich beim letzten Kind fertig bin, fahre ich zu meiner Familie, genieße dort die Atmosphäre und feiere in Ruhe Weihnachten“, sagt Pacholski. Einen Termin bei ihm zu bekommen, ist allerdings alles andere als einfach. Denn bereits jetzt sind schon einige Termine für Heiligabend 2016 vergeben. (mz)