Mehr Grün oder Parken? Warum beim unmittelbaren Umfeld eine Trendwende stattfindet

Zeitz - Es ist eine Art Trendwende spürbar: Viel Grün hinterm Haus und ein Spielplatz in der Nähe entscheiden zunehmend häufiger, ob eine Wohnung gemietet wird oder nicht. Auch Fahrradständer oder besser noch Fahrradgaragen laufen dem Autoparkplatz schon mal den Rang ab. Wie attraktiv ist Zeitz da tatsächlich als „grüne Wohnstadt“?
Eine Trendwende sei mittlerweile deutlich spürbar
Bieten Vermieter und Stadt das, was neue Bewohner anzieht? In einer lockeren Reihe will die MZ dieser Frage nachgehen. In Gesprächen mit „Umzugswilligen“, darunter zwei Familien aus Leipzig, ein Ehepaar aus dem ländlichen Raum und zwei Singles, hat sich durchaus herauskristallisiert, was junge Familien, aber auch Alleinstehende und Senioren von einer Stadt erwarten, in die sie ziehen würden. Dieses Mal geht es um die Ansprüche an das unmittelbare Wohnumfeld.
Wer eine Wohnung sucht, will seinen Pkw-Stellplatz unmittelbar am Haus, am besten in Sichtweite vom Küchenfenster haben. Daran versuchen sich immer noch Vermieter zu halten. Und tatsächlich gehört der „wohnungsnahe Stellplatz zu den drei wichtigsten Forderungen bei der Wohnungssuche bundesweit“, so Vermieterverbände. Doch eine Trendwende sei mittlerweile deutlich spürbar: Grünflächen, Bäume und Sträucher hinter dem Haus werden zunehmend zum Kriterium für die Entscheidung. In Zeitz findet man das vor allem - in Zeitz-Ost.
Viel zu viele Parkplätze, aber kaum nutzbare Grünfläche
Bei allen Bestrebungen, Menschen dazu zu bewegen, in die Innenstadt zu ziehen: Da ist allen zugängliches Grün am Haus meist rar, weil jeder Quadratmeter Parkplatz ist. Die Leipziger Familie, die im (weiteren) Umland von Leipzig eine Wohnung suchte, hat sich in Zeitz mehrere Angebote vorgenommen. „Es gab mindestens vier entsprechend große, schöne Wohnungen“, fasst sie ihre Erfahrungen für die MZ zusammen, „aber leider nicht in Bereichen, wo man Grün hinterm Haus hat.“
Die Virchowstraße hätte ihr gefallen, selbst die Pestalozzistraße und die Westseite des Neumarkts, alle mit Grün an den Häuserrückseiten. Allerdings gab es da keine passende Wohnung. Für die unmittelbare Innenstadt gab es von allen Wohnungssuchenden, die bereit waren, ihre Erfahrungen mit der MZ zu teilen, keine guten Noten: viel zu viele Parkplätze, aber kaum nutzbare Grünflächen, zu wenig oder nur kleine Bäume. Und allen fehlte eine Möglichkeit, Fahrräder sicher unterzustellen.
In Zeitz gibt es in der Innenstadt hinter Voigtsstraße/Parzellenstraße noch eine große grüne Innenfläche
„Fahrradgaragen findet man schon mal bei Großvermietern in Zeitz-Ost“, beschreiben die beiden befragten Familien, „in der Innenstadt fehlt so etwas. Auch für Rollatoren wäre wichtig, dass man sie am Haus unterstellen kann. Die Mieter werden nun mal immer älter.“
In Zeitz gibt es in der Innenstadt hinter Voigtsstraße/Parzellenstraße noch eine große grüne Innenfläche, sogar mit einem sehr schönen Spielplatz und noch ein paar großen Bäumen. Hier scheiterte es am passenden Wohnraum. Und am regen Parkplatz-Autoverkehr, wie die beiden Familien und das ältere Ehepaar auf ihrer Wohnungssuche feststellten: „Selbst dort ist die Anzahl der Parkplätze und der damit versiegelten Fläche deutlich größer, als die Grünbereiche. Das mag jetzt noch funktionieren, doch Familien mit Kindern und damit zukünftige Mieter, wollen das nicht mehr. Schon, weil es in den zunehmend heißen Sommern mit einer Fläche ohne Bäume gleich drei bis vier Grad wärmer ist.“ (mz)