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Strukturen verändern sich Viele freie Kleingärten in Zeitz

Seit Beginn der Pandemie ist auch das Vereinsleben in den Zeitzer Kleingärten ruhig geworden. Doch das Interesse an einem eigenen Garten hat nicht abgenommen.

21.04.2021, 10:50
Christrosen zeige sich in diesen Tagen in schönster Blüte. Sie gehören zu den ersten Blumen im Garten und mögen schattige Plätze.
Christrosen zeige sich in diesen Tagen in schönster Blüte. Sie gehören zu den ersten Blumen im Garten und mögen schattige Plätze. Foto: Yvette Meinhardt

Zeitz - Plausch mit den Nachbarn nur noch mit Abstand am Gartenzaun, keine gemeinsamen Feiern mehr - Die Corona-Pandemie hat den gewohnten Alltag in den Zeitzer Kleingartenvereinen ziemlich verändert. Herbert Hedrich, seit 30 Jahren Vorsitzender des Regionalverbandes der Gartenfreunde Weiße Elster Zeitz und Umgebung, hat selbst einen Garten in der Sparte „Sonnenschein“ gepachtet und erzählt, wie es dort seit Corona läuft: „Man hält Abstand. Die Geburtstagsfeiern sind ausgefallen. Das ärgert viele Mitglieder, dass man sich nicht mehr zusammensetzen kann. Der Kontakt fehlt.“

Auf große Versammlungen musste man auch verzichten. Aber laut Hedrich würden sich die meisten Vereinsmitglieder an die Corona-Verordnungen halten. „Da gab es keine Beschwerden“, sagt der 71-Jährige, dass ein Pächter mal mehr Familienmitglieder als erlaubt bei sich im Garten zu Besuch gehabt hätte.

Zum Regionalverband der Gartenfreunde gehören 74 Vereine

Zum Regionalverband der Gartenfreunde gehören 74 Vereine im Gebiet des ehemaligen Landkreises Zeitz. Davon sind 35 Gartenanlagen Eigentum der Stadt. Zurzeit seien insgesamt etwa 2.700 Parzellen des Verbandes belegt. Im Krisenjahr 2020 sei aber auch eine positive Entwicklung zu beobachten gewesen: So hätte es in einigen Vereinen des Verbandes laut Hedrich einen leichten Zuwachs an neuen Pächtern gegeben. „Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass ein eigener Garten etwas Schönes ist, wenn man nirgendwo hinfahren kann und die Situation sich erstmal nicht verändert“, sagt Hedrich.

Vor allem mehr junge Familien, insbesondere Flüchtlingsfamilien, hätten seit Beginn der Corona-Pandemie eine Gartenparzelle gepachtet. So erzählt der Vorsitzende des Vereins „Am Kulturpark“ Bernhard Hildebrandt, dass sein Verein im vergangenen Jahr drei syrische Familien begrüßen konnte. Es hätte zwar am Anfang ein paar Probleme mit dem Einhalten der Mittagsruhe und einige Sprachbarrieren gegeben, aber man verstehe sich mittlerweile sehr gut mit den Neuzugängen.

„Den Leerstand können wir so nicht kompensieren“

Generell wäre laut Uwe Strecker, Vorsitzender der Anlage am „Krebsberg“, seit etwa drei Jahren eine gewisse Verjüngung bei den Pächtern zu beobachten. Hedrich gibt zu bedenken, dass viele dieser Neuzugänge jedoch nicht dauerhaft in Deutschland bleiben. „Den Leerstand können wir so nicht kompensieren“, sagt er. Aktuell gäbe es einen Leerstand von etwa 30 Prozent in den Zeitzer Gartenanlagen.

Dementsprechend behandele Hedrich die Regelung des Bundeskleingartengesetzes, dass mindestens ein Drittel der Kleingartenfläche als Anbaufläche für Gemüse-, Obstbeete oder Blumenrabatte genutzt werden muss, mittlerweile mit Kulanz: „Es gibt Pächter, die bewirtschaften nur 20 oder 50 Quadratmeter. Wir waren dann froh gewesen, dass die Gartenparzellen überhaupt bewirtschaftet werden.“ Viele junge Familien bevorzugen es, ihren Garten einfach nur als Rasenfläche zum Erholen zu nutzen. „Wir sind gezwungen, Zugeständnisse zu machen, weil hier Mangel ist“, so Hedrich.

„Es wird immer Kleingärten geben, bloß in welcher Struktur ist die Frage.“

Nach Hedrichs Auffassung wird der Leerstand in den nächsten Jahren anhalten, da viele aktuelle Pächter dann nicht mehr in der Lage seien, ihren Garten zu bewirtschaften. Das Durchschnittsalter der Pächter liege bei über 60 Jahren. Leerstehende - oft ungepflegte - Parzellen würden keine Abnehmer mehr finden, da sie zu viel Arbeit bedeuten.

Für die zukünftige Entwicklung der Zeitzer Gartenfreunde hat sich der Verbandsvorsitzende verschiedene Möglichkeiten überlegt: „Wenn sich die Zahl der Gartenanlagen verringern würde, von den bestehenden 75 auf beispielsweise 50 oder 40, dann hätten wir doch eine Chance.“ Er hoffe auch darauf, dass durch neue Bauprojekte in Zeitz, wie zum Beispiel Einfamilienhäuser, das Interesse an einem eigenen Garten in einer nahen Gartenanlage steigt.

Nichtsdestotrotz klingt bei ihm Optimismus durch, als er abschließend sagt: „Es wird immer Kleingärten geben, bloß in welcher Struktur ist die Frage.“ (mz/Silvia Kücken)