1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Verwalten in Krisenzeiten: Verwalten in Krisenzeiten: So geht der Bürgermeister von Elsteraue mit der Pandemie um

Verwalten in Krisenzeiten Verwalten in Krisenzeiten: So geht der Bürgermeister von Elsteraue mit der Pandemie um

30.03.2020, 11:58
Andreas Buchheim ist Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue.
Andreas Buchheim ist Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue. Krimmer

Alttröglitz - Die Auswirkungen der Coronakrise sind überall zu spüren. Das Leben ist in allen Bereichen stark eingeschränkt. Wie ist die Lage in der Gemeinde Elsteraue. Mit Bürgermeister Andreas Buchheim (parteilos) sprach Yvette Meinhardt.

Wie geht es Ihnen persönlich in diesen Tagen, Ihrer Frau und Ihren Kindern? Wie meistern Sie privat die Krise?

Andreas Buchheim: Ich mache mir große Gedanken über unsere Bürger, wie sie versorgt sind, welche finanziellen Auswirkungen diese Krise für die Menschen hat oder wie die Kinder, die nicht in die Einrichtungen gehen können zu Hause betreut werden. Mich beschäftigen die gravierenden Einschnitte durch die die Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie, die aus meiner Sicht zwingend notwendig sind, um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

Mein Dank geht an Menschen im medizinischen Bereich und in der Pflege, in der Versorgung, den Mitarbeitern in Behörden, Beschäftigten der Post und Angehörigen der Rettungsdienste, Feuerwehren und Katastropheneinheiten. Mich beschäftigt stark, dass sich die Menschen hinterfragen sollten, ob man Probleme an anderen auslassen muss, weil es durch „Hamsterkäufe“ keine Nudeln oder Toilettenpapier gibt.

Ich wünsche mir, dass die Menschen zusammenhalten, solidarisch mit einander umgehen und unsere demokratischen Grundrechte nicht vernachlässigen. Privat versuche ich die Krise so gut es geht zu meistern. Da meine Frau ebenfalls in einem Schlüsselberuf arbeitet und auch unsere Kinder betreut werden müssen. Mein größter Dank geht an meine Frau und Familie.

Die Verwaltung der Gemeinde ist geschlossen, wie funktioniert der Alltag? Wird im Büro gearbeitet oder im Home-Office? Wie ist die Lage bei den Gemeindearbeitern und im kommunalen Bauhof?

Die Schließung der Verwaltung war alternativlos, lief aber ohne größere Problem ab. Die Bürger sind sehr besonnen. Unumgängliche Termine können telefonisch vereinbart werden und finden statt. Es gibt Desinfektionsmittel für Besucher und Mitarbeiter. In der Verwaltung wird überwiegend im Home-Office gearbeitet.

Dies ist ungewohnt und damit können nicht alle Aufgaben 100-prozentig erledigt werden, aber es funktioniert für einen Notbetrieb recht gut. Im Einwohnermeldeamt sind zwei Mitarbeiter, in jedem Fachbereich drei. Sie sind so eingeteilt, dass nur einer im Büro ist. Dabei wird wochenweise gewechselt. Im Ordnungswesen wurden Teams aus je zwei Mitarbeitern gebildet, welche ausschließlich im Außendienst sind. Gleiches gilt für den Bauhof.

Wie läuft es in den Kitas in Profen und Tröglitz? Wie viele Kinder werden betreut? Wie viele Erzieher sind notwendig? Was machen die anderen?

Die Notbetreuung läuft gut. Die Kinder werden von Erziehern aus ihrer Kita betreut, so dass ein bekanntes Gesicht anwesend ist. In Profen betreuen zwei Erzieher zurzeit zwei Kinder, in Tröglitz sind zwei Erzieher für drei bis sechs Kinder zuständig.

Im Hort Rehmsdorf werden zwei Schüler von zwei Erziehern betreut. Alle anderen Erzieher arbeiten Sachen auf, zu denen sie aufgrund des mangelhaften Personalschlüssels sonst kaum kommen. Sie arbeiten an Portfolios und Konzepten.

Der Gemeinderat hat nicht getagt, welchen Einfluss haben fehlende Beschlüsse auf die Vergaben der Bauarbeiten, so in der Schule Tröglitz? Gehen die Arbeiten weiter?

Beschlüsse zu Vergaben werden im schriftlichen Verfahren (Umlaufbeschluss) gefasst. Die Arbeiten auf den Baustellen laufen soweit möglich ist planmäßig weiter. Auf Beratungen wird verzichtet. Dennoch erfolgen Kontrollen vor Ort. Probleme werden per Mail oder Telefonat geklärt.

Wie beurteilen Sie die Lage in den Dörfern? Das Ordnungsamt fährt Streife, mit welchem Ergebnis?

Die Bürger haben ihr Verhalten an die Situation angepasst. Das Ordnungsamt führt in Absprache mit der Polizei wochentags und am Wochenende Kontrollfahrten durch das gesamte Gemeindegebiet durch. Dabei wurden noch keine Verstöße festgestellt.

Mit welchen Auswirkungen muss die Gemeinde rechnen, zum Beispiel weniger Einnahmen bei Gewerbesteuern?

Derzeit liegt erst ein Antrag einer kleineren Firma zur Stundung der Gewerbesteuer vor. Bei Anträgen von großen und mittleren Firmen, die ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, würden die Auswirkungen gravierend sein.

Eine realistische Einschätzung kann noch nicht gegeben werden. Es wird aber mit Sicherheit zu finanziellen Einbrüchen kommen und hierbei sehe ich Bund und Länder in der Pflicht, die Kommunen zu unterstützen. (mz)