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Ungewöhnlicher Unterricht in Zeitz Ungewöhnlicher Unterricht in Zeitz: Der Hundeblick macht es

Von Yvette Meinhardt 10.04.2014, 15:48
Vor allem auf Körpersprache reagiert der Hund Socke. Davon ausgehend erklärt Hundetrainer Thomas Winkler (links) Schülern des Zeitzer Gymnasiums die Bedeutung von Mimik, Gestik und Ausstrahlung für die Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit.
Vor allem auf Körpersprache reagiert der Hund Socke. Davon ausgehend erklärt Hundetrainer Thomas Winkler (links) Schülern des Zeitzer Gymnasiums die Bedeutung von Mimik, Gestik und Ausstrahlung für die Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit. Hartmut Krimmer Lizenz

Zeitz/MZ - Socke hört aufs Wort, macht Sitz und Platz, springt nach Aufforderung auch mal auf den Tisch. Der Labrador-Mischling ist ein ständiger Begleiter von Hundetrainer Thomas Winkler. Klar und präzise gibt Winkler seinem Hund konkrete Anweisungen. Dieses Mal vor den Augen von Schülern des Zeitzer Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Winkler ist im Rahmen der Wirtschaftsakademie der Weißenfelser Herzog-August-Stiftung mit seinem Hund zu Gast in Zeitz.

Hört Waldi wirklich auf Kommandos Platz und Sitz? Darf man den Hund beim Training bestrafen und wenn ja wie? Sind Hunde gehorsamer, wenn sie eine Hundeschule besuchen oder nicht? Werden unterschiedliche Rassen mit unterschiedlichen Methoden trainiert? Diese und ähnliche Fragen will Thomas Winkler in Zusammenarbeit mit der Studentin Sissy Leonie Kreid herausfinden. Für eine wissenschaftliche Studie, die in einer Bachelor-Arbeit im Bereich der Tierwissenschaften enden soll, werden aus diesem Grund Hundebesitzer für eine Befragung gesucht. Wer bei dieser Studie mitmacht und einen Fragebogen ausfüllt, erhält hinterher eine kostenlose Beratung von Herrchen und Hund durch Thomas Winkler aus Naumburg.  

Wer mitmachen will, soll sich unter Telefonnummer 0151/42 42 98 33 melden. (yve)

Beim Kommando „Sei höflich!“ kniet der Vierbeiner nieder. Bei der nächsten Handbewegung rollt er über den Boden. Die beiden sind ein eingespieltes Team. „Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund ist das A und O. Es geht um das große Feld der Körpersprache. Man muss mit dem Hund eigentlich nicht reden, sondern allein die Körpersprache entscheidet, das will ich am Beispiel des Hundes den Schülern vermitteln“, sagt Winkler. Er arbeitet in diesem Falle als Referent, will den Jugendlichen die Bedeutung ihres Erscheinungsbildes, die Wirkung ihres Auftretens verdeutlichen. „Körpersprache macht bei der Kommunikation 55 Prozent aus, die Stimme weitere 38 Prozent und der Inhalt gerade mal sieben Prozent“, erklärt Winkler den Schülern. „Man könnte fast sagen, es ist egal, was man sagt, ausschlaggebend ist, wie man etwas sagt.“ Wer dies weiß, kann seine Mimik und Gestik bewusst einsetzen, egal ob bei Vorträgen in der Schule, den gerade bevorstehenden mündlichen Abiturprüfungen, beim Bewerbungsgespräch oder später im Berufsleben.

Unwiderstehlicher Hundeblick

Als Dozent schärft Winkler bei den Jugendlichen dafür das Bewusstsein und findet schnell einen guten Draht zu den jungen Leuten. Der Einstieg gelingt ihm mit dem Hund problemlos, so übergibt er Schülern das Kommando. Und auch auf fremde Personen mit der entsprechenden Körpersprache reagiert Hund Socke sofort. Der schwarze Mischling hüpft auf Anweisung auf die Bank, macht Sitz und schaut Max mit seinem unwiderstehlichen Hundeblick ganz aufmerksam an. Der Vierbeiner registriert ganz aufmerksam jedes Handzeichen und führt die Befehle aus - auch von den fremden Schülern. Bildhafte Sprache, Ausdruck mit Mimik und Gestik - das ist das A und O. Ein anderes Spiel (der Gegenbeweis) funktioniert ganz ohne Zeichen. Bei der „Stillen Post“ sieht nur der erste Schüler ein Bild, muss es ausschließlich mit Worten beschreiben und der letzte in der Reihe malt nach den Beschreibungen das vermeintliche Bild. Ein lehrreicher Spaß für alle, denn das neue Bild sieht dem Original nun wirklich kaum ähnlich.

Winkler weiß um die Wirkung des Hundes. Im Frühjahr 2011 machte sich der Naumburger als Zentrum für Menschen mit Hund selbstständig. Er ist der „Hundeflüsterer“, gibt Mensch und Tier Kurse, Seminare, aktives Training. „Als Erstes muss geklärt sein, wer führt wen?“ erklärt der Fachmann. Zwei Jahre lang besuchte er Kurse bei Deutschlands berühmten Hundetrainer Martin Rütter. Mancher kennt ihn aus dem Fernsehen, andere von Ratgebern zur Hundeerziehung. Und Winkler ist stolz, jetzt unter seiner Flagge eine Hundeschule zu führen.