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Umgehungsstraße zur B91 Umgehungsstraße zur B91: Bauarbeiten sorgen für spürbare Erschütterungen in den Dörfern

Von Matthias Voss 25.11.2017, 07:00
Derzeit wird das Erdreich auf der im Bau befindlichen Umgehungsstraße bei Theißen verdichtet. Dabei wird ein mehrere Tonnen schweres Gewicht mittels Kran gehoben und im freien Fall auf das Erdreich fallen gelassen.
Derzeit wird das Erdreich auf der im Bau befindlichen Umgehungsstraße bei Theißen verdichtet. Dabei wird ein mehrere Tonnen schweres Gewicht mittels Kran gehoben und im freien Fall auf das Erdreich fallen gelassen. René Weimer

Theißen - Der Kran hievt das gut 20 Tonnen schwere Gewicht langsam nach oben, bis auf rund 30 Meter Höhe und lässt es dann mit einem Ruck herabfallen. Beim Aufprall auf den Boden entsteht ein Stoß, der die Erde beben lässt. Und der so auch bis nach Nonnewitz und Theißen zu spüren ist. „Da wackelt der Sessel, dass man Angst um sein Haus haben muss“, beschwert sich Bianca Fischer, die in Theißen am äußersten Ende der Betty-Kormann-Straße wohnt, also in nächster Nähe zur Baustelle.

„Was ist denn, wenn es Risse in der Mauer gibt? Wer bezahlt das denn?“, befürchtet die Anwohnerin größere Schäden. Doch Michael Herbst, Projektleiter von der Bauherrin Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) aus Berlin gibt Entwarnung.

Regelrechte Beweissicherung durchgeführt

„Wir haben bei vielen Anwohnern Schwingungsmesser aufgestellt, die aus der Ferne regelmäßig von einem Gutachter überprüft werden. Wir gehen davon aus, dass nichts weiter passieren wird. Denn dafür sind die Erschütterungen doch zu schwach und demnach unempfindlich für Gebäude“, meint Herbst.

Bei den Firmen Wurstspezi (Nonnewitz) und ETK (Theißen) wurde dagegen eine regelrechte Beweissicherung durchgeführt. Nur um sicher zugehen, dass die Erdstöße doch nicht Schäden verursacht haben. Denn in den kommenden Wochen könnte es noch heftiger werden. Ein noch schwereres Gewicht mit nahezu 35 Tonnen steht schon bereit. Dieses wird dann mit einer speziell für die Deges entwickelten Klammer aus ebenfalls 30 Metern Höhe abgeworfen, dann aber im komplett freien Fall, ohne Seil.

Verdichtung des Baugrundes nötig

All diese Maßnahmen sind die ersten vorbereitenden Arbeiten, die zur Verdichtung des Baugrundes nötig sind. Denn die fast vier Kilometer lange Trasse, auf der bis Frühjahr 2019 die neue Umgehungsstraße von Theißen entstehen soll, ist durchzogen mit alten Bergbaustollen. „Die müssen regelrecht eingestampft werden, damit wir sicheren Boden haben.

Dazu machen die Gewichte bis zu fünf Meter tiefe Löcher, die mit einem Erde-Kies-Gemisch aufgefüllt und mit erneuten Fallgewichten verdichtet werden“, erklärt Tobias Reitmeier, zuständiger Projektleiter bei der bauausführenden Dyniv (Dynamische Intensivverdichtung), einer Firma aus Norddeutschland, die für solche Arbeiten spezialisiert ist. Für 2,6 der vier Kilometer ist seine Firma zuständig.

Dyniv deckt nahezu den kompletten Boden mit seinen Verdichtungsarbeiten voll ab

Dabei deckt die Dyniv nahezu den kompletten Boden mit seinen Verdichtungsarbeiten voll ab. „Erst haben wir eine Spanne von 14 Metern Abstand. Diesen werden wir aber nach und nach auf drei Meter verringern. Und da die Gewichte eine Breite von zwei Metern haben, ist das fast flächendeckend“, sagt Reitmeier.

Das allerdings kostet dann auch seine Zeit. Und so wird seine Firma fast die kompletten anderthalb Jahre Bauzeit in Theißen vor Ort sein und den Grund bearbeiten. Dort wo sie fertig sind, kann dann mit den Hochbauarbeiten begonnen werden.

Beginn des Baus der ersten und wichtigsten Brücke

So zum Beispiel in rund zwei Wochen mit dem Beginn des Baus der ersten und wichtigsten Brücke, über die Landstraße zwischen Theißen und Nonnewitz. „Inklusive dem Kreisverkehr und den Anschlusswegen ist das das größte, wenn auch nicht schwierigste Bauwerk“, erklärt Michael Herbst.

Die schwierigsten Bauwerke seien demnach drei weitere Brücken über die Bahnlinie, für deren Bau sich die Deutsche Bahn AG eine besondere Sensibilität erbeten hat. „Deswegen werden wir im Bereich der Gleise bei den Verdichtungsarbeiten auch mit kleineren Rüttlern arbeiten“, erwartet Herbst dann eine vielleicht größere, wenn auch nur über eine geringere Zeit befindlichere Lärmbelästigung für die Anwohner. „Wo gehobelt wird, fallen nun einmal Späne. Aber ich denke, die Anwohner sind froh, dass jetzt endlich was passiert“, meint der Projektchef der Deges.

Schwingungen und Stöße

Zu diesen erfreuten Anwohnern gehört zum Beispiel Monika Lukasek, die ebenfalls die Schwingungen und Stöße spürt. „Das ist aber nicht weiter schlimm. Wichtig ist, dass wir endlich bald Ruhe vor dem Haus bekommen“, meint die Frau, die an der Zeitzer Straße direkt neben der Bahnschranke wohnt und tagtäglich durchdonnernde Lkw, mit laufendem Motor vor der Schranke wartende Autos und viel Dreck auf den Fenstern leben muss. „Morgens bei offenem Fenster frühstücken, geht schon lange nicht mehr“, meint Lukasek, die seit 1993 in dem damals neu gebauten Haus wohnt und dort auch arbeitet, die Belästigung also rund um die Uhr hat.

Auch die Mibrag (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH) freut sich für die Theißener, dass es bald eine Umgehung der Bundesstraße 91 geben wird. „Dadurch wird es zu einer spürbaren Entlastung für die Anwohner kommen, vor allem was den Schwerlastverkehr betrifft“, sagt Pressesprecherin Sylvia Werner. Die Mibrag selber hat ihre beiden Verwaltungsgebäude in Theißen ebenfalls direkt an der Baustelle. Und auch hier seien die Erschütterungen zu spüren. „Aber seit Mitte der Woche haben wir Messgeräte hier, die die Schwingungen aufzeichnen“, so Werner. (mz)

Tobias Reitmeyer, Margret Krings und Michael Herbst (v.l.) haben auf der Baustelle bei Theißen alles im Blick
Tobias Reitmeyer, Margret Krings und Michael Herbst (v.l.) haben auf der Baustelle bei Theißen alles im Blick
René Weimer