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Trauerfeier Trauerfeier: Bewegender Abschied von Andreas Oertel

Von Roland Lüders 11.04.2003, 14:45

Naumburg. - "Gewalt ist das letzte Mittel der Unfähigen." Mit diesen Worten nahm Peter Sodann, Intendant des neuen theaters Halle (nt), am Freitag auf dem Neuen Friedhof in Naumburg am offenen Urnengrab Abschied von Andreas Oertel, der in der Nacht vom 21. zum 22. März gewaltsam zu Tode kam. Umgebracht von Menschen, die der Schauspieler und Theaterleiter mit seiner bitteren Einschätzung so treffend charakterisierte. Zugleich verlieh Sodann seinem Schmerz Ausdruck, dass man dem begeisterten Theaterfreund, der fast schon zum nt-Ensemble gehörte, nicht helfen konnte.

Geteilt wurde dieser Schmerz von hunderten Trauergästen, die in einem langen Zug mit Naumburgs Oberbürgermeister Hilmar Preißer an der Spitze Andreas Oertel auf seinem letzten Weg begleiteten. Zu denen, die den Ermordeten zur ewigen Ruhe betteten und sich dabei ihrer Tränen nicht schämten, gehörten auch zahlreiche Arbeitskolleginnen und -kollegen aus der Caritas-Behindertenwerkstatt in Osterfeld. Für sie alle hatte zuvor Hartmut Gunold in einer bewegten Abschiedsrede während der Trauerfeier zum Ausdruck gebracht, was die Schreckenstat von Naumburg hervorrief: Entsetzen, Betroffenheit, Fassungslosigkeit und die Frage nach dem Warum. Menschen sterben, weil sie alt sind oder von einer tödlichen Krankheit hinweg gerafft werden. Doch das trifft auf Andreas Oertel nicht zu. Sein Leben wurde ihm durch einen feigen und brutalen Mord genommen.

In diesem Leben habe es zahlreiche Höhepunkte gegeben. Der Redner erinnerte in diesem Zusammenhang nicht nur an die Anerkennung, die der Behinderte auf seiner Arbeitsstelle in Osterfeld genoss, sondern auch an die hilfreiche Unterstützung der halleschen Theaterleute um Peter Sodann. Die ermöglichte dem Schauspiel-Enthusiasten Andreas Oertel eine intensive und andauernde Begegnung mit der Kunst. Trotzdem war dieses Leben zu kurz, als das man es erfüllt hätte nennen können. Was am Ende bleibt, sind Erinnerung sowie eine über den Tod hinausreichende Verbundenheit und Dankbarkeit.