1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Traditionelle muslimische Beerdigungen: Traditionelle muslimische Beerdigungen: Integration über den Tod hinaus

Traditionelle muslimische Beerdigungen Traditionelle muslimische Beerdigungen: Integration über den Tod hinaus

Von Isabell Bergner 20.12.2019, 13:30
Eine Besucherin auf dem Friedhof. (Symbolbild)
Eine Besucherin auf dem Friedhof. (Symbolbild) dpa-Zentralbild

Zeitz - In Zeitz und Umgebung könnte es für Muslime demnächst einfacher werden, ihre Verwandten entsprechend ihrer religiösen Traditionen beizusetzen. Grund ist das Bestreben der Koalitionsparteien in Magdeburg, die Regeln für Bestattungen im Land zu lockern. Vorgesehen ist etwa, die Bestattung im Leinentuch aus religiösen Gründen zu ermöglichen. Bisher gilt bei Bestattungen von Leichen Sargpflicht. Eine Einäscherung kommt für gläubige Muslime nicht in Frage, einzig eine Erdbestattung ist zulässig.

Bereits seit 2010 ist der Zeitzer Michaelisfriedhof bemüht, eine traditionelle Beisetzung von Muslimen weitestgehend zu ermöglichen. Denn dort gibt es ein eigenes Grabfeld für Angehörige dieser Religion, sagt Friedhofsverwalter Ralf Steinbach. „Die Gräber haben eine besondere Ausrichtung und liegen auf einer bislang unbenutzten Fläche“, erklärt Steinbach. Denn ähnlich wie beim Gebet sind auch die Ruhestätten Richtung Kaaba, dem zentralen Heiligtum des Islams in Mekka, ausgerichtet. Nach religiöser Vorschrift darf sich an der Grabstätte zuvor auch kein anderes Grab befunden haben.

Etwa acht Personen wurden auf dem Grabfeld des Michaelisfriedhofs bisher bestattet

Entsprechend des Landesrechts mussten auch auf dem Michaelisfriedhof bislang Särge verwendet werden. Unter den Angehörigen von Muslimen sei das ein Thema gewesen, berichtet Steinbach. Etwa acht Personen wurden auf dem Grabfeld des Michaelisfriedhofs bisher bestattet, entsprechend gibt es meist nur einen Fall im Jahr, so Steinbach. Oftmals werden die sterblichen Überreste ausländischer Muslime in deren Heimatländer überführt, das ergab eine Umfrage unter Zeitzer Bestattungshäusern.

Das Vorhaben der Regierung sieht neben der Lockerung der Sargpflicht außerdem vor, eine traditionelle Bestattung innerhalb von 24 Stunden zu ermöglichen. Bisher muss zwei Tage lang gewartet werden. Friedhofsverwalter Steinbach hält die kurze Zeit für nur schwer umsetzbar. Zum einen dauere die Ausstellung der Sterbeurkunde eine gewisse Zeit. Zum anderen finden die Begräbnisse montags bis freitags statt, was eine Beerdigung am Wochenende nicht zulasse. (mz)