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Tage der Industriekultur  Tage der Industriekultur: Wie wird eigentlich in der Zeitzer Eisengießerei gearbeitet?

Von Iris Richter 27.08.2018, 09:57
Michael Hartel und René Meinhardt hatten dieses Mal bei ihrer Arbeit interessierte Zuschauer.
Michael Hartel und René Meinhardt hatten dieses Mal bei ihrer Arbeit interessierte Zuschauer. Hartmut Krimmer

Zeitz - Was hat Zeitz mit Offshore-Windparks an Nord- und Ostsee zu tun? Gussteile, die in Windrädern dieser gewaltigen Energieprojekte verarbeitet sind, könnten durchaus made in Zeitz sein. Denn das Thüringer Unternehmen Silbitz Group produziert in seiner Zeitzer Gießerei unter anderen Hohlwellen für Windräder.

Das sind Verbindungswellen zwischen Propeller und Generator, die die Energie ins Innere des Windrades leiten. „Natürlich wissen wir nicht ganz genau, in welchen Anlagen unsere Teile verbaut sind. Aber da wir für den Offshore-Bereich produzieren, könnte es durchaus sein, dass etwas von uns dort verbaut ist“, sagt Jens Friede, Werksleiter am Zeitzer Standort.

Tage der Industriekultur: Blick auch in die Eisengießerei in Zeitz

Friede führte anlässlich der 6. Tage der Industriekultur, an denen sich am Wochenende mehrere Einrichtungen der Region beteiligten, am Freitagnachmittag gemeinsam mit dem Haupttechnologen Frank Kirchner und Daniel Meißner, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Interessierte durch die Produktionsstätte.

Und die beiden Führungen, die angeboten wurden, waren schnell ausgebucht, denn der Fertigungsort, an dem sich seit 2009 die Eisengießerei befindet, hat in der Elsterstadt Tradition.

Eisengießerei hat in Zeitz eine lange Tradition

Schließlich gehörten die Hallen einst zur Maschinenbaufirma Zemag, die ihren Ursprung bereits 1855 als kleine Maschinenwerkstatt in Zeitz hatte. Anfangs wurden hier Ausrüstungen für Brikettfabriken und die Kohleproduktion gebaut. In den 1960er Jahren kam dann als zweites Standbein neben der Kohletechnik die Fertigung von Baggern und Kränen hinzu. In den 1980er Jahren verdienten hier etwa 2.500 Beschäftigte ihre Brötchen und die Zemag war der zweitgrößte Arbeitgeber in der Industriestadt Zeitz.

Auch Ehemalige unter den Besuchern

„Ich habe 1962 bei der Zemag Dreher gelernt und bis 1978 hier gearbeitet. Zudem arbeitet der Mann meiner Enkelin jetzt hier. Mich hat es einfach einmal interessiert, was in den alten Hallen passiert“, begründete Dietmar Klaczek aus Tröglitz den Besuch an seiner einstigen Arbeitsstätte. Auch der Weißenfelser Reinhard Günther nutzte den Rundgang und hatte viele Fragen, schließlich war auch er vierzig Jahre lang in der Metallverarbeitung in Weißenfels tätig.

Eisengießerei Zeitz: Wie hier gearbeitet wird

Und so konnten die Besucher den Weg des Eisens durch die Werkhalle miterleben. Dabei erfuhren sie zum Beispiel, dass die in der Zeitzer Gießerei produzierten Teile zu 100 Prozent aus Schrott bestehen und die jeweilige Verwendung der Endprodukte darüber entscheidet, in welcher Rezeptur die recycelten Ausgangsstoffe gemischt werden. Schließlich müsse vor allem die Festigkeit stimmen, klärte Haupttechnologe Frank Kirchner auf.

Auch der Sand, aus welchem die Gießformen für den Eisenguss entstehen, wird in Zeitz zu 90 Prozent wiederverwendet. Etwa drei Wochen braucht es, einschließlich der Kühlung, bis die aus Schrott gefertigten Gussprodukte ausgeliefert und in der Metallverarbeitung weiterbehandelt werden können, um dann dem Kunden zur Verfügung zu stehen.

Silbitz Group hat Millionen in den Zeitzer Standort investiert

Seit dem vergangenen Jahr kann die Zeitzer Produktionsstätte auf einen zweiten Ofen zurückgreifen, denn die Silbitz Group hatte drei Millionen Euro in den Standort investiert. Damit konnte die Produktpalette des Zeitzer Betriebes erweitert werden. Zudem ist mit dem neuen Ofen die Produktion von Gussteilen mit einem Stückgewicht von 50 Tonnen möglich. „Unsere Auftragslage ist gut“, so Werksleiter Jens Friede. (mz)

Blick in die Schrottwanne: Die Gussteile, die den Zeitzer Betrieb verlassen, werden zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt.
Blick in die Schrottwanne: Die Gussteile, die den Zeitzer Betrieb verlassen, werden zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt.
Hartmut Krimmer
Daniel Meißner (weißer Helm) erklärt den Besuchern den Weg des Eisens durch die Werkhalle.
Daniel Meißner (weißer Helm) erklärt den Besuchern den Weg des Eisens durch die Werkhalle.
Hartmut Krimmer
Ganz schön riesig so eine Hohlwelle für Windräder, finden Richard Parowski und Yvonne Zimmermann .
Ganz schön riesig so eine Hohlwelle für Windräder, finden Richard Parowski und Yvonne Zimmermann .
Hartmut Krimmer