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Tag der offenen Tür bei der Förderschule in Zeitz Tag der offenen Tür bei der Förderschule in Zeitz: Hereinspaziert - umschauen erlaubt

Von Yvette Meinhardt 19.11.2015, 21:00
Benjamin Kleindienst (r.) hat Spaß am Bügeln. Andreas Günther legt Wäsche zusammen.
Benjamin Kleindienst (r.) hat Spaß am Bügeln. Andreas Günther legt Wäsche zusammen. Marco junghans Lizenz

Zeitz - Mächtiges Gedränge herrschte am Donnerstag an der Johann-Traugott-Weise-Schule in Zeitz-Ost. Eltern und Verwandte, ehemalige Lehrer und Schüler, Mädchen und Jungen von Gymnasium, Berufsschule und mehreren Grundschulen schauten sich zum Tag der offenen Tür im Förderzentrum um.

Mit 65 Kindern angefangen

Voll freudiger Erwartung betritt Sandy Gerstel ihre alte Schule. Sie gehörte 1991 zu den Schülern der ersten Stunde der Förderschule. Gemeinsam mit ihren Eltern Ingelore und Harald Gastel war die 38-Jährige am Donnerstag zum ersten Mal wieder im Haus. „Es ist ein schönes Gefühl, in der alten Schule zu sein“, sagt die junge Frau. Schulleiterin Astrid Kormann empfängt sie am Eingang und führt sie durch die Bildungsstätte. Gabriele Kniest freut sich und nimmt den Besuch herzlich in Empfang. „Natürlich kenne ich Sandy, sie war eine von sieben Schülerinnen in meiner ersten 1. Klasse“, sagt die Lehrerin. Damals hat die Schule mit 65 Kindern angefangen, die höchste Schülerzahl lag bei 120 und heute lernen hier 72 Behinderte.

Neugierig schaut sich die Familie um, viel hat sich verändert. Das Lernen erfolgt heute sehr praxisorientiert. „Bügeln können nicht nur Frauen, sondern auch Männer“, empfängt Benjamin Kleindienst die Gäste. Im Hauswirtschaftsraum arbeiten Waschmaschine und Trockner. „Wir waschen und bügeln unsere eigene Wäsche, zum Beispiel Geschirrtücher, Windeln und Lätzchen, aber auch Wäsche für die Volkshochschule“, sagt Benjamin stolz. Er kennt sich mit Hauswirtschaft gut aus und möchte einmal selbstständig leben, so sagt der 16-Jährige.

Lernen für den Alltag

Für die alltägliche Praxis lernen auch Andreas Günther und Danielle Reichert. „Wir haben eine Pizza selbst gemacht, dafür den Teig gerollt, Tomaten geschnitten und das Blech belegt“, erzählt Andreas Günther. „Ich habe Äpfel, Bananen und Kiwi für einen Obstsalat geschnitten“, fügt Danielle Reichert hinzu. Für die Klasse M 1 wurde das Mittagessen abbestellt, so werden dann Pizza und Obstsalat gegessen.

„Für uns ist diese Schule komplettes Neuland, doch wir sind positiv überrascht und vor allem emotional sehr berührt“, sagen Vanessa Goldschmidt und Annegret Harloff. Sie beiden absolvieren eine Ausbildung zum Sozialassistenten in der Zeitzer Berufsschule und besuchen mit 26 Mitschülern die Förderschule. „Ich bin zutiefst bewegt und könnte mir vorstellen, einmal in einer Einrichtung mit Behinderten zu arbeiten“, sagt Annegret Harloff.

Kreativ geht es in der kleinen Töpferwerkstatt zu. Lisa Böttcher nutzt einmal in der Woche das Angebot. Sie rollt Ton aus, presst Kräuter wie Salbei, Lavendel und Petersilie und fertigt daraus kleine Schilder für den Kräutergarten. „Es ist eine schöne Arbeit, es entsteht etwas Bleibendes für unseren Schulgarten“, sagt Lisa. (mz)

Danielle Reichert bereitet leckeren Obstsalat zu.
Danielle Reichert bereitet leckeren Obstsalat zu.
Marco junghans Lizenz