1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Tag der Berufe : Tag der Berufe : Staunen über Oldtimer

Tag der Berufe  Tag der Berufe : Staunen über Oldtimer

Von Yvette Meinhardt und Claudia Petasch 10.03.2016, 08:57

Zeitz/Profen - Warten auf den Nachwuchs. Zwei Jungen haben sich zum Tag der Berufe im Autohaus Christian Kallies angemeldet, nur einer ist gekommen. In diesem Jahr bleiben nach ersten Einschätzungen rund 50 Prozent der Plätze frei. „Über fünf, sechs Interessenten hätten wir uns gefreut, doch wir sind schon froh, dass wenigstens einer gekommen ist“, sagt Heike Kallies. „Ich glaube, in diesem Falle sind auch die Schulen stärker gefragt, solche Aktionstage bekannter zu machen, in Sachsen beispielsweise gibt es gerade eine ganze Aktionswoche zur Berufswahl und die wird im Radio beworben“, sagt sie. Derzeit bildet das Unternehmen drei junge Leute zum Kfz-Mechatroniker und zum Automobilkaufmann aus. „Wenn alles klappt, bekommen wir im September einen neuen Lehrling“, zeigt sich Heike Kallies optimistisch.

„Mir liegt das Technische und ich überlege, ob ich überhaupt das Abitur mache oder nach der 10. Klasse einen Beruf im Handwerk wähle“, sagt Samuel Guhl. In seinem Gymnasium in Droyßig habe niemand auf diesen Tag der Berufe aufmerksam gemacht. Der Neuntklässler ist aus eigenem Antrieb mit seiner Mutter in das Autohaus gekommen. In der Werkstatt steht ein knallblauer VW Käfer und Samuel Guhl staunt. Es gibt keine elektrischen Fensterheber, kein Navigationsgerät, keine Klimaanlage. „Das ist ein tolles Auto“, sagt der Neuntklässler. Zuhause in Eisenberg habe er schon seit seiner Kindheit gebastelt, als kleiner Junge am liebsten mit seinem Opa Vogelhäuser gebaut. Doch die Ausbildung eines Kfz-Mechatronikers ist anspruchsvoll. „In Mathe und Physik sollten unsere Bewerber mindestens eine Drei haben“, sagt Heike Kallies. Und Samuel verrät, seine berufliche Zukunft könnte auch in der Musikbranche liegen.

Einmal ausprobieren

„Der Tag der Berufe ist eine tolle Sache für junge Leute, um sich einmal auszuprobieren. Aus diesem Grund machen wir seit Jahren mit“, sagt Heike Richter. Sie leitet den Salon der Friseur und Kosmetik GmbH auf dem Zeitzer Rossmarkt. An diesem Tag führt sie eine junge Frau aus Meuselwitz durch das Haus. „Ich möchte gern zeigen, was einen Friseur ausmacht, das ist wirklich mehr als nur Haare waschen, schneiden und fönen. Wir sind zugleich Zuhörer, Ratgeber und Seelentröster“, sagt Heike Richter.

Und sie muss es ja wissen, denn sie arbeitet seit 1987 in diesem Beruf. Nach dem Rundgang darf die junge Frau aus der 9. Klasse selber ran, kann am Übungskopf ihre Kreativität zeigen. Sie möchte im September im Meuselwitzer Salon des Unternehmens eine Ausbildung machen und absolviert in Kürze ein Praktikum. „Wir nehmen aus Mangel an Bewerbern auch Schüler mit Hauptschulabschluss, doch in der Berufsschule haben sie es schwer“, so Richter. Die Friseur und Kosmetik GmbH beschäftigt derzeit vier Lehrlinge, jeweils zwei im zweiten und dritten Lehrjahr. Die Auszubildende im ersten Jahr hat bereits das Handtuch geschmissen. „Wir brauchen Nachwuchs und bilden deswegen gezielt aus. Wir hätten uns über mehr Zuspruch an diesem Tag gefreut, denn wir suchen für das neue Jahr Auszubildende“, sagt Heike Richter.

Vier Millionen Euro für Ausbildung

25 Gäste - Schüler und ihre Eltern - sind es bei der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft Mibrag im Ausbildungszentrum in Profen. Dort macht Ausbildungsleiter Jürgen Walter klar, dass die Schüler gute Chancen haben, nach der Ausbildung auch übernommen zu werden. Seit dem Jahr 2002 war das in 99 Prozent der Fälle so.

Jährlich investiert das Bergbauunternehmen rund vier Millionen Euro in die Ausbildung. Mit dem Ziel, sich so den eigenen Nachwuchs heranzuziehen, der auch dringend gebraucht wird. Denn derzeit liegt der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter bei 46, jährlich scheiden 80 bis 100 von ihnen aus Altersgründen aus. Das Unternehmen bildet deswegen nach Bedarf aus und so stehen die Übernahmechancen für die jungen Menschen auch so gut. Elektroniker, Industriemechaniker oder Maschinen- und Anlagenführer sind die drei gängigsten Ausbildungsberufe bei dem Bergbauunternehmen. Ab und zu werden auch Chemielaboranten, Zerspaner oder Kauffrauen und -männer für Büromanagement gebraucht. (mz)