Suchthilfe in Zeitz Suchthilfe in Zeitz: Ein Ex-Alkoholiker heute anderen Suchtkranken

Zeitz - Schon beim Aufstehen ist das Verlangen da. Schnell eine Flasche Bier, um in Gang zu kommen. Nur ein kleiner Schluck hier und da, um die Schicht hinter sich zu bringen. Zum Abend dann etwas Härteres, zur Entspannung sozusagen. So zieht es sich durch den Tag. Die Sucht - sie wird zum ständigen Begleiter.
Eckart Schmidt weiß, wie es ist, wenn die Gedanken immerzu um diese eine Sache kreisen. Mehr als zehn Jahre war er alkoholabhängig. Der 66-jährige Zeitzer ist gelernter Koch, arbeitete lange für die Bundeswehr. Der Alkohol war dabei sein ständiger Begleiter - bis 2003. Schmidt begab sich im Bundeswehrkrankenhaus Berlin in stationäre Behandlung. Nach einem Entzug setzte er sich bewusst mit seiner Abhängigkeit auseinander.
Dem Alkohol entkommen: Eckart Schmidt kümmert sich heute um Menschen, die ebenfall süchtig sind
Der Schalter hat sich bei ihm umgelegt. „Ein Oberarzt hat mir dann ans Herz gelegt, mich um Soldaten zu kümmern, die ebenfalls an einer Sucht erkrankt sind“, erinnert sich Schmidt. Insgesamt habe er so über 500 Soldaten betreut.
Zurück in seiner Heimat wollte er diese Arbeit fortsetzen. Er nahm Kontakt zum gemeinnützigen Verein Blaues Kreuz mit Zweigstelle in Naumburg auf, wenig später wurde er Gruppenleiter einer Begegnungsgruppe in Zeitz. „Ich wollte den Leuten aus der Sucht heraushelfen, damit sie abstinent weiterleben können“, begründet er sein Engagement. Vier Jahre sind seitdem vergangen, die Gruppe besteht noch immer. Diese richtet sich nicht nur an alkoholabhängige Menschen.
Die Begegnungsgruppe steht allen offen, die Fragen zu stoffgebundenen oder -ungebundenen Süchten haben. Neben Abhängigen sind auch deren Angehörige und Freunde eingeladen. Laut Schmidt ist der Bedarf groß.
In der Begegnungsgruppe in Zeitz werden Menschen aufgefangen
Zeitz sei eine Stadt der Arbeit gewesen. Durch die Wende und die Schließung zahlreicher Firmen seien viele Menschen in die Arbeitslosigkeit gerutscht. Die Folgen: fehlende Perspektiven, Langeweile, Verzweiflung. Ablenkung verschafften Alkohol und andere Drogen. In der Begegnungsgruppe werden Menschen aufgefangen, die die Sucht hinter sich lassen wollen.
Jeden zweiten Mittwoch, um 18 Uhr, kommen die Teilnehmer in der Geraer Straße, im Evangelischen Pfarramt Stephanskirche, zusammen. Schmidt betont: „Was in den Räumen besprochen wird, bleibt auch dort.“
Die Teilnehmer müssten Gewissheit haben, dass ihre Erfahrungen vertraulich behandelt werden. Nur so könnten sie offen darüber sprechen, was sie bedrückt - und gemeinsam nach Lösungen suchen. Denn darum geht es laut Schmidt bei den Treffen. Durch den Austausch wolle man einander helfen, um nicht wieder in den alten Trott zu verfallen.
Begegnungsgruppe in Zeitz: Auch Eckart Schmidt zieht Kraft aus den Treffen
Auch er kann Kraft aus den Treffen ziehen: „Ich nehme von dem, was die Leute mir sagen, viel mit nach Hause und kann damit für mich arbeiten.“ Obwohl er inzwischen trocken ist, bleibt die Sucht ein Teil seines Lebens. Umso bestimmter sagt er: „Es gibt nichts schöneres, als ohne Alkohol zu leben. Man sieht alles klarer.“ Er versteht es als seine Aufgabe, dies auch anderen zu vermitteln.
Kontakt zur Begegnungsgruppe des Blauen Kreuzes über E-Mail [email protected] oder telefonisch unter: 03441 21 34 43.
(mz)