Müllaufsammeln Subbotnik in Zeitz - der Dreck anderer Leute
Eine gemeinsame Aktion gab es coronabedingt nicht. Die Beteiligung hielt sich in Grenzen. Warum das Müllaufsammeln dennoch nötig und wichtig war.

Zeitz - Es war kein Massenandrang an diesem Subbotnik-Samstag in Zeitz. Natürlich schon wegen der Corona-Bestimmungen nicht. Aber auch ansonsten hielt sich die Beteiligung in Grenzen. „Wir können ja keine gemeinsame Aktion machen“, sagte Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU), „und wir können auch nur die Bitte, den Aufruf an die Bürger richten, mitzumachen.“
Thieme war mit seinen Söhnen rund um das Rathaus mit Müllzange und blauen Säcken unterwegs. Erstaunlich, was alles zusammenkam. Meist waren es einfach Sachen, die andere Mitbürger irgendwann fallen ließen. Das ärgerte auch Hanna Gutschmidt, die ihren Verwandten half. Die waren, wie doch einige Zeitzer individuell unterwegs und lasen Müll auf. „Ich bin zu Besuch und da packe ich als alte Zeitzerin halt mit an“, sagte sie. „Es ist schon erschreckend, wie viel Müll herumliegt. Das war in Zeitz schon immer ein Problem, aber momentan finde ich es extrem.“
Verpackungen und Kippen
Das muntere Senioren-Trio sammelte allein 23 leere Flaschen in der Innenstadt auf, von denen einige Pfandflaschen waren. „Zumindest die hätte man früher doch mitgenommen“, meinte Gutschmidt kopfschüttelnd. Ansonsten füllten sich die Säcke hauptsächlich mit typischen Fast-Food-Verpackungsmüll, Tüten aus Bäckereien und Zigarettenschachteln. „Eigentlich müsste auch etwas gegen die viel zu vielen Zigarettenkippen getan werden“, meinte eine Zeitzerin, die mit der Familie im Brühl unterwegs war. „Zigarettenkippen, Getränkedosen, viel zu viel Plastikmüll.“ Außerdem sammelten sie fünf Tüten mit Hausmüll ein, die in die Papierkörbe gestopft oder an den Papierkörben abgestellt waren.

Im Rathausinnenhof gab Bürgermeisterin Kathrin Weber blaue Säcke, Zangen und Handschuhe aus. „Doch, es sind schon einige gekommen und haben Material abgeholt. Mancher holt auch nur Säcke oder gar nichts und packt trotzdem mit an.“ Andreas und Martin Exler deckten sich bei ihr mit allem Nötigen ein und machten sich auf den Weh nach Zeitz-Ost. Dort sammelten sie zum Beispiel rund um den Platz der deutschen Einheit Müll auf. Sicher auch deshalb, weil sie nicht nur Stadträte - Freie Wähler und ZZ 21 - , sondern auch Marktbetreiber in Zeitz sind. Auch Jörn Röhler (ALL) hatte sich mit Material versorgt und auf den Weg gemacht. In Zeitz-Ost sammelten Dora Schmidt und ihre Familie Müll auf. „Die blauen Säcke können wir auch selber mitbringen“, sagte sie, „und wir haben sie eh da, weil meine Schwester regelmäßig an der Plantage und an der Promenade Müll aufsammelt.“ Sie meint, dass so eine Aktion wichtig sei, aber nicht ausreiche. Jeder müsse in seinem Umfeld immer wieder zupacken. Ihr Mann schüttelt mit dem Kopf. „Schon“, meint er, „aber warum sollen ständig Leute den Müll anderer Leute wegräumen, die sich nicht an grundlegende Regeln eines Gemeinwesens halten können?“
Herbsteinsatz geplant
An den Sammelstellen wurde angesichts der geringen Zahl blauer Müllsäcke auch deutlich, dass weniger Leute mit angepackt hatten. Ein Zeichen habe man dennoch gesetzt, davon war der Oberbürgermeister überzeugt. Denn es sei wichtig, die Menschen zu sensibilisieren, und das wieder und wieder. Er setzte dabei auch auf seine Vorbildwirkung. Und auf den Herbst. „Wir werden im Herbst, dann hoffentlich ohne Corona-Bedingungen, noch einmal einen Subbotnik durchführen und hoffen auf rege Beteiligung.“ (mz)