Start in die Selbstständigkeit Start in die Selbstständigkeit: In Zeitz die Marktlücke finden und füllen
ZEITZ/NEDISSEN/MZ - So kann es nicht gehen. Es muss sich etwas ändern - fand Kerstin Heilmann. Sie ist Physiotherapeutin und war unzufrieden damit, ihre Patienten wie gelernt zu behandeln. Sie suchte nach einer Praxis, die nicht bloß das Knie wieder beugungsfähig macht, sondern die Ursache der Steifheit behandelt. Gefunden hat sie keine. So änderte sie erst einmal etwas Anderes: ihre Einstellung zur Selbstständigkeit. „Ich war früher so sehr dagegen, mich selbstständig zu machen, wie ich jetzt dafür bin“, sagt die Frau aus Nedissen (Schnaudertal). In wenigen Wochen will sie in Zeitz ihr eigenes Geschäft eröffnen. Doch was dann sicht- und anfassbar ist, brauchte viel Energie im Vorfeld.
Ihr zuletzt gegangener Schritt dabei: Sie besuchte das Existenzgründerseminar, das Ego-Pilot Rüdiger Warnicke kostenlos für Starter in die Selbstständigkeit im Landkreis anbietet. „Die Reihenfolge ist ungewöhnlich“, bekennt Warnicke. Denn Kerstin Heilmann war schon weit mit ihrer Planung. Geholfen hat das dreitägige Seminar dennoch. Hier wurde die Basis geschaffen für die Hauptaufgabe: einen „Businessplan“ zu erstellen. Und den hält Kerstin Heilmann nach mehrwöchiger Arbeit nun geheftet in der Hand.
Hier steht der Name „Chakesti“, es gibt ein Logo, das Bild des Hauses in der Zeitzer Röntgenstraße, in dem sie Geschäftsräume gemietet hat, sowie die Beschreibung als „Wohlfühl-Therapie-Praxis“. Um zu diesem Punkt zu gelangen, musste sie wie alle Gründer ihre Geschäftsidee immer stärker konkretisieren, sich genaue Vorstellungen über Angebot und Entwicklung machen.
„Der Businessplan ist vor allem für den Gründer selbst wichtig“, sagt Ego-Pilot Warnicke. Nur im Zusammenspiel aus Anschaffungs-, Neben- und Arbeitskosten können beispielsweise die Preise kalkuliert werden. Nur dann ist klar, wie viel monatlich zur Verfügung steht.
Für Kerstin Heilmann hieß das, sich zu fragen, worin ihr Angebot sich von anderen unterscheidet, was genau sie anbieten will und kann. Ihre Ursprungsidee war, „den ganzen Menschen zu behandeln“, erklärt sie. Denn ihre Einsicht nach jahrelanger Arbeit als Physiotherapeutin und zugleich ehrenamtliche Schiedsperson bei Gericht: „Es ist nie nur das Knie, das schmerzt, sondern dahinter liegt etwas anderes im Argen.“
Sie hat lange vor dem Besuch des Existenzgründerseminars Weiterbildungen besucht, ist nun „personal Coach“, hat psychologische Beratung gelernt. Alles für die Praxis, die sie nirgendwo fand, für die Marktlücke, die sie sah - und nun selbst füllen will.
Für den Businessplan musste sie sich aber auch fragen, was nicht zu ihrem Angebot gehören soll. Beispielsweise habe sie Hypnose zur Raucherentwöhnung gelernt. Wollte sie entsprechend auch Ernährungsberatung ins Programm nehmen? „Ich habe mich dagegen entschieden. Dafür würde ich mir jemanden von außen dazuholen“, erklärt sie heute selbstbewusst.
Das Bändchen über ihr Unternehmen ist ein Leitfaden, bei dessen Formulierung auch klar wurde, wo es hingeht mit der Firma. So kann Kerstin Heilmann gezielt werben, verteilt schon fleißig Visitenkarten. Hat sich auf der Unternehmerinnenmesse vorgestellt. Sie ist zufrieden mit dem Feedback. Der mitgebrachte Sessel erregte Aufmerksamkeit für ihre „Wohlfühl-Therapie-Praxis“, sie kam mit vielen ins Gespräch und habe festgestellt: „Der Bedarf ist da.“