Schwarzwild macht sich rar
Schlottweh/MZ. - Gerd Heinrich, 77 Jahre und pensionierter Oberförster, bewirtschaftet innerhalb der Jagdgenossenschaft Breitenbach-Haynsburg mit dem Ossiger Steffen Pohle zwei Jagdbogen. Das entspricht einer Fläche von insgesamt 680 Hektar. "Wer sechs Jahrzehnte zur Jagd ging, engagiert sich bis zum Lebensende in dieser Richtung", sagt Heinrich. "Zumindest so lange, wie es die Gesundheit zulässt."
Jeden Morgen dreht der naturverbundene Mann aus Schlottweh in der Breitenbacher Flur seine Runde. Ohne Jagdgewehr, wie er betont. Denn das würde den Jäger nur behindern, wenn er bei der Fährtensuche durchs dicke Stammholz steigt. Heinrich ist stets mit offenen Augen in der Flur unterwegs. Er guckt, wo Wildschäden entstanden sind und kommt dabei auch mit den Landwirten ins Gespräch. Schließlich gehört es auch mit zu den Aufgaben der Jäger, größere Schäden schon im Vorfeld abzuwehren.
Aber nicht alles, was vor die Flinte läuft, darf erlegt werden. Dafür gibt es einen genauen Abschussplan, der jährlich von den Jagdpächtern erstellt wird und einer Bestätigung durch die Jagdbehörde bedarf. "Bei hundert Hektar geht man von acht Stück Rehwild aus", nennt der Jäger Zahlen. 15 bis 20 Stück Wild sind auf den erwähnten 680 Hektar der Jagdgenossenschaft Breitenbach-Haynsburg zum Abschuss frei gegeben.
Dabei gilt es auch, das Unfallwild in weiser Voraussicht mit einzuplanen. Erfahrungsgemäß kommen 15 bis 20 Prozent der für die Jagd vorgesehenen Tiere unter die Räder. "Allein auf der Panzerstraße in Breitenbach wurden in diesem Jahr vier Rehe überfahren", erzählt Heinrich. Dabei findet er es besonders schlimm, wenn eine führende Ricke erwischt wurde und am Straßenrand die Kitze warten. Denn dann ist meist auch der Fuchs nicht mehr weit. Zwischen 30 und 40 Rotröcke werden jährlich über die Jagdgenossenschaft Breitenbach-Haynsburg erlegt, um deren Bestand zu dezimieren. Ansonsten würden die Füchse das Niederwild jagen und den wenig Wildhasen, die es in hiesigen Gefilden noch gibt, die Jungen wegholen.
"Das letzte Stück Schwarzwild habe ich vor drei Monaten geschossen", erzählt Heinrich. Damit kommt er in diesem Jahr gerade mal auf neun Stück. Vor drei Jahren standen um diese Zeit 35 Stück zu Buche. Das kratzt zwar an der Jägerehre, doch ändern kann er es nicht. Der Schwarzwild-Bestand ist zurückgegangen. Zumindest in diesem Raum. Dabei gab es Zeiten, in denen Heinrich zusammen mit seinem Sohn und Gastjägern 136 Wildschweine im Jahr zur Strecke brachte.
Trophäe an der Wand
Davon kann der 77-Jährige heute nur noch träumen. Und ein kapitaler Keiler, der im aufgebrochenen Zustand 150 Kilogramm auf die Waage bringt, wird ihm wohl auch nicht wieder so schnell unter die Flinte kommen. Die Bestätigung für diesen Meisterschuss hängt im Wohnzimmer an der Wand. Als Trophäe zwischen vielen anderen.
Heinrich zeigt darauf und erinnert sich daran, als wenn es erst gestern gewesen wäre. "Den Keiler habe ich am Wasserturm auf Breitenbacher Flur erlegt", sagt er. Um das kapitale Wildschwein wiegen zu lassen, fuhr der Jäger extra nach Droßdorf in die Fleischerei. Um den Keiler erst einmal zu bewegen, mussten einige Männer kräftig mit anpacken.