Schrebergarten wird Weinberg Schrebergarten wird Weinberg: Warum Hobbywinzer zwischen Bayern und Zeitz pendeln muss

Zeitz - Die meisten Menschen züchten Gurken, Tomaten und Bohnen in ihren Schrebergärten. Nicht so Kai Pröve. In seiner Doppelparzelle im Fockendorfer Grund in Zeitz ist nahezu jeder Meter bepflanzt mit Weinreben. Rund hundert Stöcke wachsen in dem Garten. Gerade hat er seine letzte Ernte für dieses Jahr eingefahren. „300 Kilo Trauben der Sorte Isabella haben wir gepflückt“, verrät der Hobby-Winzer stolz. Hinzu kommen insgesamt 80 Kilo der Sorten Regent, Dornfelder und Blauer Muskat, die im August geerntet wurden.
Wie er auf das Hobby kam? „Nach der Wende zog ich berufsbedingt nach Bayern“, erklärt der 52-Jährige. „Ich wollte aber einen festen Bezugspunkt zu meiner Heimat haben, weil hier viele Freunde und Verwandte leben. Deshalb habe ich mir Mitte der 1990er Jahre den Garten in Zeitz zugelegt.“ Eine 1040 Quadratmeter großes Grundstück in Hanglage. Die Liebe zum Weinbau trug er damals schon im Herzen. Inspiriert durch Urlaubsreisen nach Südtirol, Frankreich, Italien und Ungarn, wo sich der Gartenbauer Anbau-Tipps holte und auch schon freiwillig bei der Ernte half. Auf seiner Zeitzer Scholle wurde schließlich der Traum vom eigenen Weinberg wahr.
Hobbywinzer aus Zeitz: „Ich habe das Grundstück terrassenförmig umgebaut“
„Ich habe das Grundstück terrassenförmig umgebaut und dafür Schubkarrenweise Buntsandstein für die Trockenmauern herangekarrt“, erzählt er und erinnert sich an seine gescheiterten Versuche, Riesling und Grauburgunder anzubauen. „Diese Sorten sind leider sehr anfällig für Mehltau. Schädlingsresistent ist dagegen die Sorte Isabella, die ursprünglich aus Südamerika stammt. Hier müssen nur hin und wieder die Triebe ausgegeizt werden.“
Dafür pendelt Pröve alle drei Wochen knapp 400 Kilometer von Bayern nach Zeitz. „Zum Glück ist Wein relativ pflegeleicht und kommt mit sehr wenig Wasser aus“, erklärt er. Nur bei der Ernte helfen ihm regelmäßig Freunde und Garten-Nachbarn. Ein Event, das meist in einem kleinen Fest mit Kesselgulasch und einem edlen Tropfen endet.
Den größten Teil der Ernte liefert er an das Weingut Marcel Schulze nach Döschwitz
Den größten Teil der Ernte liefert Pröve übrigens zum Keltern an das Weingut Marcel Schulze nach Döschwitz. Einen Teil verarbeitet er aber auch selbst in Ballons zu Wein. Welche Geschmacksrichtung er persönlich bevorzugt? „Früher mochte ich trockenen Roten am liebsten. Inzwischen darf es gern etwas zwischen trocken und halbtrocken sein. Dabei kommen die Aromen am besten zur Geltung.“
Selbst nach über zwanzig Jahren Erfahrung im Weinanbau lasse er sich noch gern von neuen Sorten überraschen. Sein Geheimtipp: Weine aus Südmähren in Tschechien, die er bei seinen Reisen kennengelernt hatte. Diese durften früher gern in die Ferne gehen. Heute zieht es Pröve immer stärker zurück nach Zeitz. „Hier, auf meinem Weinberg, werde ich einmal meinen Alterswohnsitz einrichten“, lacht er. „Mit Blick auf die Stadt, das Droyßiger Schloss und auf den Windpark im Norden, bei dem abends die Lichter so wunderschön rot blinken.“ (mz)