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Sammlerin blickt zuerst auf den Tisch

Von Klaus-Dieter Kunick 20.08.2007, 17:08

Kayna/MZ. - Die Gaststätte "Maxim Gorki" in Zeitz ist nahezu allen bekannt. Doch wie sahen die Servietten aus, die an den Gast mit ausgegeben wurden? Für den, der es nicht mehr weiß, kein Problem. Einfach nur Christine Kluge aus Kayna fragen. Sie hat mittlerweile 7 332 Servietten zusammengetragen. Die vom Goldbroiler fehlt natürlich nicht. "HO-Gaststätte Maxim Gorki Zeitz" ist auf der Serviette, die aus dem Jahr 1988 stammt, zu lesen. Die Kaynaerin hat aber auch vom Gastmahl des Meeres Exemplare, vom Hotel Lausitz oder auch von verschiedenen Hotels aus Plauen oder welche vom Königsschloss Neuschwanstein.

"Wenn ich in einer Gaststätte oder in einem Hotel bin, gilt mein erster Blick den Tischen, auf denen die Servietten stehen", plaudert die 67-Jährige. Das habe sich im Laufe der Zeit eingebürgert und gehe schon etliche Jahre so. Mit dem Sammeln begann sie rein zufällig, zu der Zeit, als die Familie zu DDR-Zeiten ein Päckchen von "drüben" erhielt. Für Frau Kluge war die Serviette, in der eine Seife eingewickelt war, zu schade, diese einfach wegzuschmeißen. Erst einmal aufheben, vielleicht könne man die noch zu etwas Besserem gebrauchen.

Und damit begann ihre Leidenschaft. Anfang der 80er Jahre tauschte sie sich zudem mit einer Frau aus Halle aus, die ebenfalls diesem Hobby frönte. Und mittlerweile weiß halb Kayna, wie man Frau Kluge eine Freude bereiten kann. Davon hörte auch Helmuth Weißer aus Kayna, der Ansichtskarten aus aller Welt sammelt. Seit Jahren tauschen sich beide aus: "Ich schaue nach Ansichtskarten, er nach Servietten", fügt sie hinzu. Und auch von einer Vertriebsfirma aus Roßwein erhielt sie einige Exemplare, die Frau Kluge allesamt wohlbehütet in zehn unterschiedlich großen Kartons aufbewahrt: Die Servietten sind beispielsweise mit Tieren bedruckt, mit Blumenmotiven oder sie kündigen vom Weihnachts- und Osterfest. Einige rascheln wie Papier, andere sind derb und hart, einige sind schrullig, es gibt runde, viereckige und dreieckige, mit dabei sind einfarbige und bunte und ein paar sind aus Tuch. "Einige sind so schön, da möchte man sich gar nicht die Finger daran abstreifen", plaudert die Kaynaerin. Nur ein einziges Mal habe sie im vergangenen Jahr aus der Slowakei kein Erinnerungsstück mitgebracht. Die seien weiß und dünn gewesen, von denen sie natürlich schon welche hatte. Den Überblick über ihre Sammelleidenschaft verliere sie nicht. "Eigentlich weiß ich genau, welche Servietten ich schon habe. Ich präge sie mir ein", verrät sie. Bis jetzt habe sie in der langen Zeit nur zweimal gesucht. "Meine 23-jährige Enkelin Anke interessiert sich ebenfalls für Servietten. Sie schwärmt für die Zarten, ich für die Blumigen, vor allem die Rosen mag ich", ergänzt Frau Kluge, die einst Friseuse erlernte und später in der Schweinemastanlage in Zettweil arbeitete. Beruflich verschlug es sie anschließend auf die Gemeinde nach Kayna als stellvertretende Bürgermeisterin und nach der Wende leitete sie lange Zeit eine Quelle-Agentur. Ende August verreist Frau Kluge nach Ungarn an den Balaton. Dass sie von dort eine Serviette mitbringt, davon ist sie wiederum schon heute fest überzeugt.