Programm des Jobcenters Programm des Jobcenters: Der erste richtige Job

Zeitz - Diese Situation ist völlig neu für Sindy Gläser: Plötzlich ist am Monatsende noch Geld auf dem Konto übrig. Geld, das die 37-Jährige, die mit ihrem Partner in Osterfeld lebt, sparen kann. Oder von dem sich auch mal ein spontaner Wunsch erfüllen lässt. Und im nächsten Jahr, da kann es passieren, dass sogar mal ein kurzer Urlaub drin ist. „Die Müritz wäre schön“, sagt Sindy Gläser.
Dass sich das Leben der jungen Frau gewandelt hat, das hat sie Arndt Pietsch, Ulrike Rieger und Karsten Poser zu verdanken. Und einem Programm des Bundes, das Langzeitarbeitslosen zu einem regulären Job verhelfen soll. Es geht um Teilhabe am Arbeitsmarkt. Pietsch, Inhaber der Arag--Versicherungsagentur in der Zeitzer Donaliesstraße, ist somit nun Chef von Sindy Gläser.
Sindy Gläser erstmals in ihrem Leben einen Arbeitsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt beschert
Seine Zusammenarbeit mit Karsten Poser vom Arbeitgeberservice des Jobcenters in der Zeitzer Friedensstraße und dessen Kontakt mit Arbeitsvermittlerin Ulrike Rieger hat Sindy Gläser erstmals in ihrem Leben einen Arbeitsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt beschert. Gläser hatte einst Floristin gelernt und hat sich später zur Betreuungskraft für Demenzkranke weitergebildet. In diesen Berufen konnte sie aber aufgrund von gesundheitlichen Problemen nicht arbeiten. Allerdings war sie in geförderten Projekten tätig.
Zum Beispiel beim Radiosender Burgenlandwelle im Burgenlandkreis. Genau diese Projektarbeit kommt ihr jetzt zugute. Weil sie im Rahmen der Radioarbeit immer mehr und besser gelernt hat, mit Menschen zu kommunizieren, ihre Stimme ausgebildet und keinerlei Hemmungen am Telefonhörer hat. Poser als Arbeitsvermittler wusste, das der Versicherungsunternehmer Pietsch durchaus bereit sei, eine neue Telefon-Arbeitsstelle zu schaffen. Und weil Sindy Gläser zu den Kunden von Ulrike Rieger gehörte, wusste sie um deren Fähigkeiten.
Sindy Gläser bekam die Möglichkeit, sich Arndt Pietsch vorzustellen
Kurzum: Sindy Gläser bekam die Möglichkeit, sich Arndt Pietsch vorzustellen und schon ein paar Tage später arbeitete sie in seiner Firma. Seit Mitte März verstärkt sie dessen Team und erledigt Telefonate. Sie fragt zum Beispiel bei Kunden an, ob sie Angebote erhalten haben, ob sie Fragen zu Angeboten haben. Manchmal helfe sie auch per Telefon dabei, eine E-Mail abzuschicken. Die Arbeit, so Sindy Gläser, mache ihr viel Spaß. „Ich bin kommunikativ, telefoniere auch zu Hause gerne“, sagt sie.
Das neue Teilhabechancengesetz, mit dem im Landkreis laut Jobcenter derzeit 149 Frauen und Männer in Beschäftigung gebracht worden sind, bringt beiden Seiten einen Gewinn. Einerseits verhilft es Menschen in eine reguläre Arbeit, die in den zurückliegenden sieben Jahren mindestens sechs Jahre Hartz-IV-Leistungen erhalten haben. Andererseits unterstützt es Arbeitgeber bei der Einstellung dieser Frauen und Männer.
Schlussendlich geht es darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken
Für sie gibt es eine fünfjährige Förderung. Dabei wird der Arbeitsplatz in den ersten beiden Jahren komplett gefördert, im Anschluss sinkt der Zuschuss jährlich um zehn Prozent. Mit dieser Unterstützung wird der Tatsache Rechnung getragen, dass die neuen Mitarbeiter in einer Reihe von Fällen erst an das Arbeitsleben herangeführt werden müssen, dass in sie Zeit investiert werden muss.
Schlussendlich geht es darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Unterstützung gibt es auch dabei, Probleme zu lösen - zum Beispiel wenn es darum geht, Kinder betreuen zu lassen oder einen Führschein zu erwerben, um auf Arbeit zu kommen. Zusätzliche Unterstützung ist bei der Qualifizierung des neuen Mitarbeiters möglich. (mz)