Passfotos nicht mehr nur auf Ämtern Passfotos nicht mehr nur auf Ämtern: Warum Zeitzer Fotografen deswegen aufatmen

Zeitz - Im Fotostudio Kreil in Zeitz herrscht am Vormittag reges Treiben. Innerhalb einer halben Stunde kommen fünf Kunden und haben denselben Wunsch - sie wollen Passfotos für unterschiedliche Dokumente. „Wie man sieht, geht es hintereinander weg“, sagt die Fotografin Kerstin Elsner erfreut.
Gegen das sogenannte ,Morphing’: Passfotos für Ausweise nur noch in Ämtern
Doch diese Freude hätte bald getrübt werden können. Denn das Bundesinnenministerium plant das sogenannte „Gesetz zur Stärkung der Sicherheit im Pass- und Ausweiswesen“.
Es sah vor, dass Passfotos für Ausweise nur noch in Ämtern und unter Aufsicht gemacht werden sollen, „um einer Manipulation durch das sogenannte ,Morphing’ - das Verschmelzen von mehreren Gesichtsbildern zu einem einzigen Gesamtbild - vorzubeugen“, wie es seitens des Ministeriums heißt.
Kritik an Gesetzesentwurf: Seehofer rudert zurück
Die Einwohnermeldeämter sollten dann mit Fotoautomaten ausgestattet werden. Nun ist Innenminister Horst Seehofer (CSU) nach massiver Kritik an dem Vorhaben zurückgerudert. „Das finde ich lobenswert. Aber es hätte gar nicht erst soweit kommen müssen, wenn man vorher mit uns geredet hätte“, sagt Kerstin Elsner.
„Porträt- und Passfotos machen 50 bis 80 Prozent unseres Geschäfts aus“, so die Fotografin. Wäre dieses wichtige Standbein wegfallen, hätten der Branche Entlassungen und Preiserhöhungen gedroht.
Zusammenarbeit von Fotografen und Ämter?
„Ich verstehe zwar das Problem“, sagt Kerstin Elsners Kollege Christian Liebich im Hinblick auf das Morphing. Auch wenn der Fotograf der Meinung ist, dass die Mitarbeiter in den Behörden eigentlich erkennen müssten, wenn Fotos auf diese Weise entfremdet sind und somit nicht eindeutig dem Fotografierten entsprechen. „Aber die geplante Gesetzesänderungen wäre der falsche Ansatz gewesen“, ergänzt er.
Auch er wünscht sich, dass die Fotografen mit eingebunden werden und hat deshalb einen Vorschlag: „Man könnte Lizenzen an Fotostudios vergeben, die die Passfotos dann digital und verschlüsselt an die Ämter weiterleiten.“ Eine Idee, die nun auch das Bundesinnenministerium in Erwägung zieht.
Problem: Bettlägerige Menschen brauchen auch Passfotos
Die beiden nennen zudem Aspekte, die in den Ämtern für Schwierigkeiten gesorgt hätten. So benötigen auch Babys ein biometrisches Passfoto, wenn für sie ein Reisepass erstellt werden soll. Babyfotografie erfordere schon für Fotografen einiges an Fingerspitzengefühl. Mit einem Fotoautomaten ein geeignetes Passfoto mit Kleinkindern zu machen sei nahezu unmöglich.
Das andere Extrem sind bettlägerige Menschen. „Auch diese Leute brauchen ja Passfotos. Wir kommen dann zu ihnen nach Hause und machen die Fotos vor Ort“, sagt Christian Liebich. Wie das nach der Gesetzesänderung hätte vonstatten gehen sollen, könne er sich nicht vorstellen. „Das war ein politischer Schnellschuss“, resümiert Kerstin Elsner.
Zeitzer Fotografen nach Änderung atmen auf
Auch die Mitarbeiter in den Einwohnermeldeämtern können aufatmen. Ein Mehraufwand, zum Beispiel hinsichtlich Zeit, Personal und Weiterbildungen, wäre wahrscheinlich gewesen, heißt es seitens der Zeitzer Stadtverwaltung.
„Wäre eine Umsetzung erfolgt, hätte auf jeden Fall mit Mehraufwand gerechnet werden müssen“, sagt auch Naumburgs Pressesprecherin Nicola Rouette-Lauer. „Die Stadtverwaltung Naumburg teilte die Sorge der Fotografen und ist der Meinung ist, dass es sich um eine Leistung handelt, die eigentlich von den entsprechenden Dienstleistern ausgeführt werden sollte“, ergänzt sie.
Ebenso rechnete die Weißenfelser Stadtverwaltung mit einem Mehraufwand infolge der Gesetzesnovelle. „Gerade im Hinblick auf die Altersstruktur der Menschen, die die Selbstbedienungsterminals nutzen würden, wäre sicher eine Einweisung und Unterstützung durch die Mitarbeiter notwendig gewesen“, sagt Stadtsprecherin Anke Fey. (mz)