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Oskar Brüsewitz Oskar Brüsewitz: Gedenkgottesdienst zum 40. Jahrestag der Selbstverbrennung

Von Claudia Petasch 21.08.2016, 09:00
Pfarrer Oskar Brüsewitz mit seiner Tochter Dorothea in einer undatierten Aufnahme. Zu DDR-Zeiten hat ein Dorfpfarrer mit einer extremen Tat weltweit für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Oskar Brüsewitz verbrannte sich öffentlich vor einer Kirche in Zeitz - aus Protest gegen Unrecht im SED-System.
Pfarrer Oskar Brüsewitz mit seiner Tochter Dorothea in einer undatierten Aufnahme. Zu DDR-Zeiten hat ein Dorfpfarrer mit einer extremen Tat weltweit für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Oskar Brüsewitz verbrannte sich öffentlich vor einer Kirche in Zeitz - aus Protest gegen Unrecht im SED-System. dpa

Rippicha - Es war eine Tat, die die Menschen auch 40 Jahre später noch zum Nachdenken bringt und die viele mit Sicherheit nicht oder nur schwer verstehen können. Der Rippichaer Pfarrer Oskar Brüsewitz übergoss sich vor 40 Jahren vor der Zeitzer Michaeliskirche mit Benzin und zündete sich an. Es war sein Protest gegen die Bildungspolitik, die atheistische Erziehung von Kindern und Jugendlichen und gegen die Diskriminierung von Christen in der DDR. Vier Tage später - am 22. August 1976 - verstarb er an den Verbrennungen. Am Sonntag gab es einen Gedenkgottesdienst für ihn in der evangelischen Rippichaer Kirche. Und die war mit rund 250 Besuchern mehr als gut gefüllt, so dass auch vor der Kirche noch einige Gottesdienstbesucher Platz nahmen und den Worten der Geistlichen folgten.

Probst Johann Schneider und Pfarrer Werner Köppen begrüßten nicht nur die Familie von Brüsewitz, sondern auch Landesbischöfin Ilse Junkermann. Sie sprach in ihrer Predigt von einem Mann, der sich offen gegen das DDR-Regime stellte. Und selbst dessen freiwilliges Gehen noch ein Zeichen des Widerstandes war. Seine Liebe zu Gott sei so stark gewesen, dass er von ihr getragen wurde und keine Angst hatte, seinen Protest zu äußern. Bis zu einem gewissen Punkt, dem Punkt, an dem er bedroht wurde. Und vermutlich seinen letzten Ausweg in der Selbstverbrennung sah.

In seiner Zeit als Pfarrer in Rippicha habe er mit seiner Jugendarbeit und seinen symbolischen Protestaktionen nicht immer nur Zustimmung geerntet. „So einzigartig seine Verkündigung war, so einzigartig war auch seine Art geworden“, sagte Junkermann. Das zeigte sich vor allem darin, dass am Ende in „seine“ Kirche immer weniger Menschen kamen, um mit ihm Gottesdienst zu feiern. Ganz unumstritten war er unter den Christen also nicht.

Nicht überall kamen seine unkonventionellen Methoden an. Dazu gehörte beispielsweise ein Kreuz aus Leuchtstoffröhren, dass er im Dezember 1969 am Kirchturm anbrachte und dessen Leuchten weithin über die Ortsgrenzen zu sehen war.

Am Montagabend, 19 Uhr, wird der Film „Der Störenfried“, ein Dokumentarfilm zu Brüsewitz, im Zeitzer Kino gezeigt. Eintritt kostet 5 Euro.

(mz)

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