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OB-Stichwahl in Zeitz OB-Stichwahl in Zeitz: Christian Thieme wird neuer Oberbürgermeister

Von Angelika Andräs 13.03.2016, 21:30
So sehen Sieger aus: Christian Thieme, der Mann aus Hamburg, ist der neue Oberbürgermeister in Zeitz.
So sehen Sieger aus: Christian Thieme, der Mann aus Hamburg, ist der neue Oberbürgermeister in Zeitz. Hartmut Krimmer

Zeitz - Im Rathaus brach kein Jubel los, doch ein sichtlich bewegter Christian Thieme (CDU) dankte allen seinen Wählern, Helfern und Unterstützern, nachdem das Endergebnis feststand: Der Mann aus Hamburg erhielt 7.652 Stimmen, das sind 58,76 Prozent. Damit lag er klar vor Amtsinhaber Volkmar Kunze (FDP). Der erreichte mit 5 371 Stimmen zwar auch noch einmal 1.000 Stimmen mehr als beim ersten Wahlgang, unterlag aber mit 41,24 Prozent klar.

Thieme hatte den Wahlabend im Rathaus verbracht und gemeinsam mit einer wechselnden Schar von Bürgern den Fortgang der Stimmenauszählung auf der Leinwand verfolgt. Als sich eigentlich nichts mehr am Endergebnis ändern konnte, erhielt er eine Flasche Sekt geschenkt, verbunden mit guten Wünschen und der Hoffnung, dass er tatsächlich das für Zeitz bewirkt, was sich seine Wähler erhoffen. Thieme besorgte Gläser und stieß mit seinen Anhängern an. „Für mich ändert sich jetzt alles“, sagte er, „mein Leben wird ein komplett anderes. Aber ein Zurück gibt es nicht mehr.“

Am 1. Mai tritt er offiziell sein Amt als neuer Oberbürgermeister in Zeitz an. Nur zwei Tage später soll eigentlich sein zweiter Sohn geboren werden. Die Familie will in Zeitz wohnen und leben. Also steht auch noch ein Umzug an. Und arbeiten muss er auch noch in Hamburg. „Mein Chef verfolgt den Verlauf auch am MZ-Ticker“, meint er, „er weiß Bescheid, aber er freut sich natürlich nicht, wenn ich gehe!“ Er spielt mit dem Smartphone. Alles Glückwünsche und Grüße, die da im Minutentakt eintreffen. „Die lese ich erst morgen“, sagt Thieme. Nach einem Glas Sekt ist er auch schon mit einem Fuß im Auto. Er muss zurück nach Hamburg, am Montag ist für ihn ein Arbeitstag. Mit seiner Frau hatte er schon als erstes telefoniert, als sich das Ergebnis abzeichnete.

Volkmar Kunze und Christian Thieme hatten sich im ersten Wahlgang am 28. Februar gegen die anderen drei Kandidaten durchgesetzt. Während Kunze mit 3.412 Stimmen mit deutlichem Abstand vorn lag, fiel die Entscheidung zugunsten von Thieme knapp aus: Er erhielt 2.593 Stimmen, der Zeitzer Andreas Exler (FWZ) hatte nur 156 stimmen weniger und wurde Dritter. Die spannende Frage war, wem die Wähler von Exler und der anderen beiden unterlegenen Kandidaten in der Stichwahl ihre Stimme geben. Wollten diese Wähler den Wechsel um jeden Preis, also eine Ablösung von Oberbürgermeister Volkmar Kunze oder entscheiden sie sich angesichts der Konstellation Kunze-Thieme doch für den Kandidaten, der Zeitz besser kennt. Nicht nur das machte den Ausgang der Wahl so unberechenbar und die Stichwahl so spannend, sondern auch die hohe Wahlbeteiligung bereits am frühen Nachmittag.

Gute Wahlbeteiligung schon am Mittag

Schon am Mittag zeichnete sich verglichen mit anderen Wahlen eine gute Wahlbeteiligung ab. Besonders in Ortsteilen hatten da schon über 20 Prozent der wahlberechtigten Bürger ihre Stimme abgegeben. Wie viele Zeitzer in den Wahllokalen immer wieder erklärten, war ihnen die Oberbürgermeister-Stichwahl besonders wichtig. Und allen war auch klar, dass die Wahlbeteiligung mit über den Ausgang entscheidet. Offenbar war es beiden Kandidaten gelungen, ihre Wähler noch einmal zu motivieren. Christian Thieme nur offensichtlich besser. Vor den Wahllokalen hatten einige Zeitzer bereits erklärt, dass sie vor allem auf einen Wechsel setzen. Die Hoffnungen, dass es dann mit Zeitz richtig bergauf geht, sind groß. Aber natürlich soll Thieme erst einmal richtig ankommen, seine Villa herrichten und einziehen. Und vor allem müsse eine gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat wachsen, meint ein Mann in Würchwitz, denn der habe ja fast komplett den Amtsinhaber unterstützt.

Der traf sich, wie schon nach dem ersten Wahlgang, mit Freunden, Unterstützern und Wahlhelfern sowie Mitarbeitern im Café Alt-Zeitz. Trauerstimmung herrschte hier nicht. „Der Wechselwille der Bürger war da“, sagte ein durchaus entspannter Kunze, der aber darauf verwies, dass er auch noch einmal Stimmen dazugewinnen konnte. Es gebe also durchaus eine Zahl Zeitzer, die den begonnenen Kurs fortsetzen wollten. „Ich habe meinen Wahlkampf nicht auf Kosten anderer und gegen andere gemacht. Die Mehrheit hat entschieden“, meinte er. Und er hofft, dass sich alle begonnenen Projekte auch fortsetzen lassen, denn einige seien durchaus an ihn gebunden gewesen. Enttäuscht zeigte er sich da eher vom Wahlergebnis im Landtag von Sachsen-Anhalt. „Dass so viele Zeitzer die AfD gewählt haben, darüber bin ich erschrocken.“ Vorerst wird er natürlich noch in der Elsterstadt bleiben. Ganz so schnell wolle er die Wohnung nicht auflösen. „Und am kommenden Freitag muss ich meinen Wein auf dem Bürgerweinberg verschneiden.“ (mz)