„Fatschenkinder“ Neuinterpretationen aus dem Zeitzer Kinderwagenmuseum
Die Bildhauerin und Heimatstipendiatin Julia Schleicher aus Halle interpretiert Puppen aus dem Zeitzer Kinderwagenmuseum neu.

Zeitz - Eng eingehüllt in Spitzenborte und bunte Stoffschichten hängen die zarten Puppen aus Gips und Wachs an der Schaufensterscheibe. Seit Mitte April können Passanten sie in einem leeren Laden neben dem MäcGeiz in der Wendischen Straße in Zeitz betrachten: die „Fatschenkinder“ der Künstlerin Julia Schleicher. „Als wir alles aufgebaut haben, wurden sie mit Interesse beäugt von den Vorbeigehenden. Aber richtig angesprochen hat uns fast niemand. So ein bisschen Scheue ist immer dabei“, erzählt die Bildhauerin.
Die gebürtige Kölnerin hat in Dresden und Halle Theaterplastik und Bildhauerei studiert. Nach ihrem Diplom 2012 arbeitet und lebt sie als freischaffende Künstlerin in Halle. Seit August 2020 wird sie als Heimatstipendiatin von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt gefördert. Für ihr Stipendium hatte sie sich um eine Zusammenarbeit mit dem Zeitzer Museum Schloss Moritzburg beworben. Denn bei einem Besuch im Kinderwagenmuseum habe sie die Fatschenkinder entdeckt und sei gleich inspiriert gewesen. Fatschen ist eine süddeutsche Bezeichnung für das Wickeln eines Kleinkindes. Seit dem Mittelalter werden diese Puppen als gewickeltes Jesuskind dargestellt. „Den religiösen Aspekt fand ich extrem spannend, weil das eine viel höhere Bedeutungsebene hat als eine einfache Puppe. Das Jesuskind ist schließlich der Ursprung des Christentums“, sagt Schleicher.
Ihre Idee sei es gewesen, dass die eng gewickelten Wickelkinder mit Fürsorge und Beschützen zu tun hätten, man dies aber auch negativ als Einschränken verstehen könne. Dieses Thema sei deshalb sehr weit zu fassen, ob auf Kinder übertragen oder generell als völlige Hinwendung zu einer Sache. „Auch die Herstellung der Fatschenkinder damals im Kloster war mit viel Zuwendung verbunden. Für die Nonnen war das Herstellen der Puppen wie Meditation. So ähnlich erlebt man das als Künstler auch“, stellt sie fest. Schleicher interpretiere die Puppen auf ihre eigene Weise. „Meine erinnern mehr an die mexikanische Kultur mit den bunten Blumen, den Spitzenornamenten, der dunkleren Hautfarbe. Die Exponate aus der Moritzburg sehen anders aus. Sie sind im Barock entstanden, bestehen aus anderen Materialien und haben eine andere zeitgemäße Ästhetik.“
Ihre sechsjährige Tochter fände die Puppen auch großartig: „Die sitzt immer bei mir am Schreibtisch und ist ganz verzaubert von den ganzen Materialien“, erzählt sie schmunzelnd. Bis August werde sie sich in ihrem Atelier in Halle noch mit den Fatschenkindern beschäftigen. Eine große Abschlusspräsentation sei eigentlich für September geplant. Aber dies sei pandemiebedingt noch ungewiss. „Das wäre schon ziemlich traurig: Da machen wir eine Ausstellung und dann kommt keiner.“ (mz)
Ihre Idee sei es gewesen, dass die eng gewickelten Wickelkinder mit Fürsorge und Beschützen zu tun hätten, man dies aber auch negativ als Einschränken verstehen könne. Dieses Thema sei deshalb sehr weit zu fassen, ob auf Kinder übertragen oder generell als völlige Hinwendung zu einer Sache. „Auch die Herstellung der Fatschenkinder damals im Kloster war mit viel Zuwendung verbunden. Für die Nonnen war das Herstellen der Puppen wie Meditation. So ähnlich erlebt man das als Künstler auch“, stellt sie fest. Schleicher interpretiere die Puppen auf ihre eigene Weise. „Meine erinnern mehr an die mexikanische Kultur mit den bunten Blumen, den Spitzenornamenten, der dunkleren Hautfarbe. Die Exponate aus der Moritzburg sehen anders aus. Sie sind im Barock entstanden, bestehen aus anderen Materialien und haben eine andere zeitgemäße Ästhetik.“
Ihre sechsjährige Tochter fände die Puppen auch großartig: „Die sitzt immer bei mir am Schreibtisch und ist ganz verzaubert von den ganzen Materialien“, erzählt sie schmunzelnd. Bis August werde sie sich in ihrem Atelier in Halle noch mit den Fatschenkindern beschäftigen. Eine große Abschlusspräsentation sei eigentlich für September geplant. Aber dies sei pandemiebedingt noch ungewiss. „Das wäre schon ziemlich traurig: Da machen wir eine Ausstellung und dann kommt keiner.“ (mz)