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Naumburger Klinikum Naumburger Klinikum: Klaus Schwarzer engagiert sich nach Beinamputation als "Grüner Herr"

Von jana kainz 28.05.2014, 13:10
Als „Grüner Herr“ ist Klaus Schwarzer jeden Donnerstagvormittag in der Klinik für Gefäßchirurgie im Saale-Unstrut-Klinikum Naumburg anzutreffen, um Patienten aufzumuntern oder auch Fragen zu beantworten.
Als „Grüner Herr“ ist Klaus Schwarzer jeden Donnerstagvormittag in der Klinik für Gefäßchirurgie im Saale-Unstrut-Klinikum Naumburg anzutreffen, um Patienten aufzumuntern oder auch Fragen zu beantworten. Torsten Biel Lizenz

naumburg/MZ - .„Um Gotteswillen, zu wem wollen Sie denn.“ „Sie sind hier falsch.“ So oder so ähnlich wird Klaus Schwarzer oft begrüßt, wenn er die Patientenzimmer in der Klinik für Gefäßchirurgie im Saale-Unstrut-Klinikum Naumburg betritt. Dass der 55-Jährige, dem ein Bein amputiert wurde, ehrenamtlich unterwegs ist, um ihnen zu helfen, können die Patienten im ersten Augenblick kaum glauben. „Ich bin nur leicht gehandicapt“. „Sie können mich alles fragen.“ Dies sind wiederum Klaus Schwarzers Sätze, mit denen er das Eis bricht - und das seit gut einem Jahr als einziger „Grüner Herr“ unter den „Grünen Damen“. Diese ehrenamtlich tätigen Frauen und eben auch Männer, wenn vorhanden, hören den Patienten zu, vertreiben die Einsamkeit, halten Hände.

In Naumburg riefen Annemarie Müller und Renate Will 1999 die Gruppe der „Grünen Damen“ ins Leben. Der Name beruht auf dem Umstand, dass die Mitglieder in den Einrichtungen vielerorts grüne Kittel tragen - in Naumburg sind es grüne Tücher. Die erste „Grüne Damen“-Gruppe hatte Ende der 1960er Jahre Brigitte Schröder gegründet - angeregt durch den Volunteer Service in den USA. (jak)

Die Aufgabe gefiel Schwarzer, der wegen seines Handicaps keine Arbeit mehr fand und sich deshalb auf die Suche nach einem Ehrenamt begab. Im Engagementzentrum in der Grochlitzer Straße erhielt er den Tipp, sich als „Grüner Herr“ im Klinikum nützlich zu machen und am besten in der Klinik für Gefäßchirurgie. Das sah Chefarzt Bernd Lobenstein genauso. Für den Mediziner sei er wie ein Sechser im Lotto, „weil man bei mir sieht, was man trotz einer Amputation noch alles machen kann“, erinnert sich Schwarzer an Lobensteins Reaktion.

Dass er Menschen aus ihrem Tiefpunkt herausziehen kann, glaubt man Schwarzer sofort. Und das nicht nur wegen seiner offenen, sympathischen Art. Er selbst hatte den Lebensmut schon einmal verloren - nach der 29. Operation. Sein Bein wurde in einem Hamburger Klinikum über zwei Jahre stückweise amputiert. „Ich wollte nur noch sterben“, erzählt er. Das änderte sich wunderbarerweise über Nacht. Eine Krankenschwester hatte vorm Bett kniend für ihn gebetet. Er fand seinen Lebensmut wieder und überstand die letzten beiden Operationen. Das war Anfang 2010. Bis zu seiner Erkrankung, alles begann mit Durchblutungsstörungen, hatte er stets schwer gearbeitet als Maurer, Rangierer und zuletzt in einem Hamburger Bestattungsunternehmen. Nach den Operationen lag den Eltern daran, ihren Sohn wieder in Naumburg zu haben und besorgten ihm eine Wohnung. Sich dort zurückzuziehen, ist nicht Schwarzers Art. So ist er nicht nur „Grüner Herr“, sondern bastelt auch regelmäßig mit den Knirpsen der zwei Domstifter-Kindertagesstätten viel aus Holz. So ist er da, wo er sich am wohlsten fühlt: mitten im Leben.