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MZ im Gespräch mit Birgit Reinhardt MZ im Gespräch mit Birgit Reinhardt: Erst die Verwaltung, dann die Sorge um Bürger

18.02.2003, 21:00

Zeitz/MZ. - Wie stark will die Kreisverwaltung ihre Förderung kürzen?

Reinhardt: Für beide Beratungsstellen um etwa zwei Drittel. Also von 65 500 Euro im Vorjahr auf 24 500 Euro in diesem Jahr.

Was bedeutet das für die freien Träger?

Reinhardt: Dass sie unter diesen Bedingungen die Schuldnerberatung nicht mehr leisten können.

In dieser Woche erhielten Sie in einem Sondersozialausschuss Rederecht. Was haben Sie erklärt?

Reinhardt: Dass wir als freier Träger bereit sind, auch künftig im Sinne unserer Klienten eine qualifizierte Schuldnerberatung weiterzuführen. Dafür erwarten wir aber ein klares politisches Bekenntnis zur Fortführung der Schuldnerberatung in freier Trägerschaft. Erhalten wir das, gehört dazu auch die Finanzierung der Beratungsstellen. Falls nicht, muss man den Trägern einen geordneten Rückzug mit fristgerechter Kündigung seiner Mitarbeiter ermöglichen.

Welchen Eindruck hatten Sie im Sozialausschuss?

Reinhardt: Dass die Verwaltung die Fortführung der Schuldnerberatung in eigener Trägerschaft mit eigenen Leuten prüft. Ich wurde in meiner Vermutung gestärkt, dass sich die Verwaltung zunächst um sich selbst sorgt und erst dann vielleicht um die Bürger im Kreis.

Kann die Kreisverwaltung eine qualifizierte Schuldnerberatung überhaupt leisten?

Reinhardt: Das kann ich nicht einschätzen. Aber ich bezweifele, dass es künftig noch eine soziale Beratung und Begleitung von Schuldnern gibt. Ich sehe die Gefahr, dass die Lobby für unsere Klientel wegbricht, der Faktor Menschlichkeit zunehmend verloren geht.

Sehen Sie noch Chancen auf Weiterführung der Schuldnerberatung in freier Trägerschaft?

Reinhardt: Ja und nein. Ich hoffe noch auf klare Zeichen aus dem politischen Raum. Aber ich befürchte, die Verwaltung wird sich durchsetzen. Die Art der Auseinandersetzung, der Umgang der Kreisverwaltung mit einem Vertragspartner haben mich entsetzt.