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«Maschine» wartet auf seine Gitarre

Von Klaus-Dieter Kunick 19.02.2007, 17:13

Geußnitz/MZ. - Reinhard Linke und die Musik - das gehört irgendwie zusammen. Nicht erst seit gestern. Spätestens seit er im Big-Band Tanzschauorchester "Corso" in den 60er Jahren in Gera mitspielte. Linke hätte wahrscheinlich noch einige Jährchen der Gitarre die schönsten Töne entlockt, doch der Zeitpunkt war ungünstig: Es war die Zeit der Beatles und die Jugend schwenkte musikalisch gesehen um. Big Band war nicht mehr gefragt, die Band fiel auseinander. Doch nur für kurze Zeit musste Linke auf seinen Gitarreneinsatz verzichten. Es hatte ihn privat nach Kayna verschlagen und dort begann kurz darauf sein Mittun in der Club-Combo, die den Saal füllte.

Ausbildung als Tischler

Beruflich startete Linke seine Ausbildung nach der 8. Klasse als Tischler - in der vierten Generation. Sein Urgroßvater sei von Schlesien nach Frankreich ausgewandert und ein berühmter Kunsttischler geworden. "Mein Vater war ebenfalls ein Tüftler und Bastler", ergänzt er. Neben der Musik ging Linke zwar seinem erlernten Beruf nach, aber das Handwerk hatte seiner Meinung nach keine Zukunft.

Linke hing seinen Beruf an den Nagel, holte den Abschluss der 10. Klasse nach, studierte in Dresden und orientierte sich in der LPG Kayna beruflich neu. "Aber mir hat das Herz für die Landwirtschaft gefehlt", gesteht er. Bis zur Wende hielt er es dennoch dort aus. Dann sagte er dem Landleben ade und nahm beim Denkmalschutz in Gera einen Job an. "Das war mein schlimmstes Jahr", erinnert sich der Geußnitzer. Denn die Firma hatte kein langes Leben und der Antikhandel, bei dem er anschließend anheuerte, ebenfalls nicht. Danach, räumt er ein, sei im Berufsleben nicht mehr all zu viel gekommen. Geblieben ist hingegen sein Hobby: Die Musik. Als Alleinunterhalter spielt der Hobbymusiker Gitarre zu Ricky-King-Melodien. Wer die höre, sei begeistert.

Eigene Vorstellungen

Und wovon Linke auch nicht lassen kann, das ist das Bauen von Gitarren. Linke und der Zeitzer André Vogel steckten schon Mitte der 80er Jahre die Köpfe zusammen, um eine Gitarre nach eigenen Vorstellungen zu "schneidern". Einige gute Würfe kamen heraus. "Der Lack war noch nicht trocken, da rissen uns die Musiker die Instrumente am liebsten schon aus den Händen", ergänzt er. "Wir wussten genau, was wir wollten", merkt Linke an. Verwendet werden einheimische Hölzer, am besten eigne sich Süßkirsche. Aber auch Ebenholz, Palisander oder Mooreiche und Feldahorn kommen zum Einsatz. Man müsse sich mit dem Instrument identifizieren können, ansonsten werde das nichts. Von der Kunst des Gitarrenbauers erfuhr Sänger Dieter Birr von den Puhdys, den alle Welt nur "Maschine" ruft. Mittlerweile hat Birr seine zweite Gitarre bei Linke bestellt. Schwarz / violett soll sie werden. "Maschine steht auf schwarz", verrät Linke. Irgendwann im Frühjahr erfolge die Übergabe. Aber nicht nur Maschine wartet. Linke setzt derzeit auch eine Wiener Konzertlaute instand. Und von Möbeln versteht er sowieso etwas. "Ich bin endlich wieder in meinem Beruf angekommen, etwas anderes brauche ich nicht", erklärt der 64-Jährige schmunzelnd.