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Manager von Tönnies Manager von Tönnies: Mit kühlem Kopf an heißen Problemen

Von Heike Riedel 19.01.2001, 19:54

Weißenfels/MZ. - Der hiesige Schlachthof bot viel Arbeit nicht nur in der Produktion, sondern auch im Management. Ehe er sich versah, saß Reinhold Dierkes 1995 auf dem Stuhl des Geschäftsführers der B + C-Tönnies Fleischwerk GmbH & Co. KG, nachdem Bernd Tönnies 1994 unerwartet verstarb.

Die Morgenstunden im Unternehmen sind immer hektisch. Mit klaren Anweisungen werden die Mitarbeiter in die Produktion geschickt. Über das Telefon ist der blonde junge Mann mit seinen Kunden in Kontakt. Zahlen - Mengen und Preise - stehen im Raum. Nüchtern und zielgerichtet wird verhandelt. Scheinbar gleichzeitig mit mehreren Partnern.

Die Situation ist gerade jetzt besonders schwierig. BSE hat viel Unruhe auf den Fleischmarkt gebracht. Zwar werden keine Rinder in Weißenfels geschlachtet, doch die Schwierigkeiten in der gesamten Branche gehen auch nicht spurlos an der größten Weißenfelser Firma vorbei. Die Verbraucher sind verunsichert.

Es gab viele Probleme - dabei auch manche Niederlage -, doch insgesamt ist die Entwicklung der Tönnies-Werke in Weißenfels eine Erfolgsgeschichte. Mehr als 100 Millionen DM wurden bisher in der Schlachthofstraße investiert. Es ist dort ein moderner Betrieb entstanden, der allein 570 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt und über die Subunternehmen für mehr als 700 Familien in der Region Sicherheit und Perspektiven bietet, hebt der Geschäftsführer hervor. Täglich werden 6000 Schweine geschlachtet. Und der Betrieb soll weiter expandieren. Auf 40000 Quadratmetern, die am Standort noch zugekauft wurden, werden neue Produktionslinien entstehen.

Den Vorwurf, am Untergang der Fleisch- und Wurstwaren-Kette Otto Bauer Mitschuld zu tragen, weist Reinhold Dierkes zurück. Von Untergang könne gar keine Rede sein, sagt er, denn das Produktionswerk ist an einen namhaften Produzenten veräußert worden. Ebenfalls seien alle Filialen von einer neuen Gesellschaft übernommen worden. Einige müssten davon wohl geschlossen werden - auch aufgrund der BSE-Krise. Die Verantwortung dafür liege in den Händen der neuen Gesellschafter. Reinhold Dierkes stellt fest, dass nicht 2000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren, "sondern unseres Wissens einige in den zu schließenden Filialen. Hätte nicht wir, die Firma Tönnies, seinerzeit dem schon nicht mehr tragbaren Imperium Otto Bauer als Partner zur Seite gestanden, würden wohl heute wirklich alle auf der Straße sitzen."

Mit der Lehrlingsausbildung wurde vor drei Jahren begonnen, sich eigenen Nachwuchs heranzuziehen. Und aus dem "Mädchen für alles" im Geschäftsbereich, als dass er sich einst in seinem Ausbildungsbetrieb fühlte, könnte vielleicht auch mal sein Nachfolger hervorgehen. Reinhold Dierkes bleibt dem Weißenfelser Schlachthof aber noch lange treu, auch wenn seine Familie in Rheda-Wiedenbrück lebt. Dort, wo die Kinder geboren werden, sollten sie ihr Zuhause behalten, hat sich Reinhold Dierkes einst mit seiner Frau geeinigt. Und vor neun Jahren war ihm Weißenfels noch längst nicht so vertraut, als dass er hier seine Zukunft gesehen hätte.