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Kranke stehen vor der Tür

Von Maria Barsi 31.05.2006, 17:20

Profen/MZ. - Sie fürchteten es schon lange, die Profener, doch nun ist es amtlich: Frau Dr. Edith Heinze schließt mit 68 Jahren zum Jahresende ihre Hausarztpraxis.

Wie es dann weitergehen soll mit der ärztlichen Versorgung in diesem Bereich der Gemeinde Elsteraue, ist völlig offen. Denn Dr. Heinze sucht seit Jahren schon vergeblich einen Nachfolger. Nun wollen einige Profener das Problem in die eigenen Hände nehmen. Deshalb schrieben sie nicht nur Briefe an den Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts und an den Landrat des Burgenlandkreises, sondern luden Letzteren am Dienstag auch in den Wintergarten des Bistros Sander zum Gespräch ein.

Harri Reiche kennt das Problem aus einem Gespräch mit Dr. Heinze und dem Profener Ortsbürgermeister Jens Keinitz, hatte selbst Kontakt zur Kassenärztlichen Vereinigung aufgenommen und um Unterstützung gebeten. Deren Antwort, die Umgebung von Zeitz gehöre nicht zu den medizinisch unterversorgten Gebieten Deutschlands, ließ die Versammelten aufstöhnen. Sie wissen es besser.

Herlinde Sander nämlich fragte nicht nur die in der Elsteraue noch verbleibenden zwei Hausärzte, ob sie die Patienten von Dr. Heinze übernehmen könnten. Die Chancen stehen sehr schlecht. Auch zwölf von 17 dazu befragten Hausärzten in Zeitz lehnten rundweg ab. Nur einer würde einige Patienten übernehmen, die anderen nur in Notfällen. Hausbesuche bis Profen hätten die Zeitzer Ärzte wegen der Entfernung sowieso abgelehnt.

Nun gibt es aber auch im Bereich Profen viele schwer bettlägerige vor allem alte Menschen, die von ihren Familien gepflegt werden. Oder den 15-jährigen Maik Stahl, der an einer schweren Muskel-Dystrophie leidet. Schwester Sabine von der DRK-Sozialstation Tröglitz berichtete, dass sich allein das DRK in Profen um 20, in der Elsteraue insgesamt um 80 schwer pflegebedürftige Menschen kümmere. Dazu gehöre aber auch der Hausbesuch vom Arzt. "Sonst bleiben die alten Leute auf der Strecke, die ihr Leben lang in die Krankenversicherung eingezahlt haben", sagte sie.

Der Profener Frank Reichenbach verwies darauf, dass auch Dr. Eberhardt Kröber in absehbarer Zeit aus Altersgründen seine Hausarzt-Praxis in Draschwitz schließen werde, ebenso wie Ärzte in den anliegenden sächsischen Gemeinden. "Da muss eine Lösung her bis Jahresende", forderte er. "Man kann doch die Leute in dieser Sache nicht herumlaufen lassen wie die Bettler", betonte auch Landrat Reiche und sagte den Profenern seine volle Unterstützung zu. Die wollen auf jeden Fall dranbleiben. "Denn ein halbes Jahr ist schnell rum", seufzte eine der Frauen beim Hinausgehen.