Kohleausstieg Kohleausstieg: Wie Zeitz zum wichtigen Akteur im Strukturwandel werden kann

Zeitz - Wie können Kohleausstieg und der damit verbundene Strukturwandel in der Region Zeitz laufen - und zwar so, dass die Menschen mitgenommen werden. Diese Frage stellte die Linke in den Mittelpunkt einer Gesprächsrunde, zu der die Landtagsabgeordnete Katja Bahlmann eingeladen hatte. Mit Karsten Priedemann vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) war in mehrfacher Hinsicht ein kompetenter Gesprächspartner eingeladen worden.
Priedemann kennt Zeitz sehr gut. Nicht zuletzt, weil er ein Initiator des Paktes für Arbeit ist. „Des ersten und letzten noch bestehenden Gremiums, in dem Arbeitgeber, Gewerkschaften, Kommunen und Verwaltungsgemeinschaften an einem Tisch sitzen“, wie er sagte. Und genau auf diesen Pakt baut er auch in Hinsicht auf den anstehenden Strukturwandel.
Kohleausstieg: Alle springen jetzt auf den Zug der „bösen Braunkohle“ auf
Hilmar Preuß von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt, der den Abend souverän moderierte und vor allem thematisch geschickt die anstehenden Fragen stellte und durch den Wust an Informationen, Meinungen und Möglichkeiten manövrierte, spannte den Bogen zum Strukturwandel, der 1989/90 völlig unvorbereitet begann. Zugleich warnte er vor Polemik. Alle würden jetzt auf den Zug der „bösen Braunkohle“ aufspringen.
„Viele reiten jetzt natürlich auf der Welle mit“, sagte auch Priedemann, „alles abschaffen, was schlecht und schädlich ist.“ Dennoch sieht er einen klaren Unterschied zum Industriesterben nach der Wende. „Es ist nicht vergleichbar mit dem Strukturwandel 1989/90. Es kommt nicht von heute auf morgen“, so der Gewerkschafter, „die Laufzeit für die Braunkohle ist ja vorgegeben. Wir haben sozusagen eine Reaktionszeit von 15 Jahren.“
Kohleausstieg im Burgenlandkreis: Man müsse hier größer denken
Um allerdings diese Zeit auch sinnvoll zu nutzen und für die Region so viel wie möglich herauszuholen, müsse auch mit einer Stimme gesprochen werden. So, wie das der Pakt für Arbeit in Zeitz seit 1996 tue. Sonst laufe es anders: Wenn der Vorschlag kommt, ein Zukunftsinstitut in Zeitz anzusiedeln, dann komme auch sofort von anderen der Aufschrei: Das muss doch nicht in Zeitz sein!
Und genau das dürfe nicht passieren, wenn für die Region möglichst viel herausgeholt werden soll. Wenn etwas nach Nebra komme, wenn es etwas nach Zeitz oder Weißenfels komme, dann sei es gut, denn es sei im Burgenlandkreis. Man müsse hier größer denken - es gehe um die mitteldeutsche Region. Und darum, dass hier Menschen leben, die den Wandel gestalten. „Natürlich kann ich ein Zukunftszentrum in Zeitz bauen. Ich kann hier alles hinstellen, aber man braucht auch die Leute dazu.“ Leute, die nach Zeitz kommen, um hier zu leben.
Kohleausstieg im Burgenlandkreis: Mehr, als eine S-Bahn-Anbindung
Einen Plan, die eine zündende Idee hat jedoch noch niemand. Das wurde bei der Veranstaltung einmal deutlich. Klar ist aber, dass es mehr sein muss, als eine S-Bahn-Anbindung. Und man müsse an kleine und mittelständische Unternehmen denken. Die sollten hinsichtlich des anstehenden Wandels eine große Rolle spielen. Deshalb sei es wichtig, Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge als wichtiges Thema in die Diskussionen der nächsten Jahre einzubeziehen.
Ein Hinweis kam von der Zeitzerin Heidi Sanke. „Wir haben in Deutschland den höchsten Strompreis“, sagte sie, „das ist kein Anreiz für Investoren. Dann kommt der Kohleausstieg, die Strompreise gehen weiter nach oben... Welche Vorteile haben wir dann gegenüber anderen?“ Die Antwort kam aus dem Auditorium: „Saubere Luft!“ (mz)