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Klinikum Zeitz Klinikum Zeitz: Schlechtestbezahltes, nichtärztliches Personal in Sachsen-Anhalt

Von Angelika Andräs 02.04.2019, 07:00
Verdi plant einen Warnstreik.
Verdi plant einen Warnstreik. dpa Lizenz

Zeitz - Am 15. April werden die Tarifverhandlungen im Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikum fortgesetzt. Scheitert diese Runde, droht sogar Streik. Doch auch ohne dieses Damoklesschwert ist die Situation angespannt. Mitarbeiter wandten sich in einem Brief an die MZ und verwiesen auf schwierige Arbeitsbedingungen, zu wenig Personal, Teilschließungen von Stationen. Und sogar im Stadtrat ging es um das Zeitzer Krankenhaus. Die MZ hat die Meinungen und Probleme hier zusammengefasst und gegenübergestellt.

Welche Sorgen treiben die Stadträte um?

Könnte der Fall eintreten, dass das Zeitzer Klinikum in absehbarer Zeit schließt und Zeitz ein weiteres Mal als Verlierer gegenüber der Kreisstadt Naumburg dasteht? Zumindest für Lothar Gentsch, Stadtrat der Fraktion Die Linke, ist das gar nicht so abwegig. Im Rahmen einer Debatte um Kohleausstieg und Strukturwandel und den Einsatz der Sofortmittel in den betroffenen Regionen wurde Gentsch deutlich: In Naumburg werde ein großes Bettenhaus gebaut und ein Parkhaus.

Er befürchte, dass irgendwann Kliniken des Zeitzer Klinikums, das ja ohnehin zur Klinikum Burgenlandkreis GmbH mit Sitz in Naumburg gehöre, nach Naumburg verlagert werden und die Zeitzer als Patienten dann in die Kreisstadt müssten. Das ungleiche Verhältnis von Investitionen bewegt auch andere Stadträte: In Zeitz fehlen 60.000 Euro für die Reparatur der Parkplatzschranke, Ersatz des Kassenautomaten und Erweiterung des Parkplatzes. In Naumburg würden drei Millionen in ein modernes Parkhaus investiert.

Was bewegt Mitarbeiter des Zeitzer Klinikums?

In einem Brief und mehreren Anrufen wandten sich Mitarbeiter des nichtärztlichen Personals an die MZ. Auch sie bezweifeln zunehmend, dass das Zeitzer Klinikum politisch überhaupt noch gewollt sei. Während in Naumburg Parkhaus und Bettenhaus für viel Geld und ohne Fördermittel geplant seien, werde in Zeitz noch nicht einmal die seit Jahren versprochene und dringend nötige Erweiterung der Rettungsstelle gebaut. Doch nicht nur das: „Laut Aussage von Ver.di ist das nichtärztliche Personal unseres Klinikums das schlechtbezahlteste in Sachsen-Anhalt. Immer wieder werden wir von der Geschäftsleitung hingehalten.“

Dabei gehe es um die Angleichung an den Tarif, der 2007 bis 2012 mit Einverständnis der nichtärztlichen Beschäftigten ausgesetzt worden sei mit dem Ziel der Zukunftssicherung des Hauses. Im Endeffekt bedeutet das, dass nichtärztliche Mitarbeiter in Zeitz circa 15 Prozent unter dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) verdienen. Noch gravierender sei allerdings der Personalnotstand, heißt es in dem Brief, unter anderem in Notaufnahme, Intensivstation oder Palliativstation.

Was sagt die Geschäftsleitung dazu?

Man streitet nicht ab, dass es bereichsbezogene Einschränkungen hinsichtlich der Bettenverfügbarkeit gab und in einem Bereich noch gibt. Personal wird aber auch standortübergreifend (Naumburg-Zeitz) eingesetzt, um die Situation zu entschärfen. Auch Leihschwestern seien im Einsatz, in der vergangenen Woche waren es vier. Da sah die aktuelle Personalsituation so aus: drei Langzeitkranke und elf aktuelle Krankmeldungen.

7,5 offene Stellen, von denen bis auf eine alle bis 1. Oktober besetzt werden. Es zieht sich mitunter wegen der Einhaltung von Kündigungsfristen länger hin. Seit Februar wurden 18 Mitarbeiter an beiden Standorten eingestellt. „17 Auszubildende erhalten zum 1. September einen Arbeitsvertrag. Seit 2012 stieg die Anzahl der Vollkräfte von 886 auf 1029“, erklärt Geschäftsführer Lars Frohn.

Gibt es politische Anzeichen gegen das Zeitzer Klinikum?

Nein, offensichtlich gibt es die nicht. Auch die geplante Fusion mit dem Carl-von-Basedow-Klinikum mit seinen Standorten in Merseburg und Querfurt ändert nichts. „Auf jeden Fall hat das Georgius-Agricola-Klinikum in Zeitz auch künftig uneingeschränkten Bestand. Denn alle Standorte bleiben unumstößlich erhalten, auch die kommunale Trägerschaft und die kommunale Verantwortung für das Klinikum sind nicht verhandelbar“, sagt Landrat Götz Ulrich (CDU). (mz)