Kleine Frohnatur kann jetzt sogar lesen
Leißling/MZ. - Wenn überhaupt, so konnten Kinder mit dieser Art Behinderung in früheren Jahren nur eine Lernbehindertenschule besuchen. Unterricht gemeinsam mit gesunden Mädchen und Jungen war undenkbar. Doch Jenny Busch aus Langendorf besucht seit einem Jahr die Grundschule in Leißling. Mit großem Erfolg, weiß Schulleiterin Erika Butzke zu berichten. Seit zehn Jahren sammelt die Einrichtung Erfahrungen bei der Betreuung von leicht körperbehinderten Kindern.
Die Integration einer Schülerin mit geistiger Behinderung ist jedoch Neuland für die Leißlinger Pädagogen. Als Kooperationspartner der Weißenfelser Lernbehindertenschule ist das in Abstimmung mit dem Schulamt möglich geworden. Im Amtsdeutsch heißt es, dass auch Kinder mit Körper-, Seh-, Sprach-, geistigen und sozial-emotionaler Störungen am gemeinsamen Unterricht teilnehmen können. Die Gemeinde Leißling als Träger, das Landesverwaltungsamt Halle und das Schulamt Weißenfels befürworteten den Kooperationsvertrag mit der Pestalozzi-Schule der Kreisstadt. Damit ist für die Leißlinger Grundschule außerdem die Möglichkeit gegeben, sich ein besonderes Profil zu erarbeiten.
Für Jenny, die vor ihrem Schulbesuch in der integrativen Weißenfelser Kindertagesstätte "Kunterbunt" betreut wurde, hat sich die spezielle Form der Förderung bereits ausgezahlt. "Das Mädchen ist regelrecht aufgeblüht", erzählt Klassenleiterin Katrin Schweigert. "Unsere Jenny hat sich schnell an den Tagesablauf gewöhnt und die älteren Schüler wollen sie sogar beschützen", verrät Erika Butzke. Sehr engen Kontakt hält das Mädchen zur sozialpädagogischen Mitarbeiterin Simone Tietze. Doch weil die enge Bindung ihr eigentliches Tätigkeitsfeld einschränkt, hat die Schule nun eine weitere pädagogische Mitarbeiterin beantragt.
Am wichtigsten für Jenny, deren Eltern mit der Schule gut zusammenarbeiten, ist jedoch der Umgang mit den Klassenkameraden. Die mögen ihre Mitschülerin. "Jenny ist wirklich prima", meint auch Maria Köhler, eines von drei Mädchen in der 1. Klasse. Natürlich werde die kleine Langendorferin nach den Rahmenrichtlinien und den Zielen einer Lernbehinderteneinrichtung gefördert und die anderen Kinder nach höheren pädagogischen Standards. Trotzdem profitiert Jenny vom gemeinsamen Lernen mit ihren gesunden Mitschülern. Als sie das erste Wort lesen konnte, hätten ihre Klassenkameraden gejubelt, erinnert sich Katrin Schweigert. "Jenny ist sehr aufgeschlossen und teilt sich selbst laut und deutlich mit", erzählt ihre Lehrerin. So, als wolle sie das bestätigen, betont das Mädchen, dass sie im Mai schon acht Jahre alt werde, und läuft dann zu ihren Freunden zurück.