Kabarettistin Kabarettistin: Jubiläumsfeier auf Keulen-Brettern
Dresden/Weißenfels/MZ. - In ihrer Heimatstadt Weißenfels hat man sie noch gut in Erinnerung: Die quirlige junge Frau mit dem Talent zum Schauspiel. Dabei ist die Kabarettistin Brigitte Heinrich hier längst nicht mehr zu Hause.
Bereits in den siebziger Jahren verschlägt es das Talent an die Pleiße. An der Theaterhochschule in Leipzig nimmt Brigitte Heinrich ein Studium auf, nicht ohne sich vorher ausprobiert zu haben. In der Schulzeit schwärmt sie für Gedichte. Mit siebzehn Jahren rockt sie in einer Band, und während der Berufsausbildung mit Abitur engagiert sie sich im Arbeiter-Theater des Ensembles der Leuna-Werke.
"Hier habe ich dann Nägel mit Köpfen gemacht", erinnert sich die gelernte Mechanikerin an einen wichtigen Abschnitt. Nicht Mess- und Regeltechnik haben es ihr angetan, sondern die Schauspielerei.
Nach der Studienzeit winkt ein Arrangement am "Kleinstadttheater" in Quedlinburg. Neben ihrer Bühnentätigkeit wirkt Brigitte Heinrich in verschiedenen Fernseh- und Filmproduktionen mit. So schlüpft sie in die Rolle der Maren in dem Märchen "Die Regentrude". Im "Polizeiruf 110" ist sie im Jahr 1982 mehrmals zu sehen. Im selben Jahr wird Manfred Schubert, Leiter des Dresdener Kabaretts "Die Herkuleskeule", auf die Künstlerin aufmerksam. Er möchte sie in sein berühmtes Ensemble aufnehmen. Doch das Angebot von der Elbe beeindruckt nicht: "Ich bin lax darüber gegangen", sagt die Schauspielerin, die mit der zehnten Muse zu diesem Zeitpunkt nichts verbindet.
Dennoch bekommt das Keulen-Team in Dresden schließlich die gewünschte Verstärkung. Anfangs muss Brigitte Heinrich noch gegen die studierte Schauspielsprache kämpfen, und auch der schnelle Rollenwechsel im Kabarett ist gewöhnungsbedürftig. Im Gegenzug entwickelt sich politisches Denken.
Die Wendezeit ist für Brigitte Heinrich "besonders spannend", wie sie nach zwölf Jahren zurückblickt. Das Kabarettprogramm "Überlebenszeit" zählt für sie deshalb auch zu den erfolgreichsten Stücken. Die schönste Produktion sei aber stets die neueste. Demnach dürfte ihr die "Piepshow", mit der sie vor wenigen Wochen auch in ihrer Geburtsstadt Weißenfels mit ihren Kollegen gastierte, im Moment besonders am Herzen liegen. Das Programm wird natürlich auch in der Sachsenmetropole Dresden aufgeführt.
Bei der hohen Dichte von Gastauftritten und Heimspielen "bleibt kaum Luft". In Stoßzeiten, in denen sie früh Texte studiert und abends aufführt, bleibt häufig wenig Zeit für die Männerwirtschaft daheim. Ihr Lebensgefährte und der zehnjährige Sohn zeigen Verständnis dafür, wenn auch manchmal etwas murrend. Doch "wer einmal Blut geleckt hat, kommt nicht mehr los ", findet die Frau mit den vielen Hauptrollen. In diesem Monat feiert sie ihr 20-jähriges Bühnenengagement.
Mit ihrem Geburtsort an der Saale verbindet Brigitte Heinrich nicht mehr viel, gibt sie zu. Zu deprimierend sei der Anblick der Neustadt, der schöne Kindheitserinnerungen übertüncht. Allein die Trainingseinheiten zum Aufbau Weißenfelser Lachmuskulatur ziehen sie noch in die mittlere Kleinstadt. Und als Humor-Coach auf der Kulturhaus-Bühne verbringt Brigitte Heinrich hier auf auf alle Fälle gern ihre Zeit.