Impfstoff hilft im nächsten Herbst gegen Pferdehusten
ZEITZ/MZ. - Ob sie aufgeregt ist vor ihrer zweiten Premiere? Keine Frage. "Ja", gibt Angelika Andräs-Kautz eine halbe Stunde, bevor sie den "Zeitzer Intrigantenstadl" für ihr zweites Soloprogramms "Hoffnung" öffnet, zu. Die Nachfrage nach einem neuen Programm war nach den Vorstellungen des ersten Programms im vergangenen und Anfang diesen Jahres sehr groß. "Die Erwartungshaltung wird aber auch immer größer", sagt die Journalistin, die sich seit Jahren mit politischem Kabarett befasst und der es im letzten Jahr gelungen ist, ein solches Stück für ihre Elsterstadt Zeitz zu schneidern. Kultur in der Stadt ist ihr sowieso wichtig, deshalb leitet sie ehrenamtlich den Theater-, Kultur- und Kunstverein der Stadt Zeitz (KuK), der das Theaterzentrum Zeitz (TZZ) betreibt, auf dessen Studiobühne sie auftritt.
Dieses Mal kommt sie den 30 neugierigen Premierengästen von hinten durch die Tür, will ihnen so ähnlich wie auf einer Tupperware-Party etwas verkaufen - um die "leidende" Pharmaindustrie zu unterstützen. Wenn die den Schweingrippenimpfstoff nicht loswerde, müsse die Gesellschaft etwas für diese Branche tun. Für fünf Euro gibt es die nebenwirkungsfreie Dosis. Nach der Schweingrippe könne im Herbst ja der Pferdehusten oder Katzenschnupfen folgen. . .
Frau Hoch-Demuth, die sich wieder auf der Bühne an den Schreibtisch setzt, auf dem der Laptop steht, will das Publikum keinesfalls stören. Schließlich habe sie zu tun. Ehe die Beraterin für Kleinkredite zur Zeitzer Lokalpolitik übergeht, arbeitet sie an einem "Arbeitsförderprogramm für benachteiligte Banker". "Dazuverdienen muss heute doch jeder", meint sie und entwickelt für ihr Reisebüro die Idee, Touristen aus dem Ausland nach Zeitz zu locken. "Du musst Geld dort abschöpfen, wo es ist", sagt sie und das Motto "Erleben Sie den Osten, wie er ist!" mit Übernachtung in nicht abgerissenen Blöcken in Zeitz-Ost - das klingt nach Luxus-Camping und hat Potenzial. Da passen Essen bei der Tafel, Survivaltraining und der Besuch ehemaliger Industriestandorte genauso dazu wie eine Shoppingtour. Hauptsache, es bringt Geld: Die Kassen sind leer für Kultur und freiwillige Arbeit auch in Zeitz, auch wenn man sich einen schönen Schlosspark leistet.
Zwei Stunden gibt Andräs-Kautz den Gästen die Chance, ihren Ideen als Frau Hoch-Demuth und als mit Kittelschürze und Wischmopp ausgestattete Martha zu folgen. Dafür zieht sie sich immer mal wieder hinter der Bühne um, während die Zuhörer bei einem Stückchen Musik den Kopf frei bekommen für den nächsten Angriff.
Reichlich Beifall und Gelächter bekommt sie vor allem dann, wenn sie spitzfindig zerredet, was im Stadtrat passiert oder nicht gelingt. Martha beschwert sich über fehlende öffentliche Toiletten, will zwar Stadtgästen den Schlosspark anbieten, aber nicht eine Stadtführung durch die Rahnestraße.
"Hoffnung (2)" wandelt zwischen hartem Winter und Straßenschäden, fehlendem Bußgeldkatalog, unsanierten Häusern, Michaelpark und verödeter Innenstadt, befasst sich mit Hartz IV. Weil: "Der Mensch ist Mensch geworden durch die Arbeit", aber: "Was passiert mit dem Menschen, wenn man ihn aussortiert, seiner Menschenwürde beraubt?" Wie bei gutem politischem Kabarett bekommen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle natürlich ihr Fett weg. Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche nimmt sie genauso ins Visier wie Deutschland in Afghanistan.
Und Zeitzer Stadtpolitiker hätten sich wiedererkennen können, wenn sie denn unter dem Publikum gewesen wären. Doch die Hoffnung für die Zukunft von Zeitz hat Andräs-Kautz nicht aufgegeben. Schon wegen dem Impfstoff "K1L1", den sie verkaufen will und dessen Einsatz der Kultur in der Elsterstadt zugute kommen soll.
Eintrittsfrei sind die Kabarettabende im Zeitzer Intrigantenstadl ohnehin. Die KuK-Vereinsmitglieder sorgen zudem für Getränke, Chips und Süßes. Auch dafür steht nur dezent ein Spendentopf bereit. Doch den füllen die Gäste gern. Auch, um ein bisschen Kultur und Ehrenamt in Zeitz zu unterstützen und auf eine drittes Solokabarettprogramm zu hoffen.
Ostervorstellungen: am Sonntag, 4. April. 19 Uhr (ausverkauft); Ostermontag, 5. April, 19 Uhr, Sonnabend, 10. April, 19 Uhr; Anmeldungen telefonisch unter 0176 / 53 02 44 27 oder
0163 / 2 49 66 52