Hund frisst sich in Besenstiel
Droßdorf/MZ. - Ulrike Bolach will es wissen. Die 32-Jährige lässt sich von Heinz Wels aus Zetzschdorf ein scharfes Schnitzmesser reichen und legt los. Zig mal sah sie den Männern bei ihren Hobby schon über die Schulter, jetzt ist sie infiziert. "Es soll ein Pilz werden", spricht die gelernte Industriekauffrau. Doch zuerst muss sie ein Gefühl für das Messer entwickeln.
Wels ist ihr da schon ein ganzes Stück voraus. Er kommt aus dem Erzgebirge. Da liegt ihm das Schnitzen im Blut. Seit zehn Jahren lebt Wels in Zetzschdorf. Seit sich die Hobby-Schnitzer regelmäßig in Droßdorf treffen, gesellt er sich mit dazu. An jenem Abend übt er sich mit Gesichtern. "Dabei kann man genau erkennen, wer Linkshänder ist", spricht er zu den anderen in der Runde.
Wels, der selber mit der linken Hand schnitzt, zeigt zur Bestätigung auf ein Auge des fast fertigen Jägers, das etwas hervorsteht. Der Bergmann daneben weist dasselbe Handicap auf und schon fangen die anderen an zu frotzeln. Wels hat sich auf Figuren für Pyramiden spezialisiert. Bis zu 40 Zentimeter große Holzfiguren schuf er schon. Bernhard Vincenz aus Kuhndorf schnitzt aus Lindenholz ein kleines Kunstwerk, auf der eine Trophäe Platz finden soll. Als Vorlage dient dem passionierten Jäger ein Stück aus dunklem Holz, das vor hundert Jahren entstand. "Nur der Rehbock dafür rennt noch frei herum", flachst der Rentner und lässt sich nicht weiter abhalten.
Holger Hoppe sitzt ruhig in der Ecke. Vor ihm liegen kopierte Bilder mit verschiedenen Schnitzmotiven. Hoppe gehört zu den Neulingen unter den Schnitzern. Seit Dezember versucht er sich in Droßdorf, so weit es ihm der Schichtdienst im Stahlwerk Wetterzeube erlaubt.
Er ist gelernter Möbeltischler und hat früher zu Hause gedrechselt. Nun muss er wie Ulrike Bolach erst mal die Fingerfertigkeit für sein neues Hobby schulen. Hoppe hält eine kleine Figur in den Händen und spricht von einem Hund. "Anfangs muss man Lehrgeld bezahlen", setzt er gleich hinzu. Um kein kostbares Holz zu verschwenden, greift er deshalb beim Schnitzen auf Besenstiele aus Birke zurück.
Selbst Horst Schmidt, der den Schnitzerabend in Droßdorf ins Leben rief und schon viele Jahre diesem uralten Hobby frönt, ist noch nicht perfekt. "Ich muss mehr üben", gibt der Mann aus dem Heimatverein die Worte eines Holzschnitzers aus Seiffen wieder.
Schmidt belegte bei dem Fachmann einen Lehrgang im Drechseln, damit er kleine Spanbäume anfertigen kann. Jetzt hat er ein Stück Holz eingespannt, und schabt vorsichtig mit seinem Werkzeug darüber, so dass kleine geringelte Äste entstehen.
Der Heimatverein Droßdorf lädt jeden letzten Freitag im Monat ab 18 Uhr ins Dorfhaus zum Schnitzen ein. Interessenten sind jederzeit willkommen.