«Hier sind wir mit ganzer Liebe»
Weißenfels/MZ. - Johanna Weinheimer-Böttger ist eine Schaustellerin, die unter anderem einen Auto-Scooter besitzt während ihre Eltern in den wärmeren Tagen ein Kinder-Karussell betreiben. Bereits die Großeltern zogen als Artisten durch die Lande. Als damit nicht mehr genug verdient werden konnte, wurde einfach ins Schaustellerlager gewechselt.
Anfang November dieses Jahres war das Kirmesgeschäft vorbei, dann ging es in Richtung Mitteldeutschland. "Am schönsten ist es in Weißenfels. Hier sind wir mit ganzer Liebe. Wir hätten in Düsseldorf oder Neuss aufbauen können, aber wir wollten an die Saale", sagt Frau Weinheimer-Böttger. Und irgendwie glaubt man ihr das. Bei ihr kann man Glühwein, Mandeln, Crepes, Waffeln und andere Leckereien erwerben. Geheimtipp seien jedoch der Eier-Punsch und Lumumba. Zufrieden mit den Geschäftsleuten ist City-Manager Roland Kähler: "Wenn man zuverlässige Partner hat, kann darauf gebaut und geplant werden. Den Namen Weinheimer kennt jeder in der Branche." Schritt für Schritt sei der Weihnachtsmarkt verbessert worden. Am Anfang gab es zu viele Textilien zu kaufen. Das ist jetzt vorbei. "Die Händler haben sich auch weiterentwickelt. Jetzt ist ein gutes Niveau erreicht worden. Das wissen allerdings viele Weißenfelser nicht zu schätzen", bekräftigt Kähler. "Er ist zwar unser Marktmeister, aber irgendwie auch wie ein großer Bruder", meint die Unternehmerin in Richtung des Weißenfelsers.
Freunde der Familie haben Weißenfels auf Empfehlung der gebürtigen Aachenerin auch bereits besucht. Die Frau hatte sogar schon mal eine Wahrsagerin aus dem Grenzgebiet hierher mitgebracht. Aber letztere war mit dem Umsatz nicht zufrieden.
Mit im Boot ist mittlerweile der zukünftige Schwiegersohn Heinz Wimmert. Johanna Weinheimer-Böttgers Tochter Diana ist seit zwölf Jahren in Weißenfels dabei. Beide werden demnächst heiraten. Vier Familienmitglieder und zwei Aushilfen kümmern sich um die Wünsche der Kunden.
Unterbracht ist die Selbstständige im "Alten Brauhaus". "Die Arbeit macht Spaß und wir kommen mit den Leuten ins Gespräch. Wir sind jedoch froh, wenn wir abends im Hotel sind. Dann sind wir ganz schön geschafft", meint die 41-Jährige. Für ihren Geschmack hätte die D-Mark weiter Zahlungsmittel bleiben können, denn auch sie spürt eine Zurückhaltung der Kunden.
Am 19. Dezember packt die Familie ein und fährt wieder in die Heimat. Dann stehen drei Monate Urlaub auf dem Kalender. "Vielleicht fahren wir weg. Wir sind das ganze Jahr im Stress, der Winter gehört uns. Wir freuen uns erst mal auf unser Zuhause", bekräftigt Johanna Weinheimer-Böttger. Verdient haben sie und ihre Familie sowie andere Schausteller die Ruhepause bestimmt. Im Frühjahr geht es weiter: Dann wird Johanna Weinheimer-Böttger voraussichtlich auf einem Kirmesplatz in Düsseldorf anzutreffen sein. Ein Termin steht allerdings bereits fest: "Wir werden nächstes Jahr wiederkommen. Dann haben wir eine Hütte, die seitlich begehbar ist und in der sich die Besucher hinsetzen können. Wenn ich schon etwas Neues mitbringe, muss es auch schön sein", verkündet Johanna Weinheimer-Böttger. Ende des nächsten Jahres wird die Familie sich also wieder aufmachen, um nach 550 Kilometern auf der Autobahn und etlichen Stunden Fahrzeit ihre Stände vor dem Weißenfelser Rathaus aufzustellen.