1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Gesundheit : Gesundheit : Hausarzt in Kayna findet keinen Ersatz

Gesundheit  Gesundheit : Hausarzt in Kayna findet keinen Ersatz

Von Yvette Meinhardt 30.01.2017, 15:33
Dieses Schild hängt in Kayna an der Praxis von Dr. Friedrich.
Dieses Schild hängt in Kayna an der Praxis von Dr. Friedrich. Hartmut Krimmer

Kayna - Jede zehnte Hausarztpraxis in Sachsen-Anhalt steht schon leer. Wer in diesen Tagen zu Doktor Karl-Heinz Friedrich in Kayna gehen will, der landet ebenfalls vor verschlossener Tür. Denn die Praxis ist seit 1. Januar geschlossen. „Die geplante Wiedereröffnung im Februar 2017 ist wahrscheinlich nicht möglich. Eine Vertretung kann trotz aller Bemühungen nicht benannt werden“, teilt Doktor Friedrich per Aushang seinen Patienten mit. Er selbst hat das Rentenalter erreicht.

„Ich habe mich seit vier Jahren um einen Nachfolger bemüht, ein teueres Gutachten zur Bewertung der Praxis aufgegeben und seit zwei Jahren mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) verhandelt. Doch bis heute gibt es keine Entscheidung“, sagt Friedrich. So hat er nach 33 Jahren seine Praxis geschlossen. Die Zeitzer Zeitung fragte beim Burgenlandkreis als Träger des MVZ nach. Demnach liegt der Kassenärztlichen Vereinigung eine Bewerbung um den Hausarztsitz in Kayna vor. „Der Zulassungsausschuss wird jedoch erst am 15. Februar darüber entscheiden. Sollte das Ambulante Zentrum den Zuschlag erhalten, wird es sich um eine Fortsetzung der hausärztlichen Versorgung in Kayna bemühen“, heißt es in der Pressemitteilung.

Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt sieht in Kayna keinen Handlungsbedarf

Die kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt sieht in Kayna keinen Handlungsbedarf. Denn Kayna, die Gemeinde Elsteraue und auch die Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst gehören zum Mittelbereich Zeitz. Hier sind laut KV 32 Hausärzte tätig, davon 21 in der Stadt Zeitz.

„Im Mittelbereich Zeitz liegt der vom Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen festgestellte Versorgungsgrad bei 106,9 Prozent“, teilt Bernd Franke, Pressesprecher der KV mit. Bei einem Versorgungsgrad von 100 Prozent „wird von einer angemessenen Versorgung ausgegangen“. Der Zulassungsausschuss dürfe bis zu einem Versorgungsgrad von 140 Prozent eine Wiederbesetzung einer Arztpraxis genehmigen. Im Falle Kayna sei dies der Fall und es gibt laut KV aktuell drei Bewerber. Landesweit sind 133,5 Hausarztstellen unbesetzt. Darüber hinaus geht die KV davon aus, dass aufgrund der Überalterung der Ärzte künftig zirka 20 Allgemeinmediziner mehr benötigt werden als bisher prognostiziert.

Burgenlandkreis beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Thematik

Der Burgenlandkreis beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Thematik. So wurde ein Ambulantes Zentrum errichtet. Dazu gehören Praxen mit insgesamt 17 Fachärzten in Naumburg (acht Ärzte), Bad Kösen (1), Zeitz (zwei im Klinikum und zwei in der Röntgenstraße), Bad Bibra (2) und Weißenfels (2). Des Weiteren wurden für die Ausbildung von Assistenzärzten zu Fachärzten für Allgemeinmedizin vier Planstellen (je zwei in Naumburg und Zeitz) geschaffen. Insgesamt sind im Klinikum Burgenlandkreis derzeit 15 Assistenzärzte in der Ausbildung.

„Die hausärztliche Tätigkeit in eigener Niederlassung hat für uns weiterhin Vorrang. Dort, wo sich kein Nachfolger findet, werden wir versuchen, mit unserem Ambulanten Zentrum zu helfen. Aber auch wir können keine Hausärzte backen“, sagt Landrat Götz Ulrich (CDU), der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates des Klinikums ist. Doch die hohe Arbeitsbelastung auf dem Land bei einer zugleich weiter alternden Bevölkerung würde dazu beitragen, dass der Hausarztberuf gerade für junge Ärztinnen und Ärzte kaum mit einem Familienleben vereinbar sei.

Eine schnelle Lösung für Kayna ist demnach nicht in Sicht

Eine schnelle Lösung für Kayna ist demnach nicht in Sicht. „Ich war hier mehr als 40 Jahre Patient, es ist eine gut funktionierende Praxis“, sagt Hermann Heiner. Der 77-Jährige fühlt sich noch rüstig, doch er weiß auch, dass ihn die zweite Ärztin im Dorf nicht nehmen kann. Doktor Ortrud Schack betreibt seit über 30 Jahren eine Praxis in der Waldstraße. Sie hat mehr als 1 650 Patienten im Quartal. „Jeder im Dorf weiß, dass sie schon heute überlastet ist“, fährt Heiner fort.

Die Ärztin selbst fühle sich zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite hat sie einst den hippokratischen Eid geschworen, weist aus diesem Grund keinen Notfall ab. Auf der anderen Seite ist sie längst ausgebucht. Und nicht zu vergessen, geht auch sie bereits auf das Rentenalter zu, macht sich über ihre Nachfolger Gedanken. Mit der Zeitung möchte sie nicht sprechen, denn auf dem Land würden die Entscheidungen mit all den daraus resultierenden Problemen nur ausgebadet, die auf politischer Ebene getroffen werden. (mz)