1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Geschwister-Scholl-Gymnasium: Geschwister-Scholl-Gymnasium: Flucht in die Wirklichkeit der Fantasie

Geschwister-Scholl-Gymnasium Geschwister-Scholl-Gymnasium: Flucht in die Wirklichkeit der Fantasie

Von Angelika Andräs 17.10.2001, 17:34

Zeitz/MZ. - Was ist Wirklichkeit? Was ist Fiktion? Oder Fantasie. Die Flucht in die Fantasie. Dann, wenn die Wirklichkeit nicht stimmt, nicht so funktioniert, wie man es sich erhofft. Bei Allan scheint die Flucht zu funktionieren. Zumindest manchmal. Oder auch nicht, wenn man die Damen im weißen Kittel sieht, die ihn im Rollstuhl über die Bühne schieben.

Durch die Turnhalle müsste man sagen, denn die Aufführung fand Mittwoch Morgen in der Turnhalle des Zeitzer Geschwister-Scholl-Gymnasiums statt. Bereits zum zweiten Mal hatten engagierte Lehrer das White Horse Theatre eingeladen und boten den 11. bis 13. Klassen eine wirklich erstklassige Unterrichtsstunde in mehreren Fächern. Sozusagen Inhalt, Ausdruck, Sprache. Über den Inhalt, die genau auf Jugendliche zugeschnittenen Metaphern, muss einfach gesprochen werden. Das ausdrucksstarke Spiel war eine echte Lehrstunde in Sachen Theater. Doch vor allem agierten Beth Cohen, Ruth Rayyah McCaul und Robin Armstrong in "A Slap in the Face" (Ein Schlag ins Gesicht) in ihrer Muttersprache - in Englisch. Wenn die Theatergruppe, die übrigens mittlerweile dank des Umzuges ihres Leiters Peter Griffith von der Insel nach Deutschland in der Nähe von Soest zu Hause ist, davon ausgeht, dass ihre Aufführungen für viele Schüler die erste Gelegenheit sind, im Fach Englisch kräftig zu lachen - sie haben Recht. Erstklassiges Englisch, was man ja bei professionell ausgebildeten und unter hunderten von Bewerbern in London ausgesuchten Schauspielern erwarten darf, macht das Verstehen an sich schon leicht. Außerdem, betonte Griffith eingangs, ist Theater nicht nur Worte. Und über das Spiel erschloss sich in der gründlich erarbeiteten und auf den Punkt gebrachten Inszenierung viel. Angelehnt an modernes Bewegungstheater und die gute alte Pantomime vertieften Gesicht und Körper die verbal vermittelte Geschichte.

Die Geschichte von Allan (Armstrong), der ein Problem hat: Er kann nicht aufhören zu denken und was er denkt, wird Realität. Die langweilige Lehrerin zum Werwolf, der Melissa angreift. Melissa, die vor ihm in der Bank sitzt. Da kann er sie retten. Auch vor dem Tiger, weil Allan plötzlich dank der Denkkraft Tarzan wird. Und vor dem Typen im Bus rettet er sie auch, denn er ist in Melissa verliebt - nur sie nicht in ihn. Es funktioniert nur in der Fantasie. Als James Bond hat er nicht so viel Glück, da kehrt sich seine Fantasie gegen ihn. Aber vielleicht ist die Fantasie seine Wirklichkeit geworden? Und vielleicht ist ja die Realität nicht the boaring lesson, sondern der Klinikalltag? Das Stück lässt den Zuschauer einen Blick in den Spiegel werfen, lässt ihn mit Fragen zurück. Wohl auch eigenen. Das macht die Aufführung der Truppe zu weitaus mehr als einer genialen Englischstunde. Very British, erstklassig und voller Lust auf mehr. Als zweites Stück spielten die Akteure dann "Romeo und Julia".