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Gesammelte Erinnerungen Gesammelte Erinnerungen: Dokumente erzählen über bekannteste Mediziner der Stadt

Von Petrik Wittwika 20.07.2019, 14:00
Gerhard Stoye aus Wiesbaden übergab jetzt die etwa 50 Seiten umfassenden Lebenserinnerungen seiner Mutter, der einst stadtbekannten Zeitzer Ärztin Dr. med. Elisabeth Stoye, an Stadtarchivleiterin Sibylle Pentzek.
Gerhard Stoye aus Wiesbaden übergab jetzt die etwa 50 Seiten umfassenden Lebenserinnerungen seiner Mutter, der einst stadtbekannten Zeitzer Ärztin Dr. med. Elisabeth Stoye, an Stadtarchivleiterin Sibylle Pentzek. Petrik Wittwika

Zeitz - Elisabeth und Walter Stoye ließen sich Mitte der 1920er Jahre als Ärzte in Zeitz nieder. Dass daraus eine über 50 Jahre währende Praxistätigkeit für die hiesige Bevölkerung ihren Anfang nehmen würde, hätte wohl zu diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen können. Heute zählen sie zu den bekanntesten Medizinern der Stadt.

Zeitzer Ärtze stets bereit für die Kleinen

Hausbesuche bei seinen kleinen Patienten, auch in den Dörfern des Zeitzer Kreises, waren selbstverständlich für Walter Stoye. Bevor ein Pkw ihm die Anfahrt ermöglichte, war er mit dem Fahrrad unterwegs. Die noch heute in der Schulstraße 4 untergebrachte Kinderarztpraxis erinnert gleichsam an das segensreiche Wirken der Stoyes. Mit seiner zeitlos modernen Architektur verdeutlicht das Haus zugleich das fortschrittliche Denken beider Mediziner.

Selbstverständlich war es für Elisabeth Stoye, dass sie während des Zweiten Weltkrieges die Kinderarztpraxis ihre Mannes mitversorgte, wenn er abberufen wurde. Ihr Mann wurde nämlich immer wieder zu anderen Diensteinsätzen, etwa zwecks Betreuung einer Infektionsabteilung im Lazarett in Eisleben, oder zu Musterungen verpflichtet. Darüber hinaus engagierte sich Elisabeth Stoye auch viele Jahre im Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD), dessen Ortsgruppe Zeitz am 8. April 1947 ins Leben gerufen worden war.

Zeitzer Ärtze fanden letzte Ruhestätte in auf dem Michaelisfriedhof 

Wie sehr die Stoyes Mediziner mit Leib und Seele waren, beweist am eindringlichsten die Dauer ihrer Tätigkeit. Als „ältestes Ärzte-Ehepaar im Bezirk Halle“ wurden beide, die ohnehin bereits seit 1962 den Titel „Sanitätsrat“ trugen, im Dezember 1973 geehrt. Erst zum 1. April 1976 beendete Walter Stoye im 82. Lebensjahr offiziell seine Praxistätigkeit. Das Haus der Stoyes blieb auch nach deren Eintritt in den Ruhestand im Dienst des Gesundheitswesens. Nach Renovierungsarbeiten eröffnete dort im Juli 1976 die Zeitzer Kinder-Poliklinik. Elisabeth Stoye praktizierte sogar noch über ihr 80. Lebensjahr hinaus.

Dafür stand ein kleines Zimmer in ihrer Wohnung in der Schulstraße 4 zur Verfügung, in der sie vorrangig ältere Patienten betreute, die „ihrer Frau Doktor“ dafür sehr dankbar waren. Am 19. Februar 1983 schlossen sich die Augen von Elisabeth Stoye, der ersten Zeitzer Ärztin, für immer. Ihr Ehemann Walter Stoye war bereits am 11. März 1982 verstorben. Auf dem Michaelisfriedhof haben beide ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Ein „Gipfeltreffen“ der Erinnerungen und der Zeitzer Geschichte

Gerhard Stoye aus Wiesbaden kam vor einigen Wochen im Beisein seiner Frau Rose-Marie in das Stadtarchiv Zeitz, wo er die vor über 50 Jahren verfassten Lebenserinnerungen seiner Mutter, Elisabeth Stoye, an Archivleiterin Sibylle Pentzek übergab. Damit wurde das Gedächtnis der Stadt im Schloss Moritzburg um eine weitere wichtige Quelle reicher, nachdem bereits vor einigen Jahren die Aufzeichnungen seines Vaters, Walter Stoye, dem Archiv dankenswerterweise zur Verfügung gestellt worden waren. Aus dem Archiv Gerhard Stoye kamen auch viele Fotos, von denen ein Teil hier zu den Beiträgen veröffentlicht wurden.

Doch es kam noch zu einem anderen „Gipfeltreffen“ der Erinnerungen und der Zeitzer Geschichte: Es war der innige Wunsch von Rose-Marie Stoye (89), der Schwiegertochter des Zeitzer Arztehepaares, dass sie Ernst-Albert Naether (83) noch einmal begegnet. Als sechsjährige Tochter von Gärtnermeister Gröbe, Naethers unmittelbarer Nachbar in der Richard-Leißling-Straße, hatte sie ihn 1936 im Kinderwagen auf dem weitläufigen Gelände der Villa Steineck ausgefahren. Dieser Wunsch ging dank der Leiterin des Zeitzer Stadtarchivs Sibylle Pentzek beim Besuch des Ehepaars Stoye ebenfalls in Erfüllung. (mz)

Es war der innige Wunsch von Rose-Marie Stoye (89), passionierte Gesangspädagogin, Ernst-Albert Naether (83), noch einmal zu begegnen. Dieser Wunsch erfüllte sich im Stadtarchiv.
Es war der innige Wunsch von Rose-Marie Stoye (89), passionierte Gesangspädagogin, Ernst-Albert Naether (83), noch einmal zu begegnen. Dieser Wunsch erfüllte sich im Stadtarchiv.
Petrik Wittwika